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18.03.2014 14:54

Frühkindliche Ernährung - Zu viel Proteine sind schlecht fürs Kind

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Der Proteingehalt in der Säuglingsnahrung beeinflusst Körpergewicht und BMI der Kinder noch Jahre später. Das konnten LMU-Forscher um Berthold Koletzko in einer neuen Studie nachweisen.

    Die Ernährung während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit hat Folgen für das ganze Leben. Sie wirkt sich auf das kindliche Wachstum aus und beeinflusst lebenslang den Stoffwechsel. „Einer der besten Indikatoren, um das spätere Risiko vorherzusagen, übergewichtig zu werden, ist die Gewichtszunahme während des ersten Lebensjahres“, sagt Professor Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU.

    Wie entscheidend dabei der Proteingehalt der Nahrung im Säuglingsalter ist, konnte Koletzko nun mit seinem Team in einer Studie nachweisen, über die er aktuell in der Zeitschrift American Journal of Clinical Nutrition berichtet. Die Wissenschaftler verfolgten den Body Mass Index (BMI) und die Gewichtszunahme von zwei Gruppen von Kindern, die als Babys Säuglingsnahrung mit unterschiedlichem Proteingehalt erhielten. „Kinder, deren Säuglingsnahrung einen höheren Proteingehalt hatte, hatten im Alter von sechs Jahren einen deutlich höheren BMI. Ihr Risiko, übergewichtig zu werden, war fast zweieinhalb mal höher als das jener Kinder, die proteinärmere Nahrung erhielten“, sagt Koletzko.

    Langfristige Folgen für den Stoffwechsel

    Der Body Mass Index bewertet das Körpergewicht im Verhältnis zur Größe. Er gilt bei Kindern und Kleinkindern als Maß für eine gesunde Entwicklung. Koletzko hat die Kinder erstmals im Jahr 2002 untersucht. In früheren Studien konnte Koletzko bereits zeigen, welche Folgen Säuglingsnahrung mit einem höheren Proteingehalt für die ersten beiden Lebensjahre hat: Die Kinder legten im ersten Jahr mehr an Gewicht zu und waren im Alter von zwei Jahren schwerer als Kinder, die Nahrung mit weniger Protein erhielten.

    Die Folgeuntersuchung mit den Kindern, die inzwischen sechs Jahre alt waren, zeigte nun, wie langfristig die Ernährung im Säuglingsalter das Gewicht der Kinder bestimmt. „Das erhöhte Risiko, im Alter von sechs Jahren übergewichtig zu sein, deutet darauf hin, dass die höhere Proteinzufuhr bei Babys nicht nur zu einer schnelleren Gewichtszunahme führt. Offenbar sind damit auch langfristige Auswirkungen auf den Stoffwechsel verbunden“, sagt Koletzko.

    Die Entwicklung der Säuglinge beider Gruppen wurde mit der Entwicklung gestillter Babys verglichen. Kinder, deren Nahrung dem Proteingehalt der Muttermilch entsprach, waren später auch in der Gewichtszunahme und bei der Entwicklung des BMI mit gestillten Kindern vergleichbar.

    „Eine optimale Ernährung von Säuglingen ist enorm wichtig, da sie die Grundlagen für die künftige Gesundheit legt“, sagt Koletzko. Die Studienergebnisse sind für die öffentliche Gesundheitsvorsorge von Bedeutung. „Momentan führen Säuglingsnahrung und ergänzende Nahrung für Babys zu Proteineinnahmen, die höher sind als empfohlen“, sagt Koletzko. „Die Empfehlung an Mütter, zu stillen, und eine Reduktion des Proteingehalts in der Säuglingsnahrung sind wichtige Präventionsmaßnahmen, damit Kinder nicht übergewichtig werden.“

    Ansprechpartner:

    Herr Prof. Dr. med. Berthold Koletzko
    Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung
    Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU
    Tel.: 089 / 5160 – 2826 oder -7760
    E-Mail: office.koletzko@med.uni-muenchen.de

    Publikation:

    Martina Weber, Veit Grote, Ricardo Closa-Monasterolo, Joaquin Escribano, Jean-Paul Langhendries, Elena Dain, Marcello Giovannini, Elvira Verduci, Dariusz Gruszfeld, Piotr Socha, Berthold Koletzko, for the European Childhood Obesity Trial Study Group:

    Lower protein content in infant formula reduces BMI and obesity risk at school age: follow-up of a randomized trial.
    In: American Journal of Clinical Nutrition
    Doi: 10.3945/ajcn.113.064071
    http://ajcn.nutrition.org/content/early/2014/03/12/ajcn.113.064071.abstract


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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