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15.07.2013 13:25

Wissenschaftsrat: Sachsen-Anhalts Hochschulen wichtiger Faktor in der Landesentwicklung

Dr. Christiane Kling-Mathey Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Die sieben Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt haben in den vergangenen Jahren ihren landesspezifischen und gesamtstaatlichen Auftrag zur Sicherung eines bedarfsgerechten Hochschulzugangs eindrucksvoll erfüllt. Es zeigt sich, dass sie auch auf Studieninteressierte aus den westlichen Bundesländern eine deutlich gestiegene Anziehungskraft ausüben. Ein gut ausgebautes Hochschulsystem spielt damit eine Schlüsselrolle in dem Bemühen, den demographischen Wandel aufzuhalten und Sachsen-Anhalt auch für qualifizierte junge Menschen aus anderen Bundesländern attraktiv zu machen.

    Diese Chance, die demographische Situation zu stabilisieren und Fachkräfte für die regionale Wirt­schaft auszubilden, sollte das Land auch in Zukunft konsequent nutzen.

    Die Universitäten konnten durch die – im Rahmen der Exzellenzoffensive des Landes forcierte – Bildung von Forschungsschwerpunkten ihre Wettbewerbsfähigkeit in den Natur- und Geisteswissenschaften (Universität Halle) sowie in den Ingenieurwissenschaften und der Medizin (Universität Magdeburg) deutlich verbessern. An den Fachhoch­schulen wurden mit den Mitteln der Exzellenzoffensive Kompetenzzentren Angewandter und Transferorientierter Forschung eingerichtet, die sich förderlich auf die Vernetzung in die regionale Wirtschaft ausgewirkt haben.

    Ungeachtet dieser positiven Entwicklungen bleibt das Hochschulsystem des Landes insgesamt noch hinter seinen wissenschaftlichen Möglichkeiten zurück. Ursächlich hierfür sind eine zum Teil unscharfe wissenschaftliche Profilierung und eingeschränkte Strategiefähigkeit der Hochschulen sowie die unzureichende Nutzung der regionalen Kooperationspotenziale.

    Zu diesem Ergebnis gelangt der Wissenschaftsrat in seinen jüngst verabschiedeten „Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems des Landes Sachsen-Anhalt“. Das Land hatte den Wissenschaftsrat gebeten, eine Gesamtbetrachtung seines Hochschulsystems und Vorschläge für dessen weitere Entwicklung bis zum Jahr 2020 und darüber hinaus vorzulegen. Bei dieser Untersuchung wurden die wissenschaftlichen Voraussetzungen an den einzelnen Hochschulen und die Kooperationsmöglichkeiten im regionalen Umfeld ebenso berücksichtigt wie die demographischen, wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen im Land Sachsen-Anhalt. Parallel dazu hat der Wissenschaftsrat eine eigene Stellungnahme zur Universitätsmedizin in Halle erarbeitet.

    Empfohlen wird den Hochschulen, die vorhandenen Ansatzpunkte nun konsequent zu nutzen, um die Qualität und Leistungsfähigkeit von Forschung und Lehre – unter Ausschöpfung der vorhandenen Effizienzreserven – nachhaltig zu steigern. „Der Wissenschaftsrat ist davon überzeugt, dass die Hochschulen durch Verbesserungen ihrer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit auch ihren bereits erheblichen Beitrag zur Landesentwicklung weiter steigern werden“, so der Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, Professor Wolfgang Marquardt.

    Unter diesem Gesichtspunkt sollten die strategischen Kompetenzen der Hoch­schul­leitungen gestärkt und der Umfang der frei verfügbaren Finanzmittel, die als Leistungsanreize eingesetzt werden können, erhöht werden. Der Wissenschaftsrat erwartet, dass die Hochschulen über eine Profilschärfung, die auch eine Fokussierung des Angebotsspektrums beinhalten muss, dazu beitragen, die nötigen finanziellen Voraussetzungen zu schaffen.

    Den Hochschulen wird darüber hinaus nachdrücklich empfohlen, die bestehenden Kooperationsmöglichkeiten im regionalen Umfeld besser auszuschöpfen:

    _ Um die Zusammenarbeit von Universitäten und Fach­hochschulen auf aussichtsreichen Wissenschaftsgebieten zu verbessern, sollten Koopera­tions­­­platt­formen eingerichtet werden, an denen auch die umliegenden außeruniversitären Forschungs­einrichtungen und die regionale Wirtschaft beteiligt werden sollten. Für das südliche Sachsen-Anhalt werden im Bereich der Agrar- und benachbarten Lebenswissenschaften erhebliche Potenziale für eine Kooperationsplattform der Universität Halle und der Hochschule Anhalt gesehen. Insbesondere in der Pflanzenforschung könnte Sachsen-Anhalt seine deutschlandweite Schlüsselstellung sichern und seine internationale Sichtbarkeit verbessern, wenn die beiden Hochschulen stärker zusammenwirken würden. Weitere Kooperationsplattformen sollten von der Universität Halle und der Hochschule Merseburg im Bereich Polymerwissenschaften und Kunststofftechnik und – mit breiterer ingenieurwissenschaftlicher Ausrichtung – von der Universität Magdeburg und den Hochschulen Magdeburg-Stendal und Harz eingerichtet werden.

    _ Zu intensivieren ist die Zusammenarbeit im mitteldeutschen Universitäts­verbund Halle-Jena-Leipzig in Lehre und Forschung. Speziell im Bereich der sogenannten Kleinen Fächer sollte die Universität Halle die nötige Fokussierung ihres Portfolios in enger Koope­ration mit den Partneruniversitäten realisieren.

    _ Darüber hinaus wird empfohlen, die Lehramtsausbildung an der Universität Magdeburg bis 2020 auslaufen zu lassen und an der Universität Halle zu konzentrieren. Für die Ausbildung von Berufsschullehrerinnen und -lehrern sollte die Universität Halle mit den Fachhochschulen des Landes kooperieren. Der Universität Magdeburg empfiehlt der Wissenschaftsrat, die Schließung der Lehramtsausbildung dafür zu nutzen, ihre drei Profilschwerpunkte Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Medizin zu stärken.

    Angesichts der finanziellen Situation des Landes ist es nach Auffassung des Wissenschaftsrates nicht zu erwarten, dass die Hochschulen grundsätzlich davon ausgenommen werden können, ihren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung zu leisten. Jedoch wird dem Land mit Nachdruck empfohlen, die Umsetzung der Profilierungs- und Strukturmaßnahmen nicht durch sofortige Einsparungen im Hochschulbudget zu behindern. „Nur wenn das derzeitige Finanzierungsniveau während einer fünfjährigen Umbauphase aufrechterhalten wird“, so Professor Wolfgang Marquardt weiter, „können die Hochschulen neben dem laufenden Lehr- und Forschungsbetrieb die nötigen Maßnahmen mit strategischem Bedacht umsetzen und auf dieser Grundlage zu langfristig wirksamen Effizienzsteigerungen und einer nachhaltigen Qualitätsverbesserung in Lehre und Forschung gelangen.“


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/3231-13.pdf - Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems des Landes Sachsen-Anhalt (Drs. 3231-13)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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