Kognitive Kontrolle lässt nach gemeinsamen Essen nach – findet Forschergruppe um HU-Psychologen heraus
Die Wirkung einer köstlichen und gemeinsam eingenommenen Mahlzeit ist wunderbar in der Novelle „Babettes Gastmahl“ der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen beschrieben. Hier bekocht eine französische Meisterköchin die bescheidenen und zerstrittenen Bewohner eines norwegischen Dorfes, die sich durch das köstliche Essen aus der sozialen Starre lösen und anfangen friedlich miteinander zu kommunizieren.
Dass sich eine gemeinsam eingenommene Mahlzeit positiv auf die Interaktion der Beteiligten auswirkt, wird allgemein angenommen, wissenschaftlich erforscht wurde diese Frage in der Vergangenheit allerdings noch nicht. Nun hat eine international zusammengesetzte Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Sommer vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität untersucht, welche kognitiven und emotionalen Prozesse durch gemeinsames Essen in Gang gesetzt werden.
Um mehr über die psychologischen Effekte einer Mahlzeit herauszufinden, mussten die 32 Probandinnen ihr Mittagessen alleine im Büro einnehmen oder sind zusammen mit einer Freundin in einem Restaurant essen gegangen. Im Anschluss an die Mahlzeit wurde ihre Wirkung auf die Wahrnehmung und Emotionen per Fragebogen, EEG und Reaktionszeitmessung untersucht.
„Bei einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit lässt die kognitive Kontrolle etwas nach, das heißt, man wird liberaler und nachlässiger, nimmt eigene Fehler weniger ernst“, fasst HU-Professor Sommer die Ergebnisse zusammen. Hierzu passt, dass diese Probandinnen sensibler auf negative emotionale Gesichtsausdrücke reagierten. Keine schlechten Voraussetzungen, wenn es beispielsweise darum geht, in konfliktreichen Situationen Konsens zu erzielen. Im Hinblick auf Arbeitstellen, wo hohe Aufmerksamkeit und Exaktheit erforderlich ist, allerdings ein eher negativer Befund. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich die Teilnehmerinnen nach einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit zwar nicht als besser gelaunt, wohl aber als entspannter einschätzten.
Nun wollen die Wissenschaftler auf diesem Feld weitere Untersuchungen anstellen und herausfinden, wie sich die Essenssituation beispielsweise auf Empathie und Kreativität auswirkt.
An der Studie waren neben der Humboldt-Universität Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der International Psychoanalytic University in Berlin, dem Center for Human Evolution and Behavior an der Complutense Universität Madrid, und der Universität Göttingen beteiligt.
Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Online-Fachzeitschrift PloS One veröffentlicht.
Sommer W, Stürmer B, Shmuilovich O, Martin-Loeches M, Schacht A. (2013) How about Lunch? Consequences of the Meal Context on Cognition and Emotion. PLOS ONE: e70314. doi:10.1371/journal.pone.0070314
Kontakt
Prof. Dr. Werner Sommer
Institut für Psychologie
Humboldt-Universität zu Berlin
Tel.: 030 2093-4886
werner.sommer@cms.hu-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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