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21.02.2012 16:46

Sport und Hormone: Magersucht und Doping gefährden Gesundheit von Sportlern

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Mannheim – Sport ist gesund, kann sich aber auch negativ auf die Gesundheit und das Hormonsystem des Sportlers auswirken. Sportler-Magersucht und auch der Einsatz von Hormondoping sind Beispiele. Welche Auswirkungen Essstörungen bei Sportlern haben und wie das Hormondoping deren Gesundheit gefährdet, sind Themen auf dem 55. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) vom 7. bis 10 März 2012 in Mannheim. Beide Themen werden auch auf der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie am 7. März 2012 in Mannheim behandelt.

    Die positive Wirkung regelmäßiger, sportlicher Aktivität für Körper und Geist ist belegt. Auch auf die hormonelle Regulation wirkt sich Bewegung normalerweise günstig aus: So profitieren beispielsweise Typ-2-Diabetiker von regelmäßigem Sport, da die Skelettmuskulatur dann empfindlicher auf Insulin reagiert. Übermäßiger sportlicher Leistungsdruck – sei es von außen oder durch den Sportler selbst – kann jedoch das Gegenteil bewirken: „Gerade bei Sportarten, in denen es vorteilhaft ist, ein niedriges Körpergewicht zu haben, ist das Risiko für Essstörungen deutlich erhöht“, sagt Privatdozentin Dr. med. Birgit Friedmann-Bette, Oberärztin an der Abteilung Innere Medizin VII: Sportmedizin, am Universitätsklinikum Heidelberg. Sportlerinnen und Sportler, die beim Geräteturnen, bei Gymnastik, Tanz oder Skispringen besonders gut abschneiden wollen, laufen mitunter Gefahr, sich durch eine vermeintlich „gewinnbringende“ Hungerkur in eine gefährliche Magersucht hineinzumanövrieren. „Im Spitzensport hat die Anorexia nervosa schon Todesopfer gefordert“, so Friedmann-Bette. Für den Körper hat die mangelnde Kalorienzufuhr schwerwiegende Folgen: „Bei einer „Anorexia athletica“ kommt es in einem Teil des Zwischenhirns, dem sogenannten Hypothalamus, zu Störungen der hormonellen Regulation“, erklärt Friedmann-Bette. Eine Folge hiervon seien bei Sportlerinnen massiv erniedrigte Östrogenspiegel, die Zyklusstörungen bis hin zu einem Ausbleiben der Menstruationsblutung verursachten. Außerdem käme es häufig zu einer Abnahme der Knochendichte, die Knochenbrüche ohne erkennbare Ursache, sogenannte Stressfrakturen, zur Folge haben können, erläutert die Expertin aus Heidelberg. Neuere Forschungen wiesen auf ein viertes Symptom hin: eine beeinträchtigte Gefäßfunktion.

    Unterschätzt werden – insbesondere von Leistungssportlern – auch die fatalen Auswirkungen von Hormonpräparaten, die die körperliche Leistungsfähigkeit steigern sollen. „Doping-Substanzen wie die „anabol-androgenen Steroide“ bewirken nicht nur eine Zunahme der Muskelmasse. Sie können auch Gefäß- und Herzerkrankungen, Lebertumore und psychische Veränderungen zur Folge haben“, warnt Friedmann-Bette. Zudem laufen Frauen Gefahr, dass ihr Körper mehr und mehr „vermännlicht“. Bei Männern könne es durch Einnahme von Hormonpräparaten zur vermehrten Ausbildung des Brustdrüsengewebes kommen. Neben den klassischen „Anabolika“, Abkömmlingen des männlichen Sexualhormons Testosteron ist auch Wachstumshormon ein beliebtes Doping-Mittel. Verschiedene neuere Substanzen verändern die Hormonregulation, indem sie direkt auf Hormonrezeptoren einwirken. „Das Problem ist, dass alle diese Substanzen heute über einen nicht zu unterschätzenden Schwarzhandel im Internet praktisch für jeden zugänglich sind“, warnt Friedmann-Bette. Gerade im Kraftsportbereich griffen auch Freizeitsportler regelmäßig zu Dopingpräparaten. „Wir müssen alles tun, um auf die Gefahren dieser Mittel aufmerksam zu machen“, betont die Expertin der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie im Vorfeld des Mannheimer Symposiums.

    Einer der führenden Doping-Experten von der Sport-Hochschule Köln, Professor Mario Thevis wird am Donnerstag, den 8. März 2012, ein Grundsatzreferat „Hormone und Doping“ halten und am Freitag, den 19. März 2012 findet eine eigene Sitzung zu „Sport und Hormone“ statt, in der Privatdozentin Dr. Birgit Friedmann-Bette aus Heidelberg speziell zur Magersucht von Sportlern, der Anorexia athletica, sprechen wird.

    Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

    ********************************************************
    Terminhinweise:
    Vortrag von Professor Mario Thevis: “Hormone und Doping”
    Termin: Donnerstag, 8. März 2012, 09:00 bis 09:45 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Saal Arnold Schönberg,
    Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Vortrag von Privatdozentin Birgit Friedmann-Bette: „Krank durch Sport – Anorexia athletica“
    Termin: Donnerstag, 8. März 2012, 17:20 bis 17:40 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Saal Gustav Mahler I,
    Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Pressekonferenz anlässlich des 55. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
    Termin: Mittwoch, 7. März 2012, 11:00 bis 12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum Franz Xaver Richter,
    Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Vorläufiges Programm:

    Leitung: Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE, emer. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum

    Was ist Endokrinologie – Was sind ihre Aufgaben? Einführung in die Kongressthematik
    Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz
    Mediensprecher der DGE, emer. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum

    Ohne Hormonstress zum Wunschkind: In-vitro-Maturation (IVM) – Eizellen für die künstliche Befruchtung in der Petrischale reifen lassen?
    Professor Dr. med. Thomas Strowitzki
    Tagungspräsident des 55. Symposiums der DGE, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Universitätsklinikum Heidelberg

    Blutzucker senken um jeden Preis? Wie sollten Patienten mit Diabetes mellitus nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen eingestellt sein?
    Professor Dr. med. Peter Nawroth
    Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin I und Klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg

    Schützt Vitamin D außer vor Osteoporose und Sturzneigung auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Infekten, Alzheimer & Co?
    Professor Dr. Dr. med. Christian Kasperk
    Beiratsmitglied der Sektion Knochenstoffwechsel der DGE, Abteilung Innere Medizin I und Klinische Chemie, Leiter der Sektion Osteologie, Universitätsklinikum Heidelberg

    Schilddrüse und Fruchtbarkeit: Wie können Empfängnis und Schwangerschaft trotz Stoffwechselstörung normal verlaufen?
    Professor Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel
    Vize-Präsidentin der DGE, Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Essen

    Sport und Hormone – Die Kehrseite der Medaille: Von Doping und Sportlermagersucht
    Privatdozentin Dr. med. Birgit Friedmann-Bette
    Oberärztin an der Abteilung Innere Medizin VII: Sportmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg

    sowie:

    Professor Dr. rer. nat. Jörg Gromoll
    Präsident der DGE, Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Universitätsklinikum Münster

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
    Anna Julia Voormann/Dagmar Arnold
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-380
    Telefax: 0711 8931-984
    E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
    http://www.endokrinologie.net
    http://www.dge2012.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    regional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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