Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft - Mannheimer Geographen präsentieren Ergebnisse
Sportgroßveranstaltungen haben in den vergangenen Jahren weltweit zunehmende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung erlangt. Erhöhte Ansprüche der Besucher an die Qualität der sportlichen Leistungen und an den Erlebniswert der Veranstaltungen, erheblicher organisatorischer Aufwand, hohe öffentliche und private Investitionen sowie ein intensiver Wettbewerb der Veranstaltungsorte untereinander kennzeichnen die aktuelle Situation.
Prof. Paul Gans, Michael Horn und Christian Zemann vom Geographischen Institut der Universität Mannheim haben im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft ein Verfahren zur Beurteilung sportlicher Großereignisse entwickelt, das auf Veranstaltungen aller Größenordnungen - von Deutschen Meisterschaften in der Feldarmbrust bis zu Olympischen Sommerspielen - angewendet werden kann. Die Studie wurde am 10. Dezember 2003 erstmals öffentlich präsentiert und dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages in Berlin vorgestellt.
Das Verfahren kann zur Erfolgskontrolle bereits abgeschlossener Veranstaltungen wie auch als Entscheidungsinstrument im Vorfeld von Sportgroßveranstaltungen eingesetzt werden. Im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens wird zwischen ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Nutzen und Kosten unterschieden. In zwei Fallstudien - FIS-Weltcup-Skispringen 2001 in Willingen und ISTAF 2001 in Berlin - wurde das Verfahren auf seine Anwendbarkeit überprüft und angepasst.
Gemeinden und Regionen erhoffen sich von der Ausrichtung sportlicher Großereignisse vor allem positive regionalwirksame Effekte. Gleichzeitig sehen sich Städte und Regionen heute den Anforderungen einer wachsenden nationalen und internationalen Konkurrenz um die Ansiedlung von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, um kaufkräftige Konsumenten und um Touristen gegenübergestellt. Zur Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit erlangen weiche Standortfaktoren, zu denen auch attraktive Angebote im Kultur- und Sportbereich gehören, zunehmende Bedeutung. So steht oftmals der instrumentale Charakter von Großveranstaltungen im Vordergrund, um verschiedene Ziele zu erreichen, die sinnvollerweise in Strategien der Regionalentwicklungspolitik eingebettet sind.
Der Entschluss, eine Sportgroßveranstaltung zu realisieren, stellt für die betroffenen Institutionen - Sportverbände, Sportvereine und private Unternehmen als Veranstalter, Kommunen als Veranstaltungsorte - oftmals eine Frage besonderer Tragweite dar. Mit der Entscheidung zur Durchführung geht immer auch eine Festlegung über den Einsatz knapper Ressourcen einher, die anderen möglichen Verwendungen nicht zur Verfügung stehen. Aus diesem Grunde sind möglichst alle auftretenden Wirkungen von Sportgroßveranstaltungen zu erfassen und zu bewerten - gerade auch vor dem Hintergrund der Nutzung öffentlicher Zuschüsse, da in diesem Falle die Allgemeinheit zur Finanzierung der Sportgroßveranstaltung beiträgt.
Mit dem neuen Verfahren der Mannheimer Geographen lassen sich solche Veranstaltungen nach verschiedenen Methoden der Kosten-Nutzen-Untersuchung zusammenfassend bewerten. Ein weiteres Ziel des Forschungsprojekts war es, generalisierbare Schätzwerte für die Ausprägung der Wirkungen von Sportgroßveranstaltungen anzugeben. Diese Werte können in der Praxis bei der Beurteilung von Veranstaltungen vor ihrer Durchführung eingesetzt werden, um Daten, die vom Anwender des Verfahrens selbst ermittelt wurden, zu ergänzen oder diese mit den Schätzwerten zu vergleichen. Dafür haben die Mannheimer Wissenschaftler rund 200 Sportereignisse von 1999 bis 2001 untersucht und über 1.000 Experten aus den Bereichen Veranstalter, öffentliche Verwaltung, Politik, Medien und Wirtschaft in 130 Veranstaltungsorten schriftlich befragt.
Die Mannheimer Studie ist als Band 112 der Wissenschaftlichen Reihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft erhältlich:
Paul Gans, Michael Horn, Christian Zemann: Sportgroßveranstaltungen - ökonomische, ökologische und soziale Wirkungen. Schorndorf 2003, 384 Seiten, 28,80 Euro, ISBN 3-7780-0912-5
Weitere Informationen unter www.geounima.de
Für Rückfragen:
Dipl.-Geogr. Michael Horn
Dipl.-Geogr. Christian Zemann
Universität Mannheim, Geographisches Institut
Tel.: 0621/181-1957
Fax: 0621/181-1955
E-Mail:
horn@rumms.uni-mannheim.de
zemann@rumms.uni-mannheim.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Meer / Klima, Sportwissenschaft, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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