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Wissenschaft
Bremer Wissenschaftler legen Ergebnisse einer sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Studie über ehemalige Vulkanesen vor.
Es war ein großer Schock für Bremen und insbesondere für die arbeitende Bevölkerung in Bremen Nord, als die letzte Großwerft Bremens, der Bremer Vulkan, 1996 in Konkurs ging und alle Rettungsversuche fehlschlugen. Die Werft schloss 1997 für immer ihre Tore. Die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik taten alles, um die "Ära Vulkan" schnell vergessen zu machen. Zurück blieben 2.500 Arbeiter und Angestellte, die in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden. Viele von ihnen waren krank - durch Asbest, Schweiß- und Brennrauche und harte körperliche Arbeit. Zehn Jahre nach der Werftschließung fragten Wissenschaftler der Universität Bremen, was aus den ehemaligen Werftarbeitern des Bremer Vulkan geworden ist. Jetzt legten sie die Ergebnisse ihrer Untersuchung unter dem Titel "Ein neuer Anfang wars am Ende nicht. Zehn Jahre Vulkan-Pleite: Was ist aus dem Menschen geworden?" (VSA-Verlag) vor. In Kooperation mit dem Bundesverband der Betriebskrankenkassen, der BKK Firmus (Bremen) und dem Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen und finanziell gefördert durch die Bremer Stiftung "Die Schwelle" führten sie das Projekt durch. Es war die zweite Befragung von ehemaligen Vulkanensen, die in den Jahren 1999/2000 zu vergleichbaren Themenstellungen durchgeführt worden war.
Die Wissenschaftler wollten wissen, wie es den ehemaligen Vulkanesen heute hinsichtlich Arbeit, Gesundheit und Leben insgesamt geht. Im Dezember 2006 wurden alle noch lebenden bei der früheren Vulkan-Betriebskrankenkasse (Vulkan-BKK) Versicherten angeschrieben. Neben der schriftlichen Befragung wurden 35 offene Interviews durchgeführt. Mit Hilfe dieses Projekts wurde die einmalige Chance genutzt, dem Schicksal einer früheren Belegschaft und deren sozialen und gesundheitlichen Situation - noch zehn Jahre nach dem kollektiven Arbeitsplatzverlust - weiter nachgehen zu können.
Es zeigt sich, dass weiterhin vor allem die Altergruppe der 50-59-Jährigen die Leidtragenden des Strukturwandels der Arbeitsgesellschaft sind. Viele von ihnen haben ernsthafte Krankheitssymptome. Diese sind die Folge eines langjährigen Gesundheitsverschleißes bei Vulkan und den kleineren Werften des Bremer Raumes, in denen viele nach der Vulkan-Pleite, oftmals als Leiharbeiter, unterkamen. Die ehemaligen Vulkanesen unterwerfen sich einer extremen Arbeitsorientierung, die auf Gesundheit wenig Rücksicht nimmt. Nach dem 50. Lebensjahr häufen sich die gesundheitlichen Probleme, die sich nicht nur in körperlichen, sondern auch in psychischen Erkrankungen äußern. Für viele beginnt dann ein langer und teilweise entwürdigender Leidensweg durch die Institutionen. Langzeitarbeitslosigkeit, Krankheit und Frührente sind die Stichworte. In der Studie werden verschiedene Erlebnis- und Bewältigungsweisen zwischen Arbeitsorientierung und Depression herausgearbeitet. Zur Sprache kommen auch die Ehefrauen, die Situation in der Partnerschaft und Fragen der sozialen Eingebundenheit. Die vielen Originalzitate aus den Interviews machen die Arbeits- und Lebenssituation der ehemaligen Vulkan-Beschäftigten in einer Weise lebendig, wie sie selten in der sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Forschung zu finden ist.
Weitere Informationen:
Dr. Wolfgang Hien
P.D. Dr. Uwe Helmert
Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen und Forschungsbüro für Arbeit, Gesundheit und Biographie
Tel. 0421 699 4077
E-Mail kontakt@wolfgang-hien.de
E-Mail helmert@zes.uni-bremen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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