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16.11.2000 09:22

18. Paderborner Gastdozentur an der Uni mit Arnold Stadler, Büchnerpreisträger des Jahres 1999

Tibor Werner Szolnoki Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Paderborn

    Arnold Stadler, der Büchnerpreisträger des Jahres 1999, übernimmt am 20. November 2000 die 18. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der Autor wird an vier Montagen in der Universität Paderborn zu Gast sein.

    Die Veranstaltung, unter dem Rahmenthema Sätze fürs Leben, beginnt am 20. November 2000 mit einer Lesung aus seinem 1999 erschienenen Roman "Ein hinreissender Schrotthändler". Im Anschluss daran folgen am 27. November und am 4. Dezember zwei Vorträge; der erste Vortrag steht unter dem Titel "Das verworfene Wort 'schön'", in dem er den literarhistorischen Bogen vom Buch der Psalmen über Marie-Luise Kaschnitz bis zu Julien Green schlagen wird. Im zweiten Vortrag wird Arnold Stadler seine Lieblingsbücher unter dem Titel "Was ich auf die Insel mitnähme" vorstellen. Den Abschluss bildet eine zweite Lesung. Stadler stellt hier ein Kapitel über Bertolt Brecht (Ein Bibel- wie Bordellkenner) aus seinem neuesten Buch, "Erbarmen mit dem Seziermesser. Über Literatur, Menschen und Orte", vor, das in diesem Jahr im Kölner DuMont Verlag erschienen ist.

    Wie in jedem Jahr finden die Lesungen bzw. die Vorträge im Hörsaal C2 der Universität Paderborn von 16.15-17.45 Uhr statt. Die Veranstalter - Prof. Dr. Alo Allkemper, Prof. Dr. Norbert Otto Eke und Prof. Dr. Hartmut Steinecke - laden hierzu alle Interessierten herzlich ein; der Eintritt ist frei.

    Im Anschluss an die Veranstaltung findet ein Seminar über das literarische Werk von Arnold Stadler statt. Für einen Kreis von Interessierten sollen in diesem Seminar zusammen mit dem Autor Werke von Arnold Stadler analysiert werden. Das Seminar findet jeweils 18.15-20.00 Uhr im Raum H 3.241 der Hochschule statt. Auch zu dieser Veranstaltung sind alle Interessierten herzlich willkommen, die sich etwas intensiver mit dem Werk des Autors beschäftigen möchten.

    Die Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller wurde 1983 eingerichtet. Sie ist ein Angebot der Universität für alle - nicht nur für Studierende -, die in Paderborn und Umgebung an Literatur interessiert sind. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Literatur will Einsichten in ihre künstlerische und historische Eigenart, ihre Bedeutung und Wirkung vermitteln. Die Begegnung mit Autorinnen und Autoren kann darüber hinaus Einblicke in die Arbeitsweisen und Bedingungen des 'Schreibens heute' ermöglichen und das Verständnis für Literatur als Kunst fördern. Daher führt der Fachbereich "Sprach- und Literaturwissenschaften" seit vielen Jahren regelmäßige Autorenlesungen durch. Bisher waren über 150 Schriftstellerinnen und Schriftsteller an unserer Universität zu Gast. Die "Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller" erweitert und ergänzt dieses Angebot. Sie will eine Verbindung zwischen Literaturwissenschaft und schriftstellerischer Praxis herstellen. Daher werden "theoretische" Themen mit Vorträgen über verschiedene Aspekte des literarischen Lebens und mit Einblicken in die eigene aktuelle Arbeit verbunden. Im letzten Jahr konnte Angela Krauss als Gastdozentin gewonnen werden.

    Arnold Stadler wurde am 9. April 1954 im südbadischen Meßkirch geboren und wuchs im Nachbardorf Rast auf. Zunächst absolvierte er ein Studium der katholischen Theologie in München und Rom, danach studierte Stadler Germanistik in Freiburg und Köln. 1986 folgte die Promotion Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des 20. Jahrhunderts. Zu den Psalmen im Werk Bertolt Brechts und Paul Celans. Anschließend unternahm er ausgedehnte Reisen u.a. nach Südamerika sowie in den Nahen und Fernen Osten. Stadler lebt seit 1995 überwiegend in seinem Heimatdorf Rast.

    Für sein lyrisches und erzählerisches Werk wurde Stadler u.a. mit dem Förderungspreis der Jürgen-Ponto-Stiftung (1989), Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis (1993), Hermann-Hesse-Förderpreis (1994), Nicolas-Born-Preis (1995), Thaddäus-Troll-Preis (1996) und dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1998) ausgezeichnet. 1998/99 war er Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. 1999 wurde ihm der Alemannische Literaturpreis und der Georg-Büchner-Preis, zu dessen Verleihung Peter Hamm die Laudatio hielt, zugesprochen.

    Erste Aufmerksamkeit bei Kritikern und Lesern fand Arnold Stadler durch seine unverwechselbare Sprache, mit der er die Themen von Vergänglichkeit und Einsamkeit umkreiste. Sein Romandebüt Ich war einmal (1989) handelt von Kindheit und Vergangenheit, ohne jedoch das Thema zu verklären. Die Romane Feuerland (1992) und Mein Hund, meine Sau, mein Leben (1994) erweitern die Perspektive auf die problematische Heimat.

    Mit spielerischer Leichtigkeit balanciert die Prosa Arnold Stadlers das Komische und das Tragische gegeneinander aus; lakonisch vermisst sie das Terrain der Kindheit und Jugend in der Provinz; mit Ironie und Witz schreibt sie eine Geschichte des Verlusts.

    Die Themen wechseln in den folgenden Jahren; immer weiter entfernt Stadler sich von den auto-biographischen Wurzeln seiner frühen Prosa. Aber auch in den Lebensläufen der Romane Der Tod und ich, wir zwei (1996) und Ein hinreissender Schrotthändler (1999) stehen Komik und Scheitern nebeneinander; nach wie vor bilden sich unter der Oberfläche seiner Sätze ganze "Existenzdimensionen" ab (was Martin Walser an seinem Romandebüt herausgehoben hatte). So bleiben "Schmerz" und "Erinnerung" für Stadler die "Hauptmusen" seines Schreibens. "Meine Bücher spielen in einer Gegend, die man mit Heimat verwechselt, weil s' auf dem Land spielen. Tatsächlich geht es um Heimatlosigkeit." (Stadler 1999)


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    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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