idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.01.2014 15:22

Zeitreise zu einem Enzym - Proteinsequenz rekonstruiert, wie sie vor 3,5 Mrd. Jahren existierte

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

    Das Leben auf unserem Planeten hat sich über Milliarden von Jahren entwickelt. Allerdings haben sich dabei die elementaren Bausteine des Lebens – Enzyme und Proteine – nur unwesentlich verändert, wie jetzt Forscher der Universität Regensburg nachgewiesen haben. Einem Team um Prof. Dr. Rainer Merkl und Prof. Dr. Reinhard Sterner vom Institut für Biophysik und Physikalische Biochemie gelang es, mit bioinformatischen Methoden ein Enzym zu rekonstruieren, wie es vor 3,5 Mrd. Jahren existierte. Sie konnten dessen Eigenschaften zudem im Labor untersuchen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Journal of the American Chemical Society“ veröffentlicht (DOI: 10.1021/ja4115677).

    Moderne Enzymkomplexe sind hochspezialisierte und effiziente molekulare Maschinen, die eine wichtige Rolle im Stoffwechsel von Organismen übernehmen. Hier steuern sie die wichtigsten biochemischen Reaktionen – von der Synthese und dem Abbau der Zellbestandteile bis hin zum Auslesen und der Weitergabe der Erbinformation. Wie effizient Enzyme aus den frühen Phasen der Evolution auf unserem Planeten waren, lässt sich aber nur schwierig beantworten. Das „enzymatische Repertoire“ von ausgestorbenen Arten ist kaum bekannt, weil es keine makromolekularen Fossilien gibt.

    Regensburger Forscher haben sich nun diesem Problem angenommen. Das Team wollte herausfinden, welche Eigenschaften die Enzyme solcher Spezies besaßen, die die Erde zu einer sehr frühen Phase der biologischen Evolution besiedelten. Dafür sind die Forscher mit bioinformatischen Methoden weit in der Zeit zurückgereist. Vor etwa 3.5 Milliarden Jahren existierte der letzte gemeinsame Vorfahre aller Arten, der LUCA genannt wird. Dieser Einzeller war ähnlich wie moderne Organismen in der Lage, mithilfe des Enzyms HisF die Aminosäure Histidin herzustellen

    Am Computer konnten die Wissenschaftler die Zusammensetzung von LUCA-HisF rekonstruieren. Und nicht nur das: Den Forschern gelang es auch, LUCA-HisF im Labor herzustellen und seine Funktion zu untersuchen. Die Experimente führten zu erstaunlichen Ergebnissen. So zeigte sich, dass die Eigenschaften von LUCA-HisF im Wesentlichen mit denen des heutigen HisF-Enzyms übereinstimmen. Sowohl die Struktur als auch die Enzymaktivität und seine Rolle in einem Enzymkomplex unterscheiden sich nur unwesentlich.

    Die Regensburger Forscher gehen deshalb davon aus, dass die Evolution von hochspezialisierten Enzymen und Enzymkomplexen bereits vor 3,5 Milliarden Jahren – in der LUCA-Ära – weitestgehend abgeschlossen war. Ihre Überlegungen haben Konsequenzen für unser allgemeines Verständnis der biologischen Evolution. Während sich die elementaren Bausteine des Lebens über Jahrmilliarden nur wenig veränderten, haben sich in späteren Phasen der Evolution komplexe Proteininteraktionsnetzwerke entwickelt, die zum Entstehen der höheren Arten führten.

    Der Original-Artikel im Internet unter:
    http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/ja4115677

    Ansprechpartner für Medienvertreter:
    Prof. Dr. Rainer Merkl
    Universität Regensburg
    Institut für Biophysik und Physikalische Biochemie
    Tel.: 0941 943-3086
    Rainer.Merkl@biologie.uni-regensburg.de

    und

    Prof. Dr. Reinhard Sterner
    Universität Regensburg
    Institut für Biophysik und Physikalische Biochemie
    Tel.: 0941 943-3015
    Reinhard.Sterner@biologie.uni-regensburg.de


    Bilder

    Rekonstruktion eines Enzyms aus der Frühzeit der Evolution.
    Rekonstruktion eines Enzyms aus der Frühzeit der Evolution.
    Bildnachweis: Prof. Dr. Rainer Merkl – Zur ausschließlichen Verwendung im Rahmen der Berichterstattung zu dieser Pressemitteilung.
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Rekonstruktion eines Enzyms aus der Frühzeit der Evolution.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).