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02.08.2004 17:17

Vorsicht, wenn der Kürbis bitter schmeckt

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Ein Fallbericht aus der Kinderklinik der Universität Leipzig

    Gemüse ist gesund! "An dieser Aussage möchten wir auch nicht rütteln,", so Prof. Dr. Andreas Merkenschlager von der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche der Universität Leipzig. "Aber dennoch hat jede Frucht ihre Tücken, und über die muss man Bescheid wissen. Deshalb ging kürzlich - nachdem wir an unserer Klinik ein Mädchen mit Vergiftungserscheinungen behandelt hatten - der Kürbis durch die Fachpresse." Ein Fallbericht.

    Es war in den Abendstunden, als eine Mutter mir ihrer achtjährigen Tochter in die Notaufnahme der Universitäts-Kinderklinik eilte. Der Kleinen, bis zum Abendessen noch putzmunter, ging es elend: Sie erbrach heftig. "Da wir bei ihr keinerlei andere Krankheitszeichen feststellen konnten", erinnert sich Dr. Matthias Karl Bernhard, "gab es nur einen Schluss: Die Patientin litt unter einer Vergiftung. Ein Gespräch mit der Mutter klärte schnell die Ursache - die leicht bittere Kürbissuppe zum Abendessen. Nur weil die Tochter sich gleich nach den ersten Löffeln erbrach, ließen die anderen Familienmitglieder von der Suppe ab und blieben verschont." Auch wenn der Rest des Abends für die Betroffenen von gewisser Dramatik war, dem Mädchen ging es, nachdem sich ihr Magen völlig entleert hatte wieder besser und nach zwei Tagen Schonkost war alles vorbei.

    In schwereren Fällen können (teilweise blutiger) Durchfall mit Kolikschmerzen, starker Speichefluss, selten auch Herzrasen und Kopfschmerzen hinzukommen. In solchen Fällen müssen die Mediziner mit einer Magenspülung, der Gabe von Kohle und gegebenenfalls Infusionen helfen. Ein toxischer Nachweis der Kürbis-Gifte ist im Klinikalltag routinemäßig kaum möglich.

    Bleibt also die Frage, ob der Kürbis eine gefährliche Frucht ist, von der man vorsichtshalber die Finger lassen soll. Und wie ist es mit seinen vielen Verwandten, den Gurken, Zucchini, Melonen und Wassermelonen? "All diese Pflanzen können in seltenen Fällen Cucurbitacine enthalten", erläutert Bernhard. "Diese Substanzen gehören zu den Terpenen. Das sind im Pflanzen und Tierreich häufig vorkommende, gesättigte oder ungesättigte Kohlenwasserstoffe. Aus den kultivierten Speisekürbissen wurde diese giftige, bitter schmeckende Substanz herausgezüchtet. Bei den Zierkürbissen war dieses Kriterium unwichtig und man machte sich die Mühe nicht, so dass viele von denen Cucurbitacine enthalten."

    Da die Befruchtung aber über Bienen erfolgt, können Kreuzungen von Zier- mit Esskürbissen erfolgen. Nachkommen dieser Kreuzungen, sehen mitunter wie völlig normale Speisekürbisse aus - und enthalten dennoch Cucurbitacine. Auch spontane Rückmutationen können im kultivierten Kürbis plötzlich die herausgezüchteten Gifte wieder auftreten lassen.

    Das alles ist jedoch kein Grund zur Panik oder zum völligen Kürbis-Verzicht. Denn es gibt einen ganz einfachen Weg, das Auftreten von Cucurbitacinen zu testen. Man kostet. Das sollte unbedingt ein Erwachsener tun, weil Kindern die einzelnen Geschmacksrichtungen noch nicht so sicher unterscheiden können. Und man kostet vor dem Kochen, denn die Gewürzzugaben könnten den Geschmack beeinflussen. Wenn das Stück Kürbisfleisch oder das Ende der Gurke oder der Zucchini bitter schmeckt - sofort ausspucken und die ganze Frucht wegwerfen. Wenn nicht - genießen. Und damit der Kürbis nicht generell in Ungnade fällt, sei noch einmal an seine Tugenden erinnert: Er enthält zum Beispiel an Carotin (Vorstufe des Vitamin A), Vitamin E und Kalium.

    Marlis Heinz


    weitere Informationen:
    Dr. Matthias Karl Bernhard
    Telefon: 0341 97 2 62 50
    E-Mail: M_K_B@web.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-leipzig.de/~kikli/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     


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