idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.08.2012 10:33

Unstatistik des Monats: Dick macht doof und depressiv

Joachim Schmidt Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die Unstatistik des Monats August sind Meldungen in deutschen Medien zu ursächlichen Zusammenhängen von Essgewohnheiten, Depressionen, Intelligenz, Körpergewicht und Schulbesuch. So meldete die „Apotheken-Umschau“ Anfang des Monats, der übermäßige Konsum von Fast-Food löse Depressionen aus. Dabei fasste sie eine spanische Studie zusammen, die zwischen dem Verzehr von Industriebackwaren und Fast Food auf der einen und der Häufigkeit von Depressionen auf der anderen Seite einen positiven Zusammenhang festgestellt hatte

    Die Unstatistik des Monats August sind Meldungen in deutschen Medien zu ursächlichen Zusammenhängen von Essgewohnheiten, Depressionen, Intelligenz, Körpergewicht und Schulbesuch. So meldete die „Apotheken-Umschau“ Anfang des Monats, der übermäßige Konsum von Fast-Food löse Depressionen aus. Dabei fasste sie eine spanische Studie zusammen, die zwischen dem Verzehr von Industriebackwaren und Fast Food auf der einen und der Häufigkeit von Depressionen auf der anderen Seite einen positiven Zusammenhang festgestellt hatte (http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=848...). Besonders gefährdet seien Singles, die mehr als 45 Stunden die Woche arbeiteten, ansonsten aber wenig aktiv seien und sich insgesamt ungesund ernährten. Einige Zeitungen ergänzten das Ende des Monats mit Meldungen wie „Dick macht dumm“ (z.B. Ärzte Zeitung), basierend wiederum auf einer Beobachtungsstudie, die einen negativen Zusammenhang zwischen Übergewicht und den Ergebnissen von Intelligenztest aufzeigt (http://www.neurology.org/content/79/8/755). Und dick wiederum wird man unter anderem durch die Schule, wenn man anderen Zeitungsmeldungen des Monats August glauben darf: „Schule macht dick“. Hintergrund war diesmal eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Mainz, derzufolge Kinder gerade in dem Alter, in dem sie üblicherweise eingeschult werden, besonders an Gewicht zulegen (http://www.nature.com/oby/journal/vaop/ncurrent/full/oby2012172a.html).
    In all diesen Meldungen wird wieder einmal der Trugschluss von Korrelation auf Kausalität gemacht oder in den von den Zeitungen gewählten Überschriften zumindest suggeriert. Während eine Korrelation lediglich eine Beziehung zwischen Merkmalen beschreibt, handelt es sich bei der Kausalität um einen ursächlichen Zusammenhang, also Ursache und Wirkung. Dieser Fehler wurde in der „Unstatistik des Monats“ bereits in der Vergangenheit thematisiert. So ist es beispielsweise bei Fast Food mindestens ebenso plausibel, dass Depressionen zu Essstörungen führten und damit die Kausalität in die umgekehrte Richtung verläuft. Ganz allgemein können aus Beobachtungsstudien, die all diesen Meldungen zugrunde liegen, nur unter erheblichen Zusatzinformationen und häufig sehr unrealistischen Annahmen Schlüsse auf Kausalbeziehungen abgeleitet werden. Darauf wird auch in allen Studien, auf die sich diese Meldungen beziehen, mehr oder weniger deutlich hingewiesen. Aber leider bleiben diese Einschränkungen in den Medienberichten in aller Regel unerwähnt. Jedenfalls müssen nach aktueller Faktenlage keine Eltern fürchten, dass ihre Kinder durch die Schule erst einmal dick und dann auch noch dümmer werden.

    Ihr Ansprechpartner dazu:
    Prof. Dr. Walter Krämer Tel.: (0231) 755-3125

    Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).