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04.10.2013 17:20

Die Territorien von Kunst: Kulturpolitik im Mittelmeerraum / Promotionskolleg Kulturvermittlung

Isa Lange Pressestelle
Stiftung Universität Hildesheim

    Der tunesische Filmemacher Elyes Baccar sagt: „Die Freiheit der Kunst braucht dringlich einen Schutzrahmen durch die öffentlichen Strukturen.”
    Etwa 60 Kulturwissenschaftler, Künstler, Kulturmanager und Studierende aus Frankreich, Deutschland und dem Mittelmeerraum befassen sich mit der Rolle von Kunst und Kultur in der Entwicklung von Gesellschaften. Die Université d’Aix-Marseille und Universität Hildesheim veranstalten das Forschungsatelier am 4. und 5. Oktober, es gehört zum offiziellen Teil der Europäischen Kulturhauptstadt Marseille-Provence 2013. Ein internationales Promotionskolleg „Kulturvermittlung“ startet. 2014 richtet Hildesheim den Weltkongress für Kulturpolitikforschung aus.

    „Was sind die grundlegenden Anliegen der künstlerischen Produktion, von einem Film und einer Theateraufführung? Ein Austausch mit anderen Ländern? Lernen über andere Kulturen? Oder gibt es vielleicht ein zunehmend wichtiges Motiv: die Erfahrung der Interkulturalität?“, merkt Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Kulturpolitik für die Künste innerhalb gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse” („Cultural Policy for the Arts in Development“) an der Universität Hildesheim und erster Kulturpolitikprofessor in Deutschland an. Dr. Gilles Suzanne von der Unversité d` Aix-Marseille erklärt zum Auftakt: „Das Zusammenkommen von Verbänden, Hochschulen und Nicht-Regierungsorganisationen ist die Wurzel für neue künstlerische Formen, politische und soziale Modelle. Es ist ein Zusammenschluss für kulturelle Vielfalt.“
    Am Freitagabend spricht Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich über „The Art to think Europe” (Die Kunst, Europa zu denken) und greift durchaus kritisch auf einen dem Europapolitiker Jean Monnet zugeschriebenen Satz zurück: „Wenn ich noch einmal von vorne anfangen müsste, würde ich bei der Kultur beginnen“.

    Dass Künste nicht nur schön sind, sondern gesellschaftliche Relevanz haben, verdeutlichen Basma El-Husseiny aus Ägypten und Elyes Baccar aus Tunesien. Sie sprechen am Samstag im Forschungsatelier in Marseille über Entwicklungen in Nordafrika seit dem „arabischen Frühling”. El-Husseiny gründete bereits vor etwa zehn Jahren mit „Al Mawred Al Thaqafy” in Kairo die erste regionale Nicht-Regierungsorganisation in der arabischen Region, die die kulturellen Ressourcen in den Mittelpunkt stellt und Künstler unterstützt.
    „Die Freiheit der Künste braucht dringlich auch einen Schutzrahmen durch die öffentlichen Strukturen”, sagt der tunesische Filmemacher Elyes Baccar. Im Dokumentarfilm „Rouge Parole" erzählt er die Geschichte der tunesischen Revolution und begleitet die ersten Schritte im Jahr 2011, als Künstler, Arbeitslose und Bauern auf den Straßen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung vertraten. „Ein zentrales Anliegen der Künste muss es sein für ein weites Publikum zugänglich zu sein. Wir haben deshalb kürzlich begonnen in tunesischen Gefängnissen Filmvorführungen mit anschließenden Diskussionen zu organisieren”, sagt Baccar.

    „Wir bauen Netzwerke mit Kulturschaffenden auf und tauschen uns über aktuelle kulturpolitische Entwicklungen aus. Im September 2013 haben wir beispielsweise in Kapstadt mit dem 'Arterial Network' und der Tshwane Universität aus Pretoria den Stand der kulturpolitischen Rahmengestaltung im Bereich Kulturelle Bildung in Südafrika debattiert. Nun geht es in Marseille um Rahmenbedingungen für die Freiheit der Künste innerhalb gesellschaftspolitischer Entwicklungen und wir vergleichen französische, deutsche und weitere Perspektiven zum Mittelmeerraum”, erklärt Dr. Daniel Gad, Geschäftsführer des UNESCO-Lehrstuhls an der Uni Hildesheim das Anliegen der Forschungsateliers. Bereits im Juni 2013 kamen Kulturschaffende aus dem Kongo, Südafrika, China, Palästina und Deutschland am Rande des Festivals Theaterformen in Hannover zusammen und befassten sich unter dem Motto „Wieso eigentlich Kinshasa?" mit dem Sinn internationaler Kulturkooperationen. Ein nächstes Forschungsatelier ist nun für das Frühjahr 2014 mit Al Mawred und dem Goethe-Institut Kairo geplant. Dabei wird es um Fortbildungen von arabischen Experten mehrerer Länder beispielsweise zu Fragen der Kulturentwicklungsplanung gehen, sagt Gad.

