Das „Höntroper Loch“ im Jahr 2000, die Tagesbrüche am Essener Hauptbahnhof im Jahr 2013 und neben dem Ruhrschnellweg im Jahr 2014, sie haben gezeigt, dass der Bergbau vergangener Zeiten uns in der Gegenwart massiv beeinträchtigen kann. Wie man mit solchen Risiken umgeht, aber auch welche Chancen die Nachbergbauzeit bietet, darüber diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Behörden und Unternehmen vom 6. bis 8. November beim 14. Altbergbaukolloquium im Hans-Sachs-Haus Gelsenkirchen. Ausrichter der deutschlandweit wichtigsten Branchentagung zum Thema war erstmals die Technische Fachhochschule (TFH) Georg Agricola, die die Tagung bei ihrer 14. Auflage ins Ruhrgebiet holte.
TFH-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann erklärte zur Eröffnung, dass das Tagungsthema enge Bezüge zum Profil der eigenen Hochschule habe: „Heute, da der deutsche Steinkohlenbergbau seinem Ende entgegen sieht, rücken die Herausforderungen der Schließungsprozesse und der Ewigkeitsaufgaben in den Fokus. Wir bauen darum zurzeit an der TFH das forschungsorientierte Kompetenzzentrum Nachbergbau auf. Dabei werden wir von der RAG-Stiftung und weiteren Partnern unterstützt. Es soll eine international führende Wissenschafts- und Transfereinrichtung werden, die den verantwortlichen und nachhaltigen Umgang mit den Folgen des Bergbaus vorantreibt.“
Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG Aktiengesellschaft, betonte in seinem Grußwort: „Die RAG stellt sich ihrer Verantwortung für die Region und die Menschen über den Auslauf des aktiven Bergbaus hinaus. Für die Region gilt es, die Chancen des Nachbergbaus zu nutzen. Es geht uns darum, den Menschen eine saubere und intakte Zukunft zu schaffen.“ Die RAG kümmere sich einerseits um eine nachhaltige Sicherung und Verwahrung der ehemaligen Bergwerksareale und entwickle anderseits etwa durch Windkraftanlagen auf Halden oder Geothermie aus alten Bergwerksschächten Perspektiven für die Erzeugung erneuerbarer Energien.
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski machte in seinem Grußwort deutlich, wie sehr der Bergbau die Stadt und Region geprägt hat und weshalb die aktive Beschäftigung mit dem Altbergbau so wichtig ist: „Ohne Bergbau gäbe es die Großstadt Gelsenkirchen gar nicht, sie wäre ein kleines Dorf. Alte Fördertürme erinnern uns heute daran, dass einige hundert Meter unter uns sich eine zweite Stadt befindet, die kunstvoll errichtet wurde. Wir alle wissen, dass unsere Region hier in der Emschermulde aufgrund der Bergsenkungen unter Wasser stünde, wenn die Pumpen abgestellt würden.“
Welche wirtschaftliche Bedeutung der Umgang mit den Bergbaufolgen für das Land Nordrhein-Westfalen hat, erläuterte Staatssekretär Günter Horzetzky aus dem NRW-Wirtschafts- und -Energieministerium in seinem Plenarvortrag: „Kaum ein anderes Land ist so intensiv vor Herausforderungen gestellt, die aus dem Bergbau in einer dicht besiedelten Region entstehen. Wir sehen aber nicht nur ein belastendes Erbe, sondern auch die Chancen, Neues zu schaffen, indem wir zum Beispiel die energetischen Potenziale aus dem Untergrund ausschöpfen.“ Von 370 Kommunen in NRW seien 207 vom Altbergbau betroffen. „Es ist unser Ziel, schon vor der Schließung von Bergbaustandorten deren weitere sinnvolle Nutzung vorzubereiten.“
„Die Nachfrage so vieler Fachleute ist ein Beweis dafür, dass das Thema Altbergbau hoch aktuell ist.“, zeigte sich Prof. Dr. Herbert Klapperich von der mitveranstaltenden TU Bergakademie Freiberg zufrieden über den großen Zuspruch von mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum diesjährigen Altbergbaukolloquium. Der Arbeitskreis „Altbergbau“, der die Tagung inhaltlich vorbereitet hatte, werde seine Tätigkeiten im Bereich des Steinkohlen(nach-)bergbaus künftig weiter ausbauen, so der Obmann des Arbeitskreises, Dr. Günter Meier von der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik DGGT.
Die Sanierung des Steinkohlenbergbaus in NRW war nur einer der Themenschwerpunkte des dreitägigen Altbergbaukolloquiums. Vorträge beschäftigten sich beispielsweise auch damit, wie man historische, aufgegebene Erzbergwerke im Zuge heutiger Rohstoffknappheit wieder nutzbar machen kann, mit welchen Methoden ehemalige Braunkohletagebaue überwacht und gesichert werden können oder in welchem Zusammenhang Umwelt- und Artenschutz und Altbergbau stehen.
Das 14. Altbergbaukolloquium wird von der TFH Georg Agricola zu Bochum ausgerichtet. Federführend bei der Organisation ist der Bereich Geotechnik und Angewandte Geologie um Prof. Dr. Frank Otto. Veranstalter sind das Institut für Geotechnik und das Institut für Markscheidewesen und Geodäsie der TU Bergakademie Freiberg, der Arbeitskreis „Altbergbau“ der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) in Kooperation mit dem Deutschen Markscheider Verein (DMV) und das Institut für Geotechnik und Markscheidewesen der TU Clausthal. Unterstützt wird die Tagung außerdem durch die Fachsektion für Ingenieurgeologie der DGGT.
Das Plenum des Altbergbaukolloquiums im Hans-Sachs-Haus Gelsenkirchen
Foto: Stephan Düppe/TFH
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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