Klinische Studie untersucht den Nutzen von Herzimplantaten für nierenkranke Patienten mit Vorhofflimmern
Ärzte der Magdeburger Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie untersuchen im Rahmen einer multizentrischen, prospektiv-randomisierten Studie die langfristigen Unterschiede der Behandlung nierenkranker Patienten mit Vorhofflimmern unter Einnahme von Blutgerinnungshemmern (sogenannten Vitamin-K-Antagonisten) gegenüber dem minimal-invasiven Einsatz eines schirmartigen Implantates im Herzohr (dem sogenannten Watchman Occluder). Dazu sollen in den nächsten beiden Jahren 250 herzkranke Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und Patienten unter Dialyse für die Studie rekrutiert werden. Vorgesehen ist eine zweijährige Nachbeobachtungszeit, so der Studienleiter Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus über die sog. WATCH-Studie an der sich 10 weitere Kliniken in Deutschland beteiligen.
Der Hintergrund:
Eine unter älteren Menschen häufige Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Dabei kommt es zu einer elektrischen Übererregung der Herzvorhöfe. Dabei besteht die Gefahr, dass Blutgerinnsel (Thromben) im linken Vorhof entstehen und mit dem Blutstrom bis in die Hirngefäße gelangen. Wenn sie ein Hirngefäß verstopfen, kommt es zum Schlaganfall. „Um das zu verhindern, müssen Patienten mit Vorhofflimmern Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung hemmen“, so Prof. Braun-Dullaeus. Die längsten Erfahrungen hat man mit Substanzen, die die Bildung von Vitamin K verhindern (Cumarine wie Falithrom oder Marcumar). Vitamin K ist ein essentieller Bestandteil körpereigener Gerinnungsfaktoren, ohne die das Blut stets flüssig bleibt. Vitamin-K-Antagonisten können effektiv Schlaganfälle verhindern. Als Nebenwirkung erhöhen sie aber auch das Risiko innerer Blutungen, z. B. im Magen oder in das Gehirn. „Ein erhöhtes Blutungsrisiko haben insbesondere herzkranke Menschen mit schlechten Nierenwerten“, so Braun-Dullaeus. Leider sind sie es auch, die ein deutlich erhöhtes Risiko für einen ischämischen Schlaganfall (ausgelöst durch ein Gerinnsel im Gehirn) haben. Neuere, orale Antikoagulanzien sind für sie nicht zugelassen. Doch es gibt eine Alternative.
Ein kleines „Ohr“ am Herzvorhof
Frühere Untersuchungen konnten zeigen, dass die Mehrzahl der in das Gehirn verschleppten Thromben in einem etwa Pflaumen-großen Anhängsel am linken Herzvorhof entstehen. Vermutlich handelt es sich dabei, ähnlich wie beim Blinddarm, um ein für Menschen nicht mehr lebensnotwendiges Überbleibsel der Evolution. Im sogenannten Herzohr ist der Blutfluss ähnlich wie in einem toten Seitenarm eines Flusses reduziert. Dieser Umstand begünstigt die Bildung von Blutgerinnseln bei Vorhofflimmern, die dann mit dem Blutstrom in das Gehirn gelangen. Um das zu verhindern, schieben Kardiologen einen Katheter von der Leiste durch die Venen in das Herzohr und verschließen es mit einem aufgespannten kleinen Schirmchen aus der Gedächtnislegierung Nitinol.
„Bisherige Studien konnten zeigen, dass Patienten nach Ablauf einer Implantat-Einheilungszeit von einigen Monaten ein ähnlich geringes Schlaganfallrisiko haben, wie unter Einnahme von Falithrom oder Marcumar“, so Braun-Dullaeus. Zugleich haben Patienten mit dem Schirmchen im Herzohr kein erhöhtes Blutungsrisiko mehr, da die Einnahme der Vitamin-K-Antagonisten entfällt. „Wir glauben, dass Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion den größten Vorteil von dieser minimal-invasiven Behandlungsmethode haben.“ Erste Ergebnisse aus der neuen Studie sollten in etwa vier Jahren vorliegen.
Text: Uwe Seidenfaden
Ansprechpartner für Redaktionen:
Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus
Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie Magdeburg
Tel.: 0391-67-13203
E-Mail: r.braun-dullaeus@med.ovgu.de
Studienleiter Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus mit dem Implantat
Foto: Uniklinik Magdeburg
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