Experte des Frankfurter Zentrums für Gesundheitswirtschaft und Recht regt Nachdenken über alternative Modelle an
In der aktuellen Diskussion über die Finanzierung von Krankenhäusern steigt die öffentliche Forderung nach dem Abbau von Kliniken. Doch der Abbau von Krankenhausbetten alleine wird den Missstand in den Krankenhäusern nicht beenden.
Prof. Thomas Busse, Direktor des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM), fordert deshalb die handelnden Akteure im Gesundheitswesen zum Umdenken in der weiteren Gestaltung der Krankenhausfinanzierung auf. „Das aktuelle Fallpauschal-System hat nicht dazu geführt, dass der Größere den Kleineren frisst, also große Kliniken federführend mit Kleineren kooperieren, sondern der Schnellere den Langsameren. Es ist nicht akzeptabel, dass vielfach große Kliniken geringere Chancen haben, ihren Bestand zu sichern, und immer häufiger an private Betreiber abgegeben werden. Gerade große kommunale Krankenhäuser sind systemrelevante Unternehmen, die nicht nur pflegende und heilende Aufgaben, sondern auch soziale oder gesellschaftsrelevante wahrnehmen. Große Krankenhäuser können aufgrund komplexerer Strukturen oft nur langsamer auf neue Markterfordernisse reagieren“, erklärt Busse. „Die rein leistungsorientierten Fallpauschalen bewirken eine Abkehr von dem Prinzip der Bedarfsdeckung im Gesundheitswesen zu der Maxime der Bedarfsweckung – sehr ausgeprägte Steigerungen in lukrativen Leistungsbereichen der Krankenhäuser belegen dies bereits heute.“
Busse weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Krankenhäuser sogenannte Präsenzunternehmen seien. Das bedeutet, sie hätten hohe Vorhaltungskosten, beispielsweise für Notfälle oder Geburten, die im aktuellen Fallpauschalsystem nicht nur unzureichend abgedeckt würden, sondern auch ganz im Gegenteil zu einem hohen Kostenrisiko mutierten. „Ich kann mir beispielsweise vorstellen, Krankenhäuser künftig durch eine Mischfinanzierung aus Fallpauschalen und einem Sockel aus Vorhaltungskosten zu finanzieren. Auch könnte die Vergütung durch spezielle Förderfonds, wie für ein qualitativ herausragendes medizinisches bzw. pflegerisches Angebot oder für Kliniken mit einem besonders ausgeprägten Patienten- bzw. Mitarbeiterzuspruch, erweitert werden. Über allem steht ein gewisses ‚Über den Tellerrand der Diagnosis Related Groups-Denken‘, das ich in der aktuellen Diskussion sehr vermisse.“ Diagnosis Related Groups (DRGs) ist ein Klassifikationssystem, das Patient(inn)en nach bestimmten Kriterien in Gruppen ähnlicher Fälle und mit ähnlichem Behandlungsaufwand zusammenfasst.
Über das ZGWR:
Das Zentrum für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) bündelt die Kompetenzen der Hochschule auf den Gebieten Gesundheitswirtschaft, Gesundheitsökonomie sowie Gesundheitsrecht und dient als Plattform für die interdisziplinäre, fachbereichsübergreifende Kooperation.
Das ZGWR ist Ansprechpartner für Gesundheitsunternehmen, Leistungserbringer, Krankenkassen, Interessensvertretungen und die interessierte Öffentlichkeit in der Region und versteht sich dabei als aktiver Netzwerkpartner der Gesundheitswirtschaft in der Region. Zudem arbeitet es an der Verankerung von Lehr- und Forschungsinhalten aus dem Gesundheitswesen an der Fachhochschule Frankfurt und leistet einen wichtigen Beitrag, um die Attraktivität der Hochschule für kompetente Lehrende und weiterbildungsinteressierte Führungskräfte aus allen Gebieten der Gesundheitswirtschaft zu erhöhen.
Das ZGWR unterstützt und fördert seine Mitglieder bei Projekten in Forschung, Entwicklung, Beratung, Lehre und Weiterbildung, insbesondere durch die Einwerbung von Drittmitteln.
https://www.fh-frankfurt.de/forschung_transfer/institute/zgwr.html
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Foto: FH Frankfurt am Main
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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