Wiesbaden – Viele Ideen für neue Medikamente kommen in den USA aus den Universitäten, die Entwicklung erfolgt in der Industrie. Nicht selten werden dort Forscher zu Gründern neuer Unternehmen, die Medizinprodukte herstellen. In Deutschland dagegen ist die Zusammenarbeit von akademischer Medizin und Industrie im Sinne der Translationsforschung noch immer schwach ausgeprägt, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Die DGIM sieht hier trotz vielversprechender Ansätze deutlichen Nachholbedarf. „Forschung wird zu Medizin“ heißt auch das Leitthema des 120. Internistenkongresses, der vom 26. bis 29. April in Wiesbaden stattfindet.
Medizinische Universitäten sind für den Vorsitzenden der DGIM, Professor Dr. med. Michael P. Manns aus Hannover, der ideale Ort für die Erforschung von Krankheitsursachen und -mechanismen. Mitunter ergeben sich daraus neue Therapieansätze. „Präklinisch sollten diese Ideen sinnvollerweise auch von den Ärzten weiterentwickelt werden, die sie entdeckt haben“, meint der Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). In den USA gebe es dafür Start-up-Unternehmen, die die Entwicklung neuer Medikamente bis zu einem gewissen Grad vorantreiben. Danach würden die Patente häufig der Industrie übertragen. Denn nur die großen Firmen verfügen über die finanziellen Ressourcen, die für die klinische Prüfung von neuen Medikamenten und Medizinprodukten notwendig sind. „Einige erfolgreiche große Unternehmen erzielen bereits ihr gesamtes Wachstum aus den Arbeitsgebieten der übernommenen Start-up-Unternehmen“, berichtet Professor Manns.
In Deutschland kommen jährlich etwa 20 bis 40 neue Wirkstoffe auf den Markt. Auch hierzulande gibt es Ansätze, die Translationsforschung zu stärken: Interdisziplinäre Zentren für Klinische Forschung etwa, Kompetenznetze in der Medizin und die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) für die großen Volkskrankheiten. Auf dem 120. Internistenkongress werden einige dieser translationalen Forschungsverbünde Paten ausgewählter klinischer Symposien sein. Sie stellen dort ihre Ziele und Ergebnisse anhand praktischer Beispiele vor, die direkten Einfluss auf die tägliche Arbeit des Internisten haben.
Translationale Forschung dürfe nach Ansicht des DGIM-Vorsitzenden aber nicht ausschließlich national betrachtet werden. Denn Unternehmen richten ihre Aktivitäten heute global aus, auch die deutschen Universitäten müssen sich mehr denn je dem internationalen Wettbewerb stellen und sind zunehmend internationalem Konkurrenzdruck ausgesetzt: „Dies ist politisch gewollt und spielt auch vermehrt bei der Vergabe von Forschungsgeldern eine Rolle, in jedem Fall auf EU-Ebene“, erläutert Manns. Die Kosten für die Entwicklung eines modernen Medikaments beziffern forschende Pharma-Unternehmen auf ungefähr 800 Millionen Dollar. Translationale EU-Förderprogramme fordern oft die Einbindung von Industriepartnern, die einen Teil der Projektkosten tragen.
Aus der Zusammenarbeit von Industrie und Universitäten können sich allerdings Interessenkonflikte ergeben. Das erfordert Regeln für die Zusammenarbeit. Ein Aspekt ist auch, dass Erfinder zum Beispiel nicht an der klinischen Erprobung ihrer Produkte beteiligt sein sollten, meint Professor Manns. „Eine zu große emotionale Nähe könnte ein sinnvolles rechtzeitiges Ende eines scheiternden Entwicklungsprozesses verhindern“, befürchtet der Experte. Ebenso wenig sollten Ärzte, die an der Entwicklung neuer Medikamente beteiligt sind oder waren, über den späteren Einsatz an ihren Kliniken mitentscheiden.
Als Präsident des 120. Internistenkongresses stellt Professor Manns damit ein Thema in den Mittelpunkt, das nicht unumstritten ist: „Vorbehalte gegenüber Verquickungen von Forschung und Industrie sind vorhanden und auch nicht völlig unbegründet.“ Doch es wäre geradezu weltfremd, so der DGIM-Vorsitzende, sich dem zu verschließen. Stattdessen seien hier konstruktives Vorgehen und größtmögliche Transparenz notwendig, um vielversprechenden Ansätzen eine Chance zu geben und die Kooperationsmöglichkeiten zu nutzen, ganz im Sinne von „Forschung wird zu Medizin“.
Terminhinweise:
120. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Termin: 26. bis 29. April 2014
Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Rheinstraße 20, 65185 Wiesbaden
Vorab-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V.:
Termin: Montag, 23. April 2014, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Geschäftsstelle der DGIM, Irenenstraße 1, 65189 Wiesbaden
Eröffnungspressekonferenz der (DGIM)
Termin: Samstag, 26. April 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Rheinstraße 20, Saal 12 D, 65185 Wiesbaden
– Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. –
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Eröffnungskonferenz der
Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Termin: Samstag, 26. April 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Rheinstraße 20, Saal 12 D, 65185 Wiesbaden
Programm:
Forschung wird zu Medizin – was steckt dahinter: Hauptthemen, Schwerpunkte und Ziele des Kongresses
Professor Dr. med. Michael Peter Manns
Vorsitzender der DGIM 2013/2014, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover
Übergewicht: die moderne Seuche, ihre Folgen und unsere Strategie
Professor Dr. med. Stephan Bischoff
Geschäftsführender Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin an der Universität Hohenheim und Ärztlicher Direktor des Zentrums für Ernährungsmedizin der Universitäten Hohenheim und Tübingen
Schwindel – was tun gegen das Drehen im Kopf?
Professor Dr. med. Reinhard Dengler
Direktor der Klinik für Neurologie, Medizinische Hochschule Hannover
Pumpe statt Transplantation: Wie lebt es sich mit einem Kunstherz?
Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß
3. stellvertretender Vorsitzender der DGIM, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen, Vorsitzender des Herzforschungszentrums Göttingen
Rheuma wirksam bekämpfen: Neue Medikamente 2014
Professor Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann
stellvertretende Vorsitzende der DGIM, Direktorin der Klinik Innere Medizin IV: Rheumatologie, Klinische Immunologie, Nephrologie, HSK Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH, Städtisches Klinikum der Landeshauptstadt Wiesbaden
Transplantationen retten Leben – wie Medizin, Politik und Bevölkerung optimal
zusammenarbeiten können
Professor Dr. med. Christian Strassburg
Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
Finanzierung der Universitätsklinika
Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch
Generalsekretär der DGIM, Kiel
Pressekontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Pressestelle
Anne-Katrin Döbler, Anna Julia Voormann, Janina Wetzstein
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-552
Fax: 0711 8931-167
voormann@medizinkommunikation.org
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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