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03.09.2014 11:24

UDE: Soziologen erforschen weiter die „Generation 9/11“ – Plötzlich verwundbar

Katrin Koster Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Vertraut, aber nicht vorhersehbar. Unsere Welt kann sich ändern, innerhalb eines Wimpernschlages. Das hat der 11. September 2001 bewiesen. Nach wie vor sind die erschütternden Bilder präsent. Doch beeinflussen die Ereignisse das Lebensgefühl einer ganzen Generation? Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) gehen dieser Frage länderübergreifend nach: Vor zwei Jahren startete in Deutschland eine Pilotstudie, nun liegen erste Ergebnisse aus den USA vor.

    Die Soziologen fanden heraus, dass junge Menschen hierzulande zu den Terroranschlägen durchaus einen persönlichen Bezug haben: „Sie sind davon sehr mitgenommen und stark geprägt“, so Dr. Daniela Schiek. Nun sucht sie den Vergleich zu 30- bis 40-jährigen US-Amerikanern, will klären, ob es eine eigene „Generation 9/11“ gibt. Gerade jene Altersgruppe ist in ihren Augen interessant, da sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nie kollektive Gewalt erfahren, aber bereits ein gefestigtes Weltbild hatte. Welche Einsichten haben sie gewonnen; welche gesellschaftlichen Herausforderungen sehen sie? Beeinflusst die abstrakte Weltpolitik das eigene Leben?

    Befragt wurden unterschiedliche Gruppen in Washington und New York; darunter waren Afghanistan-Veteranen und (ehemalige) Mitarbeiter der Bush-Administration sowie links-liberale Politikberater und einfache Arbeiter. Haben sie die Attentate als biographische Wende erlebt?

    Drei zentrale Einschätzungen prägen das Ergebnis: Erstens kann diese Altersgruppe weltpolitisch nicht mehr unbeteiligt sein. „For me it was the end of holiday – holiday from history“, sagt ein Befragter, als „Ende der Unschuld“ bezeichnen es andere. „Das ist auch körperlich gemeint: Sie fühlen sich verwundbar, da sie urplötzlich Waffen, Ziele und Opfer weltpolitischer Konflikte werden können“, übersetzt Schiek.

    Zweitens keimt die Erkenntnis, dass der amerikanische Lebensstil sehr verwundbar ist. „Hier geht es um moralische Gewissheiten und persönliche Lebensführungen, die – nachdem sie den Kalten Krieg überdauert hatten – erschüttert und in Frage gestellt sind.“ Drittens hat sich durch die Anschläge der Blick auf Migration verschoben. „Vor allem in den multikulturellen Städten gehören Einwanderer elementar dazu. Doch Debatten darüber, wer alles Amerikaner ist, irritieren das soziale Gefüge und entsprechende Einstellungen“, so Schiek. Freundes- und Familienkreise haben sich diesbezüglich spürbar verändert.

    Die neuen Ergebnisse seien vergleichbar mit der Pilotstudie: „Auch in Deutschland deute sich das politische Aufwachen einer friedensverwöhnten Generation an. Wir sehen, dass die amerikanische Kultur ein wichtiges und streitbares Thema ist. Und hier haben sich ebenfalls die Beziehungen zu Migranten verändert“.

    Diese Aspekte sollen weiter verfolgt werden. Geplant sind umfassende Untersuchungen gemeinsam mit Literatur- und Kulturwissenschaftlern. Auf verschiedenen Ebenen sollen Vergleiche u. a. zu älteren Generationen gezogen werden; ebenso geht es um den Blick auf und von Migranten.

    Weitere Informationen: http://www.uni-due.de/biwi/ullrich/projekte
    Dr. Daniela Schiek, Tel. 0201/183-2659, daniela.schiek@uni-due.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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