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19.08.2003 10:52

Neues Programm der Hertie-Stiftung für exzellente Hirnforscher will Abwanderung verhindern

Claudia Finke Kommunikation
Gemeinnützige Hertie-Stiftung

    Mit dem "Hertie-Exzellenz-Programm Neurowissenschaften" mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Millionen Euro soll Hirnforschern, die trotz ihrer exzellenten Leistungen keine weiteren zeitlich befristeten Arbeitsverträge mehr erhalten können, die Fortsetzung der beruflichen Laufbahn in Deutschland ermöglicht und eine Abwanderung ins Ausland verhindert werden.

    Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat das "Hertie-Exzellenz-Programm Neurowissenschaften" im Gesamtvolumen von 1,2 Millionen Euro ins Leben gerufen. Mit diesem Stipendienprogramm will sie Hirnforschern, die trotz ihrer exzellenten Leistungen keine weiteren zeitlich befristeten Arbeitsverträge mehr erhalten können, die Fortsetzung der beruflichen Laufbahn in Deutschland ermöglichen und eine Abwanderung ins Ausland verhindern.

    Seit Jahren verliert die neurowissenschaftliche Forschung in Deutschland einen Großteil ihres herausragenden Nachwuchses ans Ausland. Die Ursachen sind multifaktoriell. Fehlende berufliche Perspektiven und Strukturschwächen des deutschen Wissenschaftssystems stehen auf der Mängelliste der Hirnforscher ganz oben. Neben individueller Qualifikation und Leistung sind es zunehmend arbeitsrechtliche Vorschriften, die die Forschungsbedingungen und Beschäftigungsverhältnisse an deutschen Einrichtungen beeinträchtigen. Häufig ist die Folge, dass Neurowissenschaftler ihre wissenschaftliche Karriere aufgeben oder an ausländische Institutionen abwandern.

    Die Hertie-Stipendien sollen diesem Trend entgegenwirken. Sie wurden Anfang 2003 ausgeschrieben. Bewerben konnten sich Neurowissenschaftler aller Arbeitsgebiete, deren Vertrag an einer deutschen Forschungseinrichtung ohne Verlängerungsmöglichkeit innerhalb der vorangegangenen 12 Monate ausgelaufen war bzw. innerhalb der folgenden 12 Monate auslief, die eine Berufung auf eine Professur anstrebten und darauf Aussichten hatten und deren Exzellenz bereits durch die Förderung in einem der renommierten Nachwuchsprogramme (etwa Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Nachwuchsgruppen der Max-Planck-Gesellschaft) dokumentiert worden waren.

    Eine fachspezifische Jury aus führenden Neurowissenschaftlern Deutschlands hat nun aus 20 Bewerbern vier Kandidaten ausgewählt: Dr. rer. nat. Michael Kiebler, Tübingen, Priv.-Doz. Dr. phil.nat. Siegrid Löwel, Magdeburg, zur Zeit San Francisco, Priv.-Doz. Dr. sc. nat. Beat Lutz, München, und Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Christoph Schuster, Tübingen.

    Die Stipendien enden mit der Annahme eines Rufes, der Aufnahme einer anderen Berufstätigkeit oder nach Ablauf von fünf Jahren. Eine Verlängerung ist nicht möglich. Die Stipendien werden leistungsbezogen dotiert, wobei das Grundgehalt (entsprechend Besoldungsgruppe C2) bis zu einer Höhe entsprechend Besoldungsgruppe C3 angehoben werden kann. Neben dem persönlichen Gehalt beinhaltet das Stipendium eine einmalige Förderung für Sachmittel in Höhe von 50.000 Euro. Der Stipendiat kann die Forschungseinrichtung innerhalb Deutschlands wechseln.

    Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist die größte private deutsche Förderinstitution im Bereich der Neurowissenschaften. Schwerpunkte liegen zur Zeit auf der Initiierung neuer Forschungsstrukturen und -felder sowie auf der Erforschung der multiplen Sklerose. Im Jahr 2000 hat die Stiftung das Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung in Tübingen gegründet, das neueste und modernste Zentrum für Neurologie in Deutschland.

