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Wissenschaft
Zum vierten Mal kamen auf Einladung der DFG herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Potsdam zusammen. 170 im Emmy Noether-Programm Geförderte diskutierten darüber, was exzellente Forschung möglich macht. Zentrale Themen waren der Wechsel von der C- zur W-Besoldung für Professoren, die "Tenure Track"-Option und die Prüfungserlaubnis.
Zum vierten Mal kamen auf Einladung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Potsdam zusammen. Vom 15. bis 17. Juli 2005 diskutierten 170 im Emmy Noether-Programm geförderte Stipendiatinnen und Stipendiaten, Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter untereinander und mit Vertretern der Politik darüber, was exzellente Forschung möglich macht. In themenorientierten und fachlichen Workshops tauschten sie sich die über Probleme und Chancen des Programms aus, das einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit eröffnen soll. In einer Abendveranstaltung debattierten Vertreter des Bundes und der Länder zusammen mit einem Hochschulleiter und einer Nachwuchswissenschaftlerin zum Thema "Forschung - Freiheit - Föderalismus".
Welche Schritte deutsche Hochschulen international zu Spitzenpositionen aufrücken lassen könnten, zeigte der Vortrag von Francois Diederich, Professor an der ETH Zürich. Der gebürtige Luxemburger, der an Universitäten in Deutschland und den USA tätig war, sieht in der Autonomie der Hochschulen den wichtigsten Punkt. Dazu gehöre die Auswahl von Professoren und Studierenden ebenso wie Budgetautonomie und Internationalisierung.
Der Wechsel von der C- zur W-Besoldung für Professoren war ein weiterer Diskussionspunkt. Er trifft die Geförderten im Emmy Noether-Programm am Ende der DFG-Förderung oder - was häufig geschieht - wenn sie aus dem Programm heraus auf eine Professur berufen werden. Martin Hellfeier vom Deutschen Hochschulverband zeigte in einem Vortrag Strategien, mit dieser Situation umzugehen. Trotz der Chancen durch Flexibilisierung und leistungsbezogener Bezahlung sehen viele Nachwuchskräfte die neue Besoldung vor allem als Spargesetz. In zahlreichen Beiträgen wurde deutlich, dass die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland durch die W-Besoldung im internationalen Vergleich wieder abzunehmen droht.
Auch das Thema "Tenure Track", die Option auf eine Festanstellung nach der Leitung der Nachwuchsgruppe oder der Juniorprofessur, wurde in den Workshops und Gesprächen zum "roten Faden". Denn erst dadurch bietet sich den exzellenten Nachwuchskräften eine Perspektive, die sie in Deutschland hält. Ausländische Hochschulen bieten solche Möglichkeiten oft schon an, in Deutschland hingegen fehlen sie insbesondere für die Leiterinnen und Leiter von Nachwuchsgruppen nach wie vor fast vollständig.
Auch bei einem anderen Thema wurde dringender Handlungsbedarf seitens der Universitäten deutlich. Die DFG hält auf ihrer Website einen Mustervertrag für ihre Geförderten im Emmy Noether-Programm bereit, der sie mit Juniorprofessoren quasi gleichstellt. Sie erhalten somit das Recht zur Lehre sowie das Recht, zur Promotion zu führen. Rückmeldungen in Potsdam zeigten jedoch einmal mehr, dass viele Universitäten diese Anerkennung nach wie vor verweigern. Dadurch wird die Selbständigkeit dieser handverlesenen Wissenschaftler ganz entscheidend eingeschränkt. Die DFG hat zugesagt, gemeinsam mit ihren Mitgliedseinrichtungen hier schnellstmöglich nach Lösungen zu suchen.
Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Emmy Noether-Programm bilden zunehmend auch außerhalb der Jahrestreffen eine produktive Gemeinschaft. Die Chemiker kommen beispielsweise einmal im Jahr zusammen, um sich gemeinsam auf einen wichtigen Kongress vorzubereiten. Zudem wollen die Ehemaligen neben einem Alumni-Club ein Mentoring-Programm auf die Beine stellen, um ihre Erfahrungen an die "Neulinge" weiterzugeben. Das neu eingerichtete Emmy Noether-Forum ist eine weitere Plattform für den Austausch. Die DFG bietet den Geförderten außerdem Weiterbildungsmöglichkeiten zu den Themen Personal-, Projekt- und Finanzmanagement und Kommunikation an.
Das Emmy Noether-Programm hat auf Anregung der Geförderten seit dem vergangenen Jahrestreffen einige Veränderungen erfahren, um exzellenten Nachwuchs noch besser zu fördern und ihm frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu ermöglichen. So wurde die so genannte Phase 1, in der Stipendiaten einen Auslandsaufenthalt absolvierten, in das Programm Forschungsstipendium überführt. Außerdem fielen die starren Altersgrenzen zugunsten einer flexiblen Regelung der Bewerbungsfrist (vier Jahre nach der Promotion) weg. Die Förderdauer einer Nachwuchsgruppe im Emmy Noether-Programm kann jetzt fünf, im Einzelfall sechs, statt der bisherigen vier Jahre betragen. In dieser Zeit können die Geförderten die Qualifikationen erlangen, um zügig eine Professur zu erreichen.
Weiterführende Informationen:
Informationen zum Jahrestreffen erteilen Dr. Beate Scholz, E-Mail: beate.scholz@dfg.de, und Dr. Anjana Buckow, E-Mail: anjana.buckow@dfg.de.
Informationen zur Förderung im Emmy Noether-Programm erteilt Dr. Vera Herkommer, E-Mail: vera.herkommer@dfg.de.
Informationen zum Emmy Noether-Programm und zur Nachwuchsförderung in der DFG sind im Internet abrufbar unter www.dfg.de/wissenschaftliche_karriere.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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