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02.10.2012 12:35

Vier neue Forschergruppen, eine neue Kolleg-Forschergruppe

Marco Finetti Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Von prähistorischer Mobilität bis zu Medienkulturen der Computersimulation

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet vier neue Forschergruppen und eine neue Kolleg-Forschergruppe ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG in seiner Oktober-Sitzung 2012 in Bonn. Die Forschungsverbünde sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit bieten, sich aktuellen und drängenden Fragen in ihren Fächern zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren.

    Wie alle DFG-Forschergruppen werden die neuen Einrichtungen orts- und fächerübergreifend arbeiten. Mit den Kolleg-Forschergruppen werden exzellente Studien in wichtigen Forschungsfeldern der Geistes- und Sozialwissenschaften unterstützt.

    Die eingerichteten Forschergruppen decken ein breites thematisches Spektrum ab: So will eine der Gruppen anhand von Isotopenbestimmungen Aufschlüsse über die Mobilität der prähistorischen Menschen gewinnen. Andere Gruppen arbeiten an der Entwicklung optimierter Werkstoffe mit Formgedächtnis für die industrielle Anwendung oder widmen sich der Frage, wie bestimmte Elementarteilchen zu ihrer Masse kommen.

    In den nächsten drei Jahren werden die vier neuen Forschergruppen circa 6,3 Millionen Euro erhalten; damit fördert die DFG insgesamt 187 Forschergruppen. Die Förderungsdauer einer Kolleg-Forschergruppe ist auf acht Jahre angelegt. Die neue Gruppe wird in einer ersten vierjährigen Förderphase mit rund vier Millionen Euro finanziert. Bislang werden in dem 2008 eingeführten Programm acht Gruppen gefördert.

    Die neuen Gruppen im Einzelnen (alphabetisch nach Sprecherhochschule):

    Im Mittelpunkt der Forschergruppe „Metallic Nanowires on the Atomic Scale: Electronic and Vibrational Coupling in Real World Systems“ steht die Untersuchung der außergewöhnlichen physikalischen Eigenschaften eindimensionaler elektronischer Systeme (1-D). Als prototypische 1-D-Systeme dienen den Forscherinnen und Forschern hier metallische Nanodrähte. Diese verhalten sich nach theoretischen Vorhersagen grundlegend anders als 2-D- oder 3-D-Systeme. Experimentell realisierbare 1-D-Systeme sind allerdings zwangsläufig an die zwei- beziehungsweise dreidimensionale Umgebung gekoppelt, was deren Eigenschaften beeinflusst. Wie genau dies passiert oder aber gesteuert werden kann, will die neue Forschergruppe in der Zusammenarbeit von theoretischen und experimentellen Physikern herausfinden. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis der Struktur und der Funktionalitäten eindimensionaler elektronischer Systeme beitragen. (Sprecher: Prof. Dr. Herbert Pfnür, Gottfried Wilhelm Leibniz-Universität Hannover)

    Ob Massenpanik im Stadion, die Entwicklung des Klimas oder der Crashtest – mithilfe digitaler Medientechnik lassen sich am Computer Szenarien simulieren und so Handlungsempfehlungen für den Fall ihres Eintretens entwickeln. Die neue Kolleg-Forschergruppe „Medienkulturen der Computersimulation“ will nun überprüfen, inwieweit durch solche Simulationen ganze Forschungsfelder neu definiert werden und das Verständnis von Wissenschaft und Wissensproduktion verändert wird. Sie geht dabei der These nach, dass die computergestützte Imitation des dynamischen Verhaltens von ökologischen, ökonomischen, medizinischen oder technischen Systemen tief in alle Bereiche des Alltags eingreift und damit die traditionelle Vorstellung von Wissenschaft herausfordert. (Sprecher: Prof. Dr. Claus Pias und Prof. Dr. Martin Warnke, Leuphana Universität Lüneburg)

