Diabetes vom Typ 1, der vor allem bei Jugendlichen immer häufiger auftritt, kann womöglich durch Darmbakterien gestoppt werden. Dies hat eine internationale Forschergruppe mit Berner Beteiligung herausgefunden.
Menschen haben schier unendlich viele Bakterien im unteren Darmbereich – rund 100 Billionen (10 hoch 14). Damit enthält unser Körper 10mal mehr Bakterien als Körperzellen – und diese winzig kleinen Organismen sind wichtig für unsere Gesundheit. Sie helfen uns, Nahrungsmittel zu verdauen und versorgen uns mit Energie und Vitaminen.
Diese «guten», sogenannt kommensalen Bakterien im Darm stoppen die «schlechten» Bakterien, die Infektionen verursachen, wie zum Beispiel Salmonellen. Wenn aber die Bakterien im Darm ausser Kontrolle geraten, können an verschiedenen Orten im Körper Entzündungen entstehen, die das Gewebe schädigen. Oftmals ist der Darm selber betroffen, und es treten chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn auf.
Die gute Nachricht: Darmbakterien können auch die Produktion von Hormonen anregen, welche die Stoffwechselkrankheit Diabetes stoppen. Dies hat jetzt eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung der Universität Toronto sowie Prof. Andrew Macpherson vom Departement Klinische Forschung der Universität Bern und der Klinik für Viszerale Chirurgie und Medizin des Inselspitals nachgewiesen.
Ihre Erkenntnisse könnten vor allem von Diabetes betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen: Bei ihnen wird die Krankheit durch Immunzellen verursacht, die spezielle Zellen in der Bauchspeicheldrüse beschädigen, die das Hormon Insulin produzieren (Diabetes Typ 1). Die Forschenden erhoffen sich vom neu gewonnenen Verständnis über Darmbakterien neue Therapieansätze für betroffene Kinder und Jugendliche. Die Studienergebnisse sind in «Science Express» publiziert.
Beobachtungen im Tiermodell helfen weiter
Den Zusammenhang zwischen Diabetes und Darmbakterien wiesen die Forscherteams in Toronto und Bern in Versuchen mit Mäusen nach, die zu Diabetes neigen. Sie entdeckten, dass Darmbakterien, insbesondere in männlichen Mäusen, biochemische Reaktionen auslösen, welche die Produktion von Hormonen anregen können. Diese Hormone können die Entwicklung von Diabetes stoppen. Nun könnten diese Darmbakterien bei Kindern und Jugendlichen, die genetisch anfällig für Diabetes oder bereits daran erkrankt sind, gezielt als Therapie eingesetzt werden, indem sie durch die Besiedelung des Darms dort ihre schützende Wirkung entfalten.
Ziel ist, den Ausbruch von Diabetes zu verhindern
Da immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes erkranken, sprechen Ärzte mittlerweile von einer Diabetesepidemie. Diese Zunahme entwickelte sich über die letzten 40 Jahre gleichzeitig mit unserer Lebensumgebung, die immer hygienischer und sauberer wurde. Es wird angenommen, dass das Immunsystem dadurch weniger gefordert ist und sich gegen den eigenen Körper zu wenden beginnt. Im Moment ist ein Kind, das an Diabetes erkrankt, auf eine lebenslange Therapie angewiesen. «Wir erhoffen uns nun neue Therapien, die den Ausbruch der Krankheit verhindern können und die disponierte Kinder vor einer Diabeteserkrankung schützen», sagt der Ko-Leiter der Studie, Andrew Macpherson.
Bibliographische Angaben:
Janet G.M. Markle, Daniel N. Frank, Steven Mortin-Toth, Charles E. Robertson, Leah M. Feazel, Ulrike Rolle-Kampczyk, Martin von Bergen, Kathy D. McCoy, Andrew J. Macpherson and Jayne S. Danska: Sex-specific differences in the gut microbiome drive testosterone-dependent protection from autoimmunity that is transferable by early life conditioning in the NOD mouse, Science Express, 17. Januar 2013, DOI: 10.1126/science.1233521
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2013/di...
Das Bild zeigt Darmzellen (blau) mit einer dichten Schicht von Bakterien (rot) direkt an der Darmobe ...
Bild: Dr. Li Hai, UVCM, Universität Bern.
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
Das Bild zeigt Darmzellen (blau) mit einer dichten Schicht von Bakterien (rot) direkt an der Darmobe ...
Bild: Dr. Li Hai, UVCM, Universität Bern.
None
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).