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25.06.2003 00:00

Frühkindliche Karies - schockierend aber vermeidbar

Markus Brakel Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.

    Immer häufiger erkranken Kinder bereits ab dem zweiten Lebensjahr an Milchzahnkaries. Die wesentliche Ursache hierfür ist das Trinken von zuckerhaltigen Getränken vor allem Tees, Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke aller Art, die den Kleinkindern mit der Babyflasche oder Trinklerntassen Tag und Nacht gereicht werden. Beginnend mit den oberen Milchschneidezähnen, kann diese Trinkgewohnheit zur vollständigen Zerstörung aller Milchzähne führen. Beim häufigen Genuss von Fruchtsäften verläuft dieser Prozess besonders rasant, weil die Fruchtsäuren die Zahnoberfläche sehr schnell angreifen. Auf dieser angerauhten Oberfläche können die kariesauslösenden Bakterien günstig anhaften und aus dem Zucker des Fruchtsaftes Säure bilden, die die Karies auslösen. Da die Mutter meistens die Frühstadien der Zahnveränderungen in Form von Rauhigkeit, weisslichen und bräunlichen Verfärbungen nicht wahrnimmt bzw. nicht kennt, sucht sie in der Regel viel zu spät mit ihrem Kind einen Zahnarzt auf.
    Die zahnärztliche Behandlung ist für den kleinen Patienten extrem belastend, da Kinder bis zum dritten bzw. vierten Lebensjahr von ihrem Entwicklungsstand her noch nicht in der Lage sind den notwendigen Eingriff zu begreifen. Insofern ist eine Behandlung häufig nur unter Narkose möglich. Dies ist nicht nur personal- und kostenintensiv, sondern stellt auch bei Kleinkindern ein medizinisches Risiko dar, das in Voruntersuchungen abgeklärt werden muss.
    Ist die Karies weit fortgeschritten oder haben sich bereits eitrige Prozesse entwickelt, dann müssen Milchzähne entfernt werden. Zur Wiederherstellung der Kau- und Sprachfunktion, zur Vermeidung von Zahnfehlstellungen und psychischen Belastungen ist nicht selten eine Zahnprothese schon im Vorschulalter erforderlich.
    Das Problem der frühkindlichen Karies ist in allen Industrieländern bekannt. Die Häufigkeit liegt etwa zwischen 5 und 20%, wobei vor allem in den neuen Bundesländern durch das reichhaltige Angebot an zuckerhaltigen Fertiggetränken eine Zunahme in den letzten Jahren beobachtet wurde.
    Die frühkindliche Karies ist aber vermeidbar, wenn die Mutter dem Kind als Durstlöscher und zur Beruhigung ungesüßten Tee, stilles Wasser, Milch und Malzkaffe in der Babyflasche anbietet. Dem Konsum von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken steht nichts entgegen, wenn sie zu den drei Hauptmahlzeiten gereicht werden. Wegen der großen Kariesgefährdung bei Kleinkindern sind süße Zwischenmahlzeiten strikt abzulehnen. Bereits nach Durchbruch der ersten Zähne sollen diese einmal am Tag mit einer fluoridhaltigen Kinderzahnpaste (höchstens eine erbsgroße Portion) geputzt werden, bestenfalls am Abend vor dem Zubettgehen. Nach dem zweiten Lebensjahr erfolgt dies zweimal täglich. Darüber hinaus wird empfohlen, Kleinkinder spätestens nach dem ersten Lebensjahr erstmalig dem Zahnarzt vorzustellen, damit rechtzeitig Frühstadien der Milchzahnkaries erkannt und unkompliziert behandelt werden können. Demgegenüber reichen die kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen nicht aus, da sie vorrangig auf die Vorbeugung geistiger und körperlicher Entwicklungsschäden und weniger auf Zahnerkrankungen gerichtet sind.


    Weitere Informationen:

    Dr. Roswitha Heinrich [heinrich@zmkh.ef.uni-jena.de]


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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