    Wie mobil waren Mensch und Tier in der Prähistorie? Und welche kulturellen Kontakte ergaben sich zwischen Bevölkerungen unterschiedlicher Regionen? Diese Fragen stellt sich die Forschergruppe „Transalpine Mobilität und Kulturtransfer“. Für die archäologisch hochinteressante Alpenregion und das nördliche Alpenvorland wollen die Forscherinnen und Forscher eine „Isotopen-Kartierung“ für den Zeitraum von der Spätbronzezeit bis zur Römerzeit erstellen. Die Untersuchung der genauen Zusammensetzung verschiedener stabiler Isotope von Strontium, Sauerstoff und Blei in der Region gibt Aufschluss über die Herkunft beziehungsweise Migrations- oder Handelsrichtung archäologischer Funde. Die Forschergruppe befasst sich dabei erstmals systematisch mit der Fundkategorie der Leichenbrände, welche mineralogisch detailliert charakterisiert werden. Damit wird es möglich sein, zwischen „lokal“ oder „ortsfremd“ zu differenzieren und so eine Rekonstruktion des Güter- und Kulturaustausches in der jeweiligen Region zu erlauben. (Sprecherin: Prof. Dr. Gisela Grupe, Ludwig-Maximilians-Universität München)

    Klassische Formgedächtnislegierungen erfuhren in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit durch interessante Anwendungsmöglichkeiten als Aktoren in der Mikrosystemtechnik und der Medizin. Ihr entscheidender Nachteil besteht darin, dass sie sich Form und Eigenschaften nur bei Temperaturen unterhalb von 80 °C „merken“ können. Mit neuartigen Hochtemperatur-Formgedächtnislegierungen könnte ein enormes Anwendungspotenzial für verschiedenste Anwendungen vom Automobilbau bis zur Luftfahrt erschlossen werden. In der Forschergruppe „Hochtemperatur-Formgedächtnislegierungen – Von den Grundlagen zur Anwendung“ soll zunächst ein genaues Verständnis des elementaren Werkstoffverhaltens im Hochtemperaturbereich erarbeitet werden. Damit schafft die Gruppe die Basis für die weitere Erforschung neuer Beanspruchungsprofile solcher Werkstoffe und den bislang kaum erforschten Möglichkeiten ihrer Herstellung und Verarbeitung. Neben der Grundlagenforschung an den materialwissenschaftlichen und werkstofftechnischen Eigenschaften arbeitet die Gruppe stark praxisbezogen: Von der Entwicklung eines für die Dämpfung und Aktorik geeigneten Demonstratorbauteils erhoffen sich die Forscher, die Hochtemperatur-Formgedächtnislegierungen an die industrielle Serienanwendung heranzuführen. (Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Hans Jürgen Maier, Universität Paderborn)

    Den Ursprüngen des Universums ist die Forschergruppe „Quark Flavour Physics and Effective Field Theories“ auf der Spur – der Frage, wie die Teilchen zu ihrer Masse kommen. Im Mittelpunkt stehen die Quarks, die elementaren Bausteine der Materie. Im Standardmodell der Teilchenphysik werden sie in drei Generationen eingeteilt, die dann nochmals in zwei unterschiedliche „Flavours“ unterschieden werden. Die Flavours zählen zu den größten Rätseln der Teilchenphysik, ergeben sie sich doch aus der Verbindung der bekannten Elementarteilchen wie den Quarks mit dem Higgs-Teilchen. In der Forschergruppe soll nun ein wesentlicher Beitrag zum grundlegenden theoretischen Verständnis der Flavours geleistet werden. Damit wollen die Physiker und Physikerinnen die Berechenbarkeit der Teilchen des Standardmodells, und hier insbesondere der Quarks, erhöhen und damit die theoretischen Grundlagen zur Verfügung stellen, um in Experimenten den Übergang zwischen den Flavours näher bestimmen zu können.
    (Sprecher: Prof. Dr. Thomas Mannel, Universität Siegen)

    Weiterführende Informationen

    Medienkontakt:
    Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de

    Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecher der eingerichteten Gruppen.

    Zu DFG-Forschergruppen und Kolleg-Forschergruppen siehe auch:
    www.dfg.de/foerderung/programme/koordinierte_programme/index.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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