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Diplomand der Fachhochschule Münster legt für Deutschland einmalige Studie zur HiP-HOP-Szene und deren Bedeutung für die Jugendkultur vor
"...fighte gegen Scheiße, den Respekt muss man sich erstmal verdienen...". Während diese Zeilen aus den Boxen dröhnen, zieht Thorsten Leißing an seiner Zigarette. Mit einem Schritt ist er wieder bei der Anlage und dreht den Lautstärkeregler runter: "Das ist nur ein Beispiel für einen Battle-Text." Er grinst. "Harmlos, da gibt's noch viel krassere Aussagen." Thorsten Leißing weiß Bescheid, wenn es um HiP-HOP geht. Deshalb hat er seine Diplomarbeit am Fachbereich Sozialwesen auch über die Bedeutung der HiP-HOP-Szene für die gegenwärtige Jugendkultur geschrieben - und von seiner Betreuerin, Prof. Dr. Irmgard Jansen, ein dickes Lob kassiert. "Eine tolle Diplomarbeit, zurzeit gibt es keine vergleichbar differenzierte Abhandlung in Deutschland", sagt die Professorin.
Wer wie Thorsten Leißing die Szene kennt, kann über gut gemeinte Projekte von Sozialpädagogen nur den Kopf schütteln. "Die haben oft ein Klischee im Kopf, wissen nicht, was HiP-HOP ist, und mischen sich zu stark ein", so Leißings Fazit. Sein dringender Tipp an Sozialarbeiter lautet daher: In die Szene hineinhorchen, dann den Rahmen für ein Projekt stecken und den Rest der Kreativität der Jugendlichen überlassen.
"Kreativität ist das Einzige, was man mitbringen muss", weiß Leißing. Denn in der HiP-HOP-Szene, die sich jenseits der MTV- und VIVA-Video-Clips bewegt, zählen weder Goldketten noch Klamotten, noch Autos. "Jugendliche definieren sich in der HiP-HOP-Gemeinschaft über ihr Können, der Rest ist egal", so Leißing. In der Musik, im Breakdance, im Graffiti kanalisieren sie ihre Gefühle, Ängste, Aggressionen, ihre Wut. Möglichst authentisch und "real". Jeder bleibt sich selbst und seinen Idealen treu. Deshalb, so glaubt Leißing, habe HiP-HOP so eine große Anziehungskraft auf Jugendliche.
Im Untergrund hat Leißing eine starke Abgrenzung der Szene zur Kommerzialisierung ausgemacht. Wer mit HiP-HOP das große Geld verdienen will, verliert in den Augen der Szene seine "Realness". Außerdem beobachtet er mit Sorge, wie gerade in MTV- und VIVA-Videos verbal Grenzen überschritten werden, die eigentlich für HiP-HOP tabu sind. Diffamierung, Sexismus, Homophobie würden in der "Battle-Kultur" wettkampffähig gemacht, meint Leißing. Dabei hätten Battle-Texte eigentlich viele ironische und spielerische Elemente.
Anhand Leißings Diplomarbeit wird Sozialpädagogen schnell klar, dass HiP-HOP viel mehr ist als Musik. "Das ist eine Lebenseinstellung", philosophiert der 25-Jährige. Die lasse sich nicht in Raster pressen. Und sollte die Botschaft trotz aller Erklärungen nicht rüberkommen, gibt Leißing den Pädagogen noch ein Zitat von KRS-One, einem berühmten amerikanischen Rapper, mit auf den Weg: "You are HiP-HOP, love yourself and your expression, you can't go wrong".
Thorsten Leißing hat in seiner Diplom-Arbeit die deutsche HiP-HOP-Szene unter die Lupe genommen und ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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