    Kontakt
    Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Prof. Dr. Michael Madeja, Bereichsleiter Neurowissenschaften
    Grüneburgweg 105, 60323 Frankfurt, Tel. 069 / 660756 147, MadejaM@ghst.de

    Die Jury des Hertie-Exzellenzprogramms:

    Prof. Dr. Konrad Beyreuther
    Direktor am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Heidelberg
    Staatsrat für Lebens- und Gesundheitsschutz der Landesregierung Baden-Württemberg

    Prof. Dr. Johannes Dichgans
    Direktor der Klinik für Neurologie der Universität Tübingen
    Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft

    Prof. Dr. K.M. Einhäupl
    Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Charite
    Vorsitzender des Wissenschaftsrates

    Prof. Dr. Michael Illert
    Direktor des Physiologischen Institutes der Universität Kiel
    Sekretär der Deutschen Physiologischen Gesellschaft

    Prof. Dr. Helmut Kettenmann
    Leiter des Forschungsschwerpunkts "Molekulare Neurowissenschaften"
    des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin
    Generalsekretär der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft

    Prof. Dr. Horst-W. Korf
    Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Morphologie der Universität Frankfurt
    Stellvertr. Sprecher des neurowissenschaftlichen Sonderforschungsbereiches 269 der DFG

    Prof. Dr. Michael Madeja
    Bereichsleiter Neurowissenschaften der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung

    Prof. Dr. Wolf Singer
    Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung Frankfurt, Kuratoriumsmitglied der Hertie-Stiftung

    Die Stipendiaten des Hertie-Exzellenzprogramms:

    Dr. rer. nat. Michael Kiebler. Seit 1999 leitet er eine unabhängige Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen und beschäftigt sich dort mit dem dendritischen Transport von Boten-RNAs in polarisierten Nervenzellen. Insbesondere geht er der Frage nach, wie dendritisch lokalisierte Boten-RNAs an aktivierten Synapsen in Einweiße übersetzt werden.

    Priv.-Doz. Dr. phil.nat. Siegrid Löwel. Von 1997 bis 2002 war sie Leiterin der Forschergruppe "Visuelle Entwicklung und Plastizität" am Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg. Im Jahr 2002 nahm sie die Position eines Associate Research Physiologist / Research Professor am W. M. Keck Foundation Center for Integrative Neuroscience der University of California, San Francisco, USA, an. Kernthema ihrer Forschungsarbeiten sind die Mechanismen der Entwicklung und Plastizität von Nervenzellverschaltungen in der Großhirnrinde.

    Priv.-Doz. Dr. sc. nat. Beat Lutz. Seit 1997 leitet er die Nachwuchsgruppe "Molekulare Genetik des Verhaltens" am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit ist die Untersuchung der synaptischen Plastizität, welche die Grundlage unserer Fähigkeit bildet, Neues zu erlernen und sich an das Gelernte zu erinnern. Dabei hat die Untersuchung der physiologischen Rolle des endogenen Cannabinoid-Systems eine zentrale Bedeutung. 2002 erhielt er den Organon-Forschungspreis für Biologische Psychiatrie.

    Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Christoph Schuster. Seit 1996 ist er Leiter einer unabhängigen Arbeitsgruppe am Friedrich-Miescher-Laboratorium der Max-Planck-Gesellschaft in Tübingen. Sein Forschungsgebiet ist die Identifizierung und Charakterisierung von molekularen und zellulären Mechanismen am Modell der neuromuskulären Endplatten von Larven der Taufliege Drosophila melanogaster. 1994 hat er den Heinz-Meyer-Leibnitz Preis der DFG für außergewöhnliche Veröffentlichungen im Bereich Ionenkanäle und Signaltransduktion erhalten.


    Weitere Informationen:

    http://www.ghst.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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