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18.10.2010 13:03

Esser-Preise: Muslimische Verbände, freie Radikale, Rückkehrer, Verschlüsselung und die Matrix

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Fünf junge RUB-Forscher erhalten Promotions-Stipendien
    Preise der Wilhelm und Günter Esser Stiftung verliehen

    Ihre Promotionsarbeiten ohne Geldsorgen zu Ende bringen können fünf junge RUB-Forscherinnen und -Forscher dank Stipendien der Wilhelm und Günter Esser-Stiftung. Kerstin Rosenow, Evangelia Kindinger, Mathias Herrmann, Michael Karus und Ben Novak werden zwischen drei und elf Monate lang gefördert. Ihre Forschungsgebiete reichen von Muslimischen Dachverbänden über die extrazelluläre Matrix und die Kryptographie bis hin zu griechischen Rückkehrern aus Amerika und die Rolle der Mitochondrien bei der Schmerzwahrnehmung.

    Die Urkunden überreichte die Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der RUB, Birgit Fischer, am 15.10. bei einer Feierstunde im Haus der Freunde.

    Mathias Herrmann: Sicher verschlüsseln

    Mathias Herrmann (Lehrstuhl für Kryptologie und Informationssicherheit, Prof. Dr. Alexander May), der in Darmstadt Informatik studiert hat und jetzt an der RUB-Fakultät für Mathematik promoviert, widmet sich der Verschlüsselung von Daten. Ein Verschlüsselungsverfahren zu brechen entspricht dem Lösen einer Gleichung. Dafür gibt es effiziente Verfahren bis zu einem gewissen Punkt. Diesen Punkt immer weiter hinauszuschieben und die Sicherheit des Verschlüsselungsverfahrens jenseits des Punkts beweisbar zu machen, ist Ziel der Kryptographen. Im Mittelpunkt von Mathias Herrmanns Arbeit steht das häufig eingesetzte RSA-Verfahren.

    Michael Karus: Die Rolle der Matrix

    Die Extrazellulär-Matrix hält Zellen im Organismus zusammen wie Mörtel eine Mauer. Im Gegensatz zum Mörtel hat sie aber weitere vielfältige Funktionen. Michael Karus (Lehrstuhl Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie, Prof. Dr. Andreas Faissner) untersucht die Rolle der Matrix in Gehirn und Rückenmark während deren Entwicklung. Besonders interessant ist das, weil man viele der Prozesse, die dabei ablaufen, auch nach Verletzungen und bei Erkrankungen des Zentralnervensystems findet. Erkenntnisse könnten also therapeutische Ansätze liefern. Im Mittelpunkt der Studien steht das Glycoprotein Tenascin C (Tnc). Es sorgt für die Bildung und Reifung von Astrozyten, die z.B. an der Bluthirnschranke und an der Regulation des Botenstoff- und Salzhaushalts sowie an der Übertragung elektrischer Informationen beteiligt sind. Nach Verletzungen setzen Astrozyten verschiedene Substanzen frei, die gesundes Gewebe schützen, die Regeneration von krankem Gewebe aber verhindern, darunter auch Tnc. Die molekularen Mechanismen dahinter will Michael Karus klären, unter anderem durch Verletzungsstudien an „normalen“ und genetisch veränderten Tieren, die kein Tnc bilden können.

    Über sein Promotionsprojekt berichtet Michael Karus in RUBIN Junge Forschung, dem aktuellen Sonderheft des RUB-Wissenschaftsmagazins.
    http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rubin-junge-forschung/beitraege/beitrag12.ht...

