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09.02.2012 13:44

Unstatistik des Monats: Missverständliche Zahlen bei der Hähnchenmast

Joachim Schmidt Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die Unstatistik des Monats Januar ist 96,4%.

    Diese Zahl verbreitete das Umweltministerium NRW am 20. Januar 2012 in einer Pressemitteilung; so viele Hähnchen der untersuchten Mäster aus NRW sollen nach Angaben von NRW-Umweltminister Remmel mit Antibiotika behandelt werden oder worden sein.

    Hier ist Umweltminister Remmel und mit ihm viele andere, die diese Zahl seit ihrem ersten Auftauchen verbreitet haben, ohne sie zu hinterfragen, einem Irrtum aufgesessen. Dieser Irrtum liegt darin, dass „Betriebe“ mit „Hähnchen“ verwechselt werden. Wahr ist vermutlich, dass nur 3,6% der Hähnchen in Betrieben aufgezogen werden, die grundsätzlich auf Antibiotika verzichten. Es gibt aber viele Mastbetriebe, die einmal bei einem Mastdurchgang Antibiotika brauchten und beim nächsten Durchgang nicht. Alle Personen, die die Zahl 96,4% verbreitet haben, haben fälschlicherweise alle gemästeten Hähnchen dieser Betriebe als durch Antibiotika kontaminiert klassifiziert. Daher ist der Prozentsatz der mit Antibiotika behandelten Masthähnchen wahrscheinlich kleiner als 96,4%.

    Eine genauere Betrachtung der dieser Zahl zugrunde liegenden Studie zeigt, dass bei 83% der untersuchten Mastdurchgänge mindestens eine Arzneimittelbehandlung vorgenommen wurde, während bei 17% der Durchgänge keine Behandlung stattfand. Aber auch diese Zahl liefert keinen Hinweis, wie viele Hähnchen tatsächlich mit Arzneimitteln behandelt wurden, da sich die Anzahl der Hähnchen je Mastdurchgang stark unterscheidet. Mehr Aufschluss liefert eine repräsentative Untersuchung des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, die die tatsächliche Anzahl der behandelten Masthühner ausweist. Nach dieser Studie wurden 76% der Masthühnchen in Niedersachsen mit Antibiotika behandelt.

    Ihre Ansprechpartner dazu:
    Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: (0231) 755-3125
    Prof. Dr. Thomas Bauer, Tel.: (0201) 81 49-264

    Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter http://www.rwi-essen.de/unstatistik.


    Weitere Informationen:

    http://www.rwi-essen.de/unstatistik - hier stehen die Meldungen zur "Unstatistik des Monats" auf der RWI-Homepage


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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