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Neue Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg plant Ambulanz für Gewaltopfer
Seit 1. März 2011 ist Professor Dr. Kathrin Yen als Nachfolgerin von Professor Dr. Rainer Mattern Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Österreicherin leitete zuvor das Ludwig Boltzmann Institut für Klinisch-Forensische Bildgebung in Graz und von 2007 bis 2009 die Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Graz in der Steiermark. Die Computertomographie will sie auch in Heidelberg verstärkt einsetzen, um menschliche Körper zu untersuchen: „Die modernen Bildgebungsverfahren helfen uns, objektive Beweise zu finden.“
Zudem plant die neue Direktorin hier die Einrichtung einer Klinisch-Forensischen Ambulanz für Gewalt- und Unfallopfer. Die Ambulanz soll allen Menschen offen stehen – unabhängig davon, ob eine Anzeige gestellt wurde oder nicht. Auf diese Weise könnten die Spuren und Verletzungen, die bei einem späteren Gerichtsverfahren eine wichtige Rolle spielen könnten, besser gesichert werden. Das Ziel von Prof. Yen ist es, die Gewalt-Ambulanz in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern: „Bei Zahnschmerzen gehe ich am Wochenende schließlich auch in die Zahn-Ambulanz.“
„Man muss sehr genau arbeiten können“
Mit ihr gibt es im deutschsprachigen Raum nur fünf Frauen auf diesem Posten. Immobilität sei einer der Gründe dafür, dass es nicht mehr sind, sagt die 42-Jährige: „Wer immer am gleichen Ort bleibt, kann in unserem Fachgebiet nur schwer Karriere machen.“ Ihr Beruf sei für Frauen geradezu ideal, findet Prof. Yen, deren Mann chinesische Wurzeln hat: „Ich bekomme mein Kind viel häufiger zu sehen, als wenn ich in einer Klinik arbeiten würde. In der Rechtsmedizin gibt es eine Rufbereitschaft, die von zu Hause aus bedient werden kann.“ Wenn ihr Telefon klingelt, könne das allerdings bedeuten, dass sie die Nacht bei Eiseskälte im Wald verbringen müsse, um den Fundort einer Leiche zu untersuchen. Die Professorin hat damit kein Problem, im Gegenteil: Die Untersuchung der Fundorte sei genauso wichtig wie die des Leichnams selbst.
Doch ist die Arbeit nicht psychisch sehr belastend? „Insgesamt sind die Belastungen vergleichbar mit denen in einer Klinik“, ist Prof. Yen überzeugt. „Mit einem Unterschied: Anders als ein Kliniker muss ich nie miterleben, wie ein Patient stirbt.“ Frauen hätten auch keine körperlichen Nachteile: „Eine Obduktion ist keine Frage der Kraft, sondern der Sorgfalt. Man muss sehr genau arbeiten können.“ Der Beruf verlange eher einen sehr guten Zugang zum Menschen: „Dafür sind Frauen prädestiniert.“ Schließlich bestünde die Rechtsmedizin nicht nur aus der Arbeit mit Leichen, sondern werde immer häufiger auch bei Kindesmisshandlung, nach Vergewaltigung, Schlägereien und Versicherungsbetrug zu Rate gezogen. Auch Autounfälle und auffällig gewordene Fahrer beschäftigen die Mitarbeiter regelmäßig: „Die Verkehrsmedizin bleibt ein wichtiger Bestandteil des Instituts.“
Die Anbindung einer Verkehrsmedizin an ein universitäres rechtsmedizinisches Institut ist in Deutschland einzigartig. In Heidelberg sind rund 50 Mitarbeiter beschäftigt, darunter etwa 15 Wissenschaftler aus Medizin, Chemie, Pharmazie, Psychologie, Biologie, Physik, Ingenieurwissenschaften und Medizininformatik. Die in Forschung und Praxis gesammelten Erfahrungen fließen in die Aus- und Weiterbildung von Ärzten, Juristen, Rettungssanitätern und Polizeibeamten ein.
Kontakt:
Professor Dr. Kathrin Yen
Ärztliche Direktorin
Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin
Universitätsklinikum Heidelberg
Voßstr. 2
69115 Heidelberg
Tel.: 06221/56 89 49
Fax: 06221/56 52 52
E-Mail: kathrin.yen@med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
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Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
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E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
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65 / 2011
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Frauen seien für den Beruf des Rechtsmediziners geradezu prädestiniert, findet die Österreicherin mi ...
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Recht
überregional
Personalia
Deutsch
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