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11.02.2004 14:50

Vormodernes Wirtschaftswunder im Vorderen Orient

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Orientalist der Universität Jena erforscht mit neuen DFG-Mitteln Syriens Wirtschaftsboom 1150-1260

    Jena (11.02.04) Das neunte nachchristliche Jahrhundert, die Entstehungszeit der Geschichten von 1001 Nacht, gilt als Höhepunkt der frühislamischen Kultur. Von da an ging's bergab in den Kernländern des Islam, in Syrien, Nordmesopotamien, Irak und Westiran. Bis ein kleines Wunder geschieht, genauer ein Wirtschaftswunder. "Die Ursachen dafür liegen noch im Dunkeln", sagt PD Dr. Stefan Heidemann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dem Orientalisten jetzt Sachmittel in Höhe von 8.300 Euro bewilligt, damit er die Gründe für die wirtschaftliche Dynamik im vormodernen Arabien aufdecken kann.

    "Von etwa 1150 an - 60 Jahre nach dem Einfall der türkischen Seldschuken - verzeichnen wir eine erhöhte Bautätigkeit, die Städte werden umgestaltet, Zitadellen und Befestigungsanlagen ausgebaut, Versammlungsmoscheen restauriert", illustriert Heidemann. Doch die Baumaßnahmen sind nur ein Zeichen des neuen gesellschaftlichen Reichtums. Die ländliche Rekultivierung, die hohen Aufwendungen für den Krieg gegen die Kreuzfahrer, aber auch das reformierte Geldsystem und die Gründung von Hochschulen, gelten als Indizien für den Wirtschaftsboom, der bis 1260 anhält.

    Um die Dynamik in solchen weitgehend auf einer erfolgreichen Landwirtschaft beruhenden vormodernen Ökonomien zu verstehen, will Heidemann insbesondere das Wirtschafts- und Steuersystem erforschen. "Auch die Interaktion der Städte mit den Nomaden im Umland und ihre Integration spielt eine wichtige Rolle", so der Forscher von der Uni Jena. Die Politik gegenüber den Nomaden veränderte sich radikal: vom militärischem Zurückdrängen zu politischer und fiskalischer Integration.

    In seiner Habilitation hat Heidemann die Weichenstellung für diese Renaissance der städtischen Kultur nach dem Seldschuken-Einfall studiert. "Es bleibt die Frage, warum erst drei Generationen später die positiven Änderungen zu dem massiven Boom führen", so der Jenaer Orientalist. Die Antwort darauf hofft er in Archiven und Museen in New York, London und Damaskus zu finden. Die kann er nun dank des aktuell bewilligten Sachmittelprojektes aufsuchen und sich neue Quellen wie Chroniken, juristische Handbücher, archäologische Berichte und numismatische Dokumente erschließen. Um gewonnene Ergebnisse zu den politischen und wirtschaftlichen Reformen zu überprüfen, will er sich auf zwei mittelgroße Städte mit Landwirtschaft und Industrie am mittleren Euphrat konzentrieren. Raqqa und Harran sind als Modell-"Boomtowns" geeignet, da man hier den Einfluss externer Wirtschaftsfaktoren wie Fernhandel oder größere Garnisonen ausschließen kann.

    Kontakt:
    PD Dr. Stefan Heidemann
    Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients
    Lehrstuhl für Semitische Philosophie und Islamwissenschaft
    Sellierstr. 6, 07745 Jena
    Tel.: 03641 / 944864
    E-Mail: x7hest@uni-jena.de


    Bilder

    Tor des Krankenhaus in Damaskus, erbaut um 1160 (Foto: Heidemann)
    Tor des Krankenhaus in Damaskus, erbaut um 1160 (Foto: Heidemann)

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Tor des Krankenhaus in Damaskus, erbaut um 1160 (Foto: Heidemann)


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