Erstmals kann bei zentralen nächtlichen Schlaf- und Atmungsstörungen ein Schrittmacher helfen, der automatische Impulse an das Zwerchfell abgibt und so das Auftreten der gefürchteten Aussetzer der Atemmuskulatur verhindert. Die vielversprechenden Ergebnisse einer internationalen multizentrischen Studie hat Privatdozent Dr. Olaf Oldenburg, Kardiologe im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Horstkotte, jetzt auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Dresden präsentiert und dafür einen Wissenschaftspreis erhalten.
In Frage kommt das neue Schrittmachersystem namens „Remedé“ bei Patienten, die unter einer mittel- bis schwergradigen sogenannten zentralen Schlafapnoe leiden und mit einer Therapie mittels Atemmaske bisher nicht zurechtgekommen sind. Schlafapnoe bedeutet übersetzt „Schlaf ohne Atem“. In den meisten Fällen werden die zeitweiligen Atemstillstände während des Schlafens durch eine Verengung der Atemwege verursacht (obstruktive Schlafapnoe). Von einer zentralen Schlafapnoe sprechen die Experten, wenn es während des Schlafs zu einem Stillstand der Atemmuskulatur und des Zwerchfells kommt. Die Folge ist eine Sauerstoffunterversorgung des Blutes.
„Oft sind Menschen betroffen, die unter Herzschwäche leiden“, berichtet Prof. Dr. Dieter Horstkotte, der aus diesem Grund vor sieben Jahren das bundesweit erste kardiologisch geführte Schlaflabor am Herz- und Diabeteszentrum NRW aufgebaut hat. „Bei etwa 40 Prozent unserer Patienten mit Herzinsuffizienz und 30 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern können wir eine zentrale Schlafapnoe nachweisen. Aus medizinischer Sicht ist eine Behandlung dringend angeraten, da die permanenten Unterbrechungen des Tiefschlafs und das Absinken des Sauerstoffgehalts im Blut die Herzfunktion und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.“
Impulse an das Zwerchfell
Die internationale Studie, an der die Bad Oeynhausener Kardiologen maßgeblich beteiligt sind, hat bei 49 Patienten nach Implantation des neuen Schrittmachers eine deutlich verbesserte Sauerstoffversorgung nachgewiesen. „Für unsere Patienten stellen wir im Mittel bereits nach drei Monaten eine Halbierung der riskanten Atemaussetzer bei deutlich gestiegener Lebensqualität fest,“ erläutert PD Dr. Oldenburg. Insgesamt 14 Patienten hat Oberarzt Dr. Klaus-Jürgen Gutleben, Elektrophysiologe am HDZ NRW, während eines jeweils zweistündigen Routineeingriffs bisher mit dem neuen System versorgt. Eine in einer Vene vor der Wirbelsäule gelegene Elektrode des Systems misst dabei die Atmung, eine andere wird oberhalb des Zwerchfells neben den Zwerchfellnerv platziert.
Mit Hilfe einer Computer-Software kann Dr. Oldenburg anschließend die Ruhezeiten des Patienten programmieren, so dass die Atmung während des Schlafs automatisch überwacht wird. Im Falle von Atemaussetzern wird ein leichter elektrischer Impuls an den Zwerchfellnerv abgegeben und so die Atmung wieder aktiviert. Das sei spürbar, aber durchaus nicht unangenehm, versichert Manfred Horstmeier (75) aus Bad Essen, der mit seinem im März 2012 implantierten Schrittmacher hochzufrieden ist. „Vor allem fühle ich mich tagsüber wieder fit.“ Die Einstellung seines Gerätes wird vierteljährlich ambulant kontrolliert.
Auch wenn die Ergebnisse bereits sehr zufriedenstellend sind, lässt sich nach Ansicht Dr. Oldenburgs die automatische Anpassung der Energieabgabe in der Nacht womöglich noch verbessern. Er bereitet daher eine weitere randomisierte Studie vor, die voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen wird.
Preisverleihung in Dresden: (v. l.) DGK-Präsident Prof. Dr. Christian W. Hamm, Preisträger Priv.-Doz ...
(Foto: DGK/Thomas Hauss).
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Journalisten
Medizin
überregional
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Deutsch
Preisverleihung in Dresden: (v. l.) DGK-Präsident Prof. Dr. Christian W. Hamm, Preisträger Priv.-Doz ...
(Foto: DGK/Thomas Hauss).
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