    Am Hildesheimer UNESCO-Lehrstuhl – dem jüngsten von nur zehn in Deutschland – untersuchen Forscher mit internationalen Partnern den Einfluss der Künste auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse. Vor allem in den Regionen im südlichen Afrika und Nordafrika werden Projekte in den Bereichen Kulturvermittlung, internationale künstlerische Koproduktionen und Kulturelle Bildung untersucht. Gemeinsame Ausbildungsprogramme im Kulturmanagement sollen entwickelt werden.

    Das Institut für Kulturpolitik richtet 2014 die „8. International Conference on Cultural Policy Research” aus. Über 400 Teilnehmer werden auf dem zweijährlich stattfindenden Weltkongress der Kulturpolitikforschung vom 9. bis 12. September 2014 an der Universität Hildesheim erwartet. Schwerpunkthemen sind Kulturpolitik für Transformationsprozesse, Kulturpolitik für Künstler und Kulturpolitik für Partizipation.

    Internationales Promotionskolleg Kulturvermittlung startet

    Die Universität Hildesheim und die Université Aix-Marseille bieten seit 2001 gemeinsam den deutsch-französischen Doppelmaster Kulturvermittlung an. Absolventen sind in Konzerthäusern, Museen, Tonstudios, in der Politik und viele im deutsch-französischen Kulturaustausch tätig. Zum 1. Dezember 2013 richten die beiden Universitäten das internationale Promotionskolleg „Kulturvermittlung / Médiation Culturelle de l’Art“ mit insgesamt zehn Plätzen ein.
    Interessierte können sich mit einem zweisprachigen Exposé bewerben. Das Promotionsthema sollte Kulturvermittlung in Frankreich, in Deutschland, im deutsch-französischen Vergleich oder im Kontext des Mittelmeerraumes angesiedelt sein. Promotionsprojekte am Institut für Kulturpolitik bei Prof. Dr. Wolfgang Schneider können zum Beispiel die Rolle des Künstlers in gesellschaftlichen und politischen Transformationsprozessen, Konzepte für Kulturelle Bildung und die Umsetzung der UNESCO-Konvention zur Vielfalt kultureller Ausdrucksformen untersuchen.
    Die Promovenden erhalten ein Stipendium um maximal 18 Monate in der Partnerlandphase zu forschen (600 Euro monatlich) und nehmen an exklusiven Programmpunkten der kulturpolitischen Debatten des UNESCO Chairs teil. Die Sprachen des Promotionskollegs sind Deutsch und Französisch. Eine Bewerbung ist bis zum 15. Oktober 2013 möglich, der vollständige Universitätsabschluss kann bis zum 31. Dezember 2013 nachgereicht werden.

    Auf einem Blick:

    Forschungsatelier:
    „Quels territoires pour les arts? Réflexions croisées pour les politiques culturelles dans l’espace euro-méditerranéen” / „Arts territories and where? Crossed reflections for cultural politics in the Mediterranean”
    4. und 5. Oktober 2013, Marseille

    Kontakt zu den Forschern und Künstlern:
    über die Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 0177.8605905).


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-hildesheim.de/fb2/institute/kulturpolitik/profil/ - Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim
    https://sites.google.com/site/kulturundentwicklung/ - Forschungsschwerpunkt Kultur und Entwicklung an der Uni Hildesheim, UNESCO-Lehrstuhl
    http://www.uni-hildesheim.de/fb2/institute/kulturpolitik/aktuelles/aktuelles-det... - Promotionskolleg Kulturvermittlung


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung als PDF / Die Territorien von Kunst: Kulturpolitische Beobachtungen in Europa und im Mittelmeerraum / Forschungsatelier in Kulturhauptstadt Marseille / Promotionskolleg Kulturvermittlung startet an Uni Hildesheim

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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