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18.12.2003 18:02

Von Carl Gerschow bis Max Honig: Matrikel der königlichen Universität Greifswald 1821-1848 ediert

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    PM 191/2003

    Das Schönste an der alten Zeit ist: wer war wann wo mit wem? Am besten nachzulesen. In Greifswald gab es noch eine Lücke: bis 1821 und ab 1848 sind alle Matrikel ediert und gedruckt. Der klaffenden Lücke nahmen sich Dr. Dirk Alvermann und Barbara Peters vom Universitätsarchiv Greifswald an. Sie brachten soeben das Buch auf den Markt "Die Studenten der königlichen Universität Greifswald 1821-1848 - Kommentiertes Verzeichnis nach der Matrikel und den Akten des Universitätsarchivs"; 256 Seiten; Personen- und Ortsverzeichnis; ISBN 3-86006-222-0. Zu beziehen über die Pressestelle der Universität für 14,80 Euro.

    Die beiden Autoren haben für das kommentierte Verzeichnis über 2700 Einträge der originalen Universitätsmatrikel 1821-1848 ausgewertet. Sie erfaßten das Immatrikulationsdatum, Vor- und Zunamen der Studierenden, Namen, Stand, Beruf und Wohnort des Vaters (oder Vormunds), Geburtsort des Studenten, sein Alter und sein Studium oder die Fakultät, an der er studierte. Die Matrikelangaben sind anhand der reichen archivalischen Parallelüberlieferung verifiziert.

    Neben der Matrikel zogen sie weitere Archivalien für eine Kommentierung hinzu, die ihnen um so wünschenswerter erschien, als für die in Frage stehende Zeit alle studentischen Personalakten wie auch die meisten Kopien von Abgangszeugnissen in den regulären Kassationen des 19. Jahrhunderts vernichtet wurden. Da Dirk Alvermann und Barbara Peters dem Benutzer des neuen Verzeichnisses dennoch einen sehr umfassenden Überblick über die noch vorhandenen Unterlagen zu den einzelnen Studenten ermöglichen wollten, verfaßten sie Quellenkommentare zu den Komplexen Prüfungen/akademische Grade, Stipendien und akademische Gerichtsbarkeit. Dafür haben sie alle Promotionsakten, Prüfungsakten der Wissenschaftlichen Prüfungskommission, Kollaturakten und Hauptbücher der Stipendien sowie die Disziplinarakten des Universitätsgerichts von 1821 bis 1849 auf Nennungen und Hinweise zu den Immatrikulierten überprüft.

    Das Verzeichnis bietet sich also einer sozialgeschichtlichen und statistischen Auswertung an. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Universität Greifswald gerade preußisch geworden; mit Blick auf die neue Berliner Universität prüfte "man" auch in Greifswald sein akademisches Selbstverständnis. Zwei Beispiele: 1825 kamen 79% aller preußischen Studenten in Greifswald aus Pommern, 1850 waren es nur noch 28%. Studenten aus Sachsen (10%), Schlesien (11%), Ost- und Westpreußen (11%), der Mark Brandenburg (15%) und Westfalen (16%) wurden kontinuierlich mehr. Es haben sich also offenbar weniger Landeskinder für ein Studium in Greifswald entschieden und stattdessen die Möglichkeit des Studiums an einer anderen preußischen Universität genutzt. Im gleichen, vielleicht noch höheren Maße hatte Greifswald indessen Studenten aus den übrigen preußischen Provinzen angezogen. Ist das also der Schritt von der pommerschen Landesuniversität zur preußischen Universität?

    Ähnliche Umbrüche zeichnen sich bei der Verteilung der Studenten auf die vier Fakuläten ab. Die Theologische Fakultät büßte innerhalb kürzester Zeit ihre führende Stellung ein und wurde zur studentenärmsten Fakultät Greifswalds, während die Medizinische und die Philosophische Fakultät von den gewandelten Verhältnissen profitierten. Letztere verdankte ihren Zuwachs vor allem der Einrichtung der Landwirtschaftlichen Akademie in Eldena, deren Besucher bis 1876/77 an der Universität immatrikuliert und als Hospitanten zugelassen waren. Die Landwirte unter den Philosophen waren in einigen Jahren sogar knapp in der Mehrzahl. Die Studentenzahlen der Juristischen Fakultät blieben, abgesehen von einer kurzen Krise im Jahrzehnt um 1840, auf dem gleichen niedrigen Niveau.

    Wer es weniger wissenschaftlich will, nur gucken, wer wo wann wofür in Greifswald, fragt sich, was aus dem Theologen Carl Friedrich Wilhelm Gerschow wohl wurde, der das Buch am 24. Mai 1821 eröffnet, und freut sich vielleicht, wenn der letzte Eintrag am 23. Dezember 1848 von seinem Ururgroßonkel Max Ludwig Honig stammt, Philosophiestudent aus Rosenburg in Sachsen, dessen Vormund der Oberamtmann Wahnschaffe war und der sich 1851 exmatrikulierte. Aber das fällt schon hinter die Zeit des wunderreichen Büchleins, in dem jeder Uni-Intessierte etwas finden wird.

    Information: Dr. Dirk Alvermann, Universitätsarchiv, Baderstraße 4-5, 17487 Universität Greifswald, Tel: 03834-86-1155, Fax : 03834-86-1159, email: archiv@uni-greifswald.de und alverman@uni-greifswald.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-greifswald.de/~verwalt/archiv/Startseite.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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