Mit den unterschiedlichen Anforderungen an mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch umgehen zu können, ist ein zentraler Aspekt von Sprachkompetenz. Angehende Lehrerinnen und Lehrer werden noch nicht hinreichend auf den Umgang mit Lernenden vorbereitet, die Deutsch als Zweitsprache sprechen.
„Mündlicher Sprachgebrauch zwischen Normorientierung und pragmatischen Spielräumen“ war das Thema einer Tagung an der Universität in Landau, die von Landauer Sprachwissenschaftlern ausgerichtet wurde. „Im Ergebnis herrschte unter den Teilnehmern Konsens, dass die Gesprochene-Sprache-Forschung stärker als bisher auf die Lehrpläne der Bundesländer für das Fach Deutsch Einfluss nehmen muss. Mit den unterschiedlichen Anforderungen an mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch umgehen zu können, ist ein zentraler Aspekt von Sprachkompetenz“, erklärte der Tagungsleiter, Professor Dr. Jan Georg Schneider. Die anwesenden Sprachwissenschaftler und –didaktiker wollen auch ihre Forschungsergebnisse in Lehrwerke einarbeiten und in der universitären Lehrerausbildung fest verankern. Hierfür wurden bereits erste Ideen für künftige Projekte und Kooperationen ausgetauscht.
Die Frage nach Normen der Mündlichkeit ist nicht nur für den muttersprachlichen Deutschunterricht von Bedeutung, sondern gewinnt durch die zunehmende Zahl von Migranten und Flüchtlinge an Aktualität. In vielen Studiengängen werden angehende Lehrerinnen und Lehrer noch nicht hinreichend auf den Umgang mit Lernenden vorbereitet, die Deutsch als Zweitsprache sprechen. „Besonders dringlich stellt sich derzeit auch die Frage, welches Deutsch bei der Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache eigentlich unterrichtet werden sollte“, betonte Schneider. Hier könne die Orientierung an den Gebrauchsnormen alltäglicher Mündlichkeit eher zu schnellen Erfolgen führen als die Arbeit an geschriebenen Texten.
Die Tagung wurde im Rahmen des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Landauer Projekts „Gesprochener Standard“ von germanistischer und romanistischer Sprachwissenschaft organisiert. Neben Sprach- und Sprechwissenschaftlern aus Germanistik und Romanistik nahmen an der Tagung Sprachdidaktiker, Lehrkräfte und Lehramtsstudierende teil. Durch die Zusammenstellung der Teilnehmer und der einzelnen Beiträge wurden die Perspektiven von Gesprochene-Sprache-Forschung, Interaktionaler Linguistik, Sprachdidaktik und linguistisch fundierter Sprachkritik zusammengeführt.
Die Beurteilung gesprochener Sprache, so eine Ausgangsüberlegung bei dieser Tagung, dürfe nicht einfach nach den Maßstäben der schriftsprachlichen Norm erfolgen. Um gesprochene Sprache angemessen beschreiben und bewerten zu können, ist es unverzichtbar, auch die spezifischen Eigenschaften des Mediums der gesprochenen Sprache zu reflektieren. Die gesprochene Sprache ist im Gegensatz zur Schrift von vornherein Teil eines Interaktionsprozesses, in dem Produktion und Rezeption synchron stattfinden. Beispiel: „Das Fenster da – können Sie das mal bitte schließen?“. Bei einer solchen Äußerung wird erst – meistens mit einer Zeigegeste – auf einen Gegenstand referiert und anschließend etwas darüber ausgesagt. Die Trennung führt zu kognitiv leichter zu verarbeitenden, kleineren Informationseinheiten, während in einem schriftlichen Text die Informationen dichter gepackt wären („Können Sie dieses Fenster bitte schließen?“).
Kontakt:
Professor Dr. Jan Georg Schneider
Institut für