    Evangelia Kindinger: Warum Griechen in die Heimat zurückkehren

    Evangelia Kindinger (Lehrstuhl Amerikanistik, Prof. Dr. Kornelia Freitag) beschäftigt sich mit den Autobiographien griechischstämmiger Amerikaner, die zurück nach Griechenland gehen. Dabei kommen ihr ihre Sprachkenntnisse zugute: Die Tochter einer Deutschen und eines Griechen hat bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in Griechenland gelebt, ihre Eltern sprachen zu Hause englisch. Auf die Memoiren der Rückkehrer stieß sie bei Recherchen in griechischen Gemeinden in den USA. Die Texte behandeln Themen wie Heimat, Identität, Familie und Verortung. Die Autoren – Männer wie Frauen unterschiedlichen Alters – wollen dazugehören, ihre Wurzeln finden, Häuser bauen. Ihre Motivation zu gehen ist oft ein Gefühl von Unvollständigkeit. Besonders für Griechen spielt die Odysseus-Sage eine wichtige Rolle: das Vorbild des großen Heimkehrers.

    Ben Novak: Was freie Radikale in Nervenzellen anrichten

    Ähnlich wie nicht verbrannter Treibstoff explosionsgefährlich ist, bedeutet bei der Zellatmung nicht verwerteter Sauerstoff eine Gefahr. Für die Sauerstoffverwertung sind die Kraftwerke der Zelle zuständig, die Mitochondrien. Funktionieren sie nicht richtig, entstehen vermehrt freie Radikale – so zum Beispiel bei manchen Nervenerkrankungen wie Parkinson. Die Mechanismen, die freie Radikale im Nervensystem auslösen, will Ben Novak (Lehrstuhl für Tierphysiologie, Prof. Dr. Hermann Lübbert) genauer verstehen. Freie Radikale werden z.B. zur Behandlung von Hauttumoren eingesetzt. Als „Zündschnur“ dient das Licht. Es überträgt Energie auf die Mitochondrien, freie Radikale entstehen – und das tut weh. Das brachte Ben Novak auf die Idee, periphere Nerven, die Schmerz melden können, in Zellkultur zu züchten und sie freien Radikalen auszusetzen. Ergebnis: Die Zellen senden ein Signal aus. Andere Zellen, z.B. Hautzellen, setzen bei Kontakt mit freien Radikalen Signalmoleküle fürs Nervensystem frei, senden also eine Gefahrenwarnung. Diese Grundlagenforschung könnte dazu beitragen, die gerichtete Zerstörung von Hauttumoren zu verbessern und Nebenwirkungen zu reduzieren.

    Kerstin Rosenow: Muslimische Dachverbände

    Kerstin Rosenow (Lehrstuhl für Sozialwissenschaft, Prof. Dr. Ludger Pries) beschäftigt sich mit den Veränderungen im deutschen Migrationsregime zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die Integration der Muslime rückte auf die politische Agenda, mehr und mehr verknüpft mit sicherheitspolitischen Fragen, beeinflusst von den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Wie und warum reagieren muslimische Dachverbände auf solche Veränderungen? Dieser Frage geht Kerstin Rosenow aus einer organisationssoziologischen Perspektive nach. Sie nimmt an, dass Organisationen generell mit sich widersprechenden externen und internen Erwartungen konfrontiert werden, die sie in Einklang bringen müssen. Kerstin Rosenow nimmt an, dass Organisationen zunächst ihre Außendarstellung an die äußeren Erwartungen anpassen, bevor dies Auswirkungen auf ihre inneren Strukturen und Aktivitäten hat. Ihre Hypothesen prüft sie anhand von Experteninterviews, die sie mit den Hauptvertretern der drei muslimischen Dachverbände in Deutschland geführt hat.

    Weitere Informationen

    Dr. Manfred Buschmeier, Dezernat 1, Forschungsreferent, Tel. 0234/32-23923, E-Mail: manfred.buschmeier@uv.rub.de

    Redaktion: Meike Drießen


    Bilder

    (v.l.) Die GdF-Vorsitzende Birgit Fischer, Kerstin Rosenow, Mathias Herrmann, Evangelia Kindinger, Michael Karus, Ben Novak, RUB-Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler.
    (v.l.) Die GdF-Vorsitzende Birgit Fischer, Kerstin Rosenow, Mathias Herrmann, Evangelia Kindinger, M ...
    Foto: König
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Kulturwissenschaften, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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