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Wissenschaft
Manche Menschen schmecken Wörter oder sehen Zahlen in Farbe. Synästhesie heißt das faszinierende Phänomen, bei dem es zu einer außergewöhnlichen Verknüpfung von Sinneseindrücken im Gehirn kommt. Diese zusätzliche Wahrnehmung bleibt bei den betroffenen Menschen ein Leben lang konstant. Aus früheren Untersuchungen mit funktioneller Kernspintomographie weiß man, dass bei Synästheten während der Verarbeitung von visuellen Eindrücken eine bestimmte Hirnregionen stärker aktiviert ist. Diese gesteigerte lokale Hirnaktivität erklärt aber noch nicht, wie die verstärkten Sinnesverknüpfungen zustande kommen. Wie Neurowissenschaftler am Klinikum rechts der Isar der TU München (Dr. Valentin Riedl, Abteilung für Neuroradiologie) und am Forschungszentrum Jülich (Prof. Peter Weiss-Blankenhorn, Institut für Neurowissenschaften und Medizin) nun in einem gemeinsamen Projekt herausgefunden haben, werden diese synästhetischen Verknüpfungen durch verstärkt gekoppelte Aktivität zwischen Hirnregionen vermittelt.
Im menschlichen Gehirn gibt es Netzwerke verknüpfter Hirnregionen, die jeweils für spezielle Aufgaben zuständig sind. Erstaunlicherweise sind diese Netzwerke bereits unter Ruhebedingungen gekoppelt, also auch dann, wenn die betreffende Person nur mit geschlossenen Augen im Kernspintomographen liegt. Die Münchner und Jülicher Neurowissenschaftler sind nun der Frage nachgegangen, wie sich diese gekoppelten Ruhe-Netzwerke bei Synästheten darstellen. Dazu erfassten sie zunächst durch psychologische Tests verschiedene Aspekte der individuellen Wahrnehmungen von 12 Synästheten. Anschließend analysierten sie in einer zehnminütigen Messung mit funktioneller Kernspintomographie deren Hirnruhezustand. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass bei Synästheten die Netzwerke unter Ruhe vielfach stärker verknüpft sind als bei Nicht-Synästheten. Zudem ist die Kopplung umso stärker ausgeprägt, je stabiler die synästhetischen Wahrnehmungen der einzelnen Probanden sind.
Die Studie, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ veröffentlicht ist (DOI:10.1523/JNEUROSCI.5401-11.2012), berichtet somit erstmals, dass die verstärkten Sinnesverknüpfungen bei Synästheten durch vermehrte funktionelle Koppelung zwischen Hirnregionen entstehen. Diese Ergebnisse legen zudem nahe, dass die gekoppelte Hirnaktivität unter Ruhe die Phänomenologie der menschlichen Wahrnehmung direkt beeinflusst.
Kontakt:
Valentin Riedl
Abteilung für Neuroradiologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
Ismaningerstraße 22, 81675 München
E-mail: valentin.riedl@mytum.de.
http://www.neurokopfzentrum.med.tum.de/tmpTUMNIC23480a/tumnic/
Peter H. Weiss-Blankenhorn
Kognitive Neurowissenschaften, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Forschungszentrum Jülich
Leo-Brandt-Straße 5, 52425 Jülich
E-mail: P.H.Weiss@fz-juelich.de;
Verknüpfung bei Nicht-Synästheten
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Verknüpfung bei Synästheten
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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