Schreckliche Erlebnisse können zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen, bei der Betroffene unter belastende Erinnerungen leiden. Forscher der Universität Basel haben nun entdeckt, dass ein genetischer Faktor, der für ein gutes Gedächtnis sorgt, auch das Risiko für eine posttraumatische Belastungsstörung erhöht. Die Ergebnisse ihrer Studie erscheinen diese Woche in der US-Fachzeitschrift PNAS.
Ein gutes Gedächtnis hat viele Vorteile. So bleibt beispielsweise der gelernte Schulstoff besser haften oder die Schlüssel werden weniger oft verlegt. Doch ein gutes Gedächtnis könnte auch eine Kehrseite haben, nämlich dann, wenn sich auch schreckliche Erlebnisse wie ein schwerer Unfall oder eine Vergewaltigung tief ins Gedächtnis eingraben. Wenn traumatische Erlebnisse in Form quälender Erinnerungen weiterexistieren, könnten sie die Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung begünstigen.
Die Professoren Dominique de Quervain und Andreas Papassotiropoulos von der Universität Basel haben nun entdeckt, dass sich Träger einer bestimmten Variante des Gens PKC alpha besser an gelernte Information erinnern als Personen ohne diese Genvariante. Emotionale und neutrale Informationen waren gleichermassen betroffen. Ferner fanden die Forscher von der transfakultären Forschungsplattform «Molekulare und Kognitive Neurowissenschaften» und vom Biozentrum der Universität Basel heraus, dass die Genvariante mit einer erhöhten Aktivität in gedächtnisrelevanten Hirnregionen einhergeht. Bei der Untersuchung hatten über Tausend gesunde Versuchspersonen teilgenommen.
In einem zweiten Schritt untersuchten die Forscher zusammen mit Prof. Thomas Elbert von der Universität Konstanz und Prof. Iris-Tatjana Kolassa von der Universität Ulm die Effekte der Genvariante auf traumatische Erinnerungen bei rund 350 Überlebenden des Völkermords in Ruanda. Die Forscher fanden heraus, dass Träger der identifizierten Genvariante auch mehr quälende Erinnerungen an schreckliche Erlebnisse während des Bürgerkriegs hatten und überdurchschnittlich oft an einer posttraumatischen Belastungsstörung litten.
Die Studie zeigt zum ersten Mal einen genetischen Zusammenhang zwischen einem guten Gedächtnis und einem erhöhten Risiko für ein psychisches Trauma. Die Ergebnisse legen nahe, dass PKC alpha eine wichtige Rolle in der Regulation von Gedächtnisprozessen spielt. Die aktuelle Studie fand im Rahmen des von de Quervain und Papassotiropoulos geleiteten Projekts «Neurobiologische Mechanismen des menschlichen Gedächtnisses» statt.
Originalbeitrag
Dominique J.-F. de Quervain, Iris-Tatjana Kolassa, Sandra Ackermann, Amanda Aerni, Peter Boesiger, Philippe Demougin, Thomas Elbert, Verena Ertl, Leo Gschwind, Nils Hadziselimovic, Edveena Hanser, Angela Heck, Petra Hieber, Kim-Dung Huynh, Markus Klarhöfer, Roger Luechinger, Björn Rasch, Klaus Scheffler, Klara Spalek, Christoph Stippich, Christian Vogler, Vanja Vukojevic, Attila Stetak, and Andreas Papassotiropoulos
PKCα is genetically linked to memory capacity in healthy subjects and to risk for posttraumatic stress disorder in genocide survivors
PNAS Online Early Edition | doi: 10.1073/pnas.1200857109
Weitere Auskünfte
• Prof. Dr. Andreas Papassotiropoulos, Universität Basel, Abteilung für Molekulare Neurowissenschaften, Tel. +41 61 267 05 99 (direkt), +41 61 267 05 88 (Sekretariat), E-Mail: andreas.papas@unibas.ch
• Prof. Dr. Dominique de Quervain, Universität Basel, Abteilung für Kognitive Neurowissenschaft, Tel. +41 61 267 02 37 (direkt), +41 61 267 02 38 (Sekretariat), E-Mail: dominique.dequervain@unibas.ch
http://www.pnas.org/content/early/2012/05/07/1200857109 - Abstract
Gezeichnete Kriegserinnerungen eines Jugendlichen aus dem Sudan.
Foto: Verena Ertl
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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