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13.08.2013 08:55

Multiple Sklerose: Kaliumkanäle regulieren die Einwanderung schädlicher Immunzellen ins Gehirn

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

    Ein neuer Mechanismus zur Behandlung der Multiplen Sklerose wurde von Wissenschaftlern der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster entdeckt - ein Kaliumkanal, der die Einwanderung von Immunzellen in das Gehirn reguliert. Die aktuelle Veröffentlichung der Biologen und Mediziner der Universität Münster in der Fachzeitschrift Nature Medicine stellt in Aussicht, dass eine Aktivierung dieses Kanals eine Basis für neue Therapien sein könnte.

    Neuer Mechanismus zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS): Wissenschaftler der Uni Münster haben einen Kaliumkanal entdeckt, der die Einwanderung von Immunzellen in das Gehirn reguliert. Könnte man diesen Kanal aktivieren, wäre das die Basis für neue Therapien, zeigen die Biologen und Mediziner um Professor Dr. Dr. Sven Meuth in ihrer aktuellen Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift Nature Medicine.

    „Wir gehen davon aus, dass ein komplexer Prozess zur Entstehung von Symptomen der Krankheit beiträgt“, erläutert Meuth, Oberarzt und stellvertretender Direktor an der Klinik für Allgemeine Neurologie der Uniklinik Münster: „Zunächst werden die schädlichen Immunzellen in den Lymphknoten und der Milz aktiviert. In einem zweiten Schritt passieren sie die Blut-Hirn-Schranke – jene Barriere zwischen Gehirn und restlichem Körper, die sie normalerweise nicht durchdringen können –, um danach im Gehirn eine schädliche Entzündungsreaktion auszulösen.“

    An allen drei Phasen sind Zellen mit bestimmten Ionenkanälen beteiligt – das sind Proteine in der Außenmembran der Zelle, die geladenen Teilchen (Ionen) das Durchqueren der Membran ermöglichen. In der aktuellen Arbeit beschäftigten sich die münsterischen Wissenschaftler mit der Rolle des Kaliumkanals TREK1 für die Immunzellwanderung durch die Blut-Hirn-Schranke. „TREK1 reguliert die Wanderung von Immunzellen. Eine Aktivierung des Kanals verhindert diese Migration“, sagt Dr. Stefan Bittner, der neben Dr. Tobias Ruck Erstautor des „Letters“ in der Nature Medicine ist.

    Schon jetzt existieren MS-Medikamente, die die Immunzellwanderung über die Blut-Hirn-Schranke blockieren und so beweisen, dass die Strategie aufgeht. In weiteren Studien wollen die münsterischen Forscher nun Substanzen entwickeln, die auf den speziellen Kaliumkanal gezielter und stärker einwirken und eines Tages die Therapie der Multiplen Sklerose bereichern können. Die Voraussetzungen in Münster sind optimal: „Die verschiedenen Forschungsgruppen arbeiten sowohl vor Ort als auch mit externen Partnern hervorragend zusammen“, sagt Professor Dr. Heinz Wiendl, Direktor der Klinik für allgemeine Neurologie. „Die aktuelle Forschung ist ein Beispiel dafür. Innerhalb Münsters haben wir unter anderem mit Professor Dr. Thomas Budde vom Institut für Physiologie I und Professor Dr. Hans-Joachim Galla vom Institut für Biochemie eng zusammengearbeitet, zu den externen Partnern gehören Professor Dr. Christoph Kleinschnitz aus der Würzburger Neurologie und die Pharmakologin Professor Dr. Catherine Heurteaux aus Nizza.“

    Die Multiple Sklerose ist eine chronische entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem die Isolierschicht (Myelinscheide) der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark angreift und zerstört. Die Patienten erkranken meist zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr, allein in Deutschland leiden ungefähr 130.000 Menschen an MS. Heutige Therapien sind nicht in der Lage, die Krankheit zu heilen, sondern nur zu lindern.


    Weitere Informationen:

    http://www.nature.com/nm/journal/vaop/ncurrent/abs/nm.3303.html - Link zur Veröffentlichung


    Bilder

    Dr. Stefan Bittner, Dr. Tobias Ruck und Prof. Dr. Dr. Sven Meuth vom Autorenteam der Veröffentlichung  (v.l.n.r.)
    Dr. Stefan Bittner, Dr. Tobias Ruck und Prof. Dr. Dr. Sven Meuth vom Autorenteam der Veröffentlichun ...
    Quelle: Foto:FZ/privat

    Das Fluoreszenzmikroskop zeigt: TREK1 (rot) ist im Gewebe von MS-Patienten (unten) weniger stark präsent als bei gesunden Menschen (oben)
    Das Fluoreszenzmikroskop zeigt: TREK1 (rot) ist im Gewebe von MS-Patienten (unten) weniger stark prä ...
    Quelle: Abb.: S. Bittner


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dr. Stefan Bittner, Dr. Tobias Ruck und Prof. Dr. Dr. Sven Meuth vom Autorenteam der Veröffentlichung (v.l.n.r.)


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