Daniel Stahl gewinnt mit seinem Buch „Nazi-Jagd“ den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis Opus Primum. Die VolkswagenStiftung zeichnet ihn für seine Darstellung der NS-Verbrecherjagd in Südamerika aus.
Zu den größten Skandalen der Nachkriegsgeschichte zählt, dass dutzende NS-Verbrecher ins Ausland geflohen und dort – wenn überhaupt – unzureichend strafrechtlich verfolgt wurden. Nur ein kleiner Teil wurde tatsächlich zur Verantwortung gezogen. In „Nazi-Jagd“ geht Daniel Stahl dieses brisante Thema an, das vor allem die jüngere deutsche und südamerikanische Geschichte betrifft. Seine Recherche in deutschen und südamerikanischen Archiven hat zutage gefördert, dass es in vielen Behörden eklatante Versäumnisse bei der Verfolgung von NS-Verbrechern gab. Seien es Polizei, Justiz, Verwaltung oder gar Regierung – sie alle haben nach den Erkenntnissen von Daniel Stahl einen Beitrag dazu geleistet, dass neben Josef Mengele, Gustav Wagner, Walther Rauff und Frank Stangl noch weitere NS-Täter – darunter auch der jüngst in Italien verstorbene Erich Priebke – unbehelligt im Ausland leben konnten.
Diese Feststellungen des Historikers spiegeln sich in der Begründung der Jury für seine Auszeichnung wider: „Die Stärke des Autors liegt in der hohen inhaltlichen und stilistischen Souveränität, mit der er die unterschiedlichen Motive der über Generationen hinweg andauernden Ermittlungen zur Ahndung von NS-Verbrechen herausarbeitet. Die Darstellung sowohl der wechselnden Interessenlagen als auch der Kontinuitäten von Funktionen und Funktionsträgern ist mit detailreichen Quellen unterfüttert." Das Buch wurde aus über 50 Einreichungen ausgewählt.
Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, stellt die Bedeutung des Preises heraus: „In vielfältigen Förderinitiativen unterstützt die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs. Mit der Auszeichnung eines herausragenden Frühwerkes junger Forscherinnen und Forscher können Glanzlichter gesetzt werden. Die Arbeiten können so auch das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit wecken.“
Die Preisverleihung findet am Donnerstag, dem 7. November, im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen in Hannover statt. In diesem Rahmen nimmt Daniel Stahl den Opus Primum Förderpreis entgegen. Während der Veranstaltung wird auch der mit 15.000 Euro dotierte NDR Kultur Sachbuchpreis vergeben. Er geht an Ronald Reng für sein Buch „Spieltage. Die andere Geschichte der Bundesliga“. NDR Kultur überträgt die Preisverleihung live ab 19.00 Uhr.
Pressevertreter(innen) sind herzlich willkommen, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Eine formlose Anmeldung wird erbeten unter presse@volkswagenstiftung.de. Gerne organisieren wir Interviewtermine für Ihre Berichterstattung.
Informationen zum Preisträger von Opus Primum:
Daniel Stahl wurde 1981 in Paraguay geboren. Er ist dort in einer Siedlung aufgewachsen, die von russlanddeutschen Mennoniten gegründet worden war. Nach seinem Schulabschluss hat er zunächst Geschichte in Asunción studiert, kam 2003 jedoch zum weiteren Studium nach Deutschland. 2012 wurde er an der Universität Jena promoviert; seine Dissertation trägt den Titel „Nazijagd. Die justizflüchtigen NS-Täter in Südamerika und die Auseinandersetzung mit staatlichen Gewaltverbrechen seit 1945“. Seit 2012 arbeitet Stahl an der Universität Jena als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Literaturangabe:
„Nazi-Jagd. Südamerikas Diktaturen und die Ahndung von NS-Verbrechen“ ist 2013 innerhalb der Reihe „Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts“ im Wallstein Verlag (Göttingen) erschienen. Es umfasst 430 Seiten und kostet 34,90 Euro (D).
Hintergrund Opus Primum:
Mit dem Förderpreis Opus Primum möchte die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken und unterstreichen, dass Wissenschaftsvermittlung für die deutsche Forschung eine zentrale Aufgabe ist. Die Auszeichnung wird jährlich für eine deutschsprachige Publikation von hoher wissenschaftlicher Qualität vergeben, die gut lesbar geschrieben und auch einem breiteren Publikum verständlich ist.
Die Jury von Opus Primum bilden der renommierte Wissenschaftsjournalist Günter Haaf, Pöcking, Prof. Dr. Markus Krajewski, Juniorprofessor für die Mediengeschichte der Wissenschaften, Bauhaus-Universität Weimar, Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Hannover, Prof. Dr. Martina Kessel, Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld, Prof. Dr. Jürgen Renn, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin, Dr. Christian Schwägerl, Wissenschaftsjournalist und Autor, und Dr. Andreas Wang, Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk.
Weitere Informationen zum Förderpreis Opus Primum unter http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/wissenschaftsvermittlung-und-kommuni...
Die Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/nc/servob/presse/pressedet/ttback/22/article/vo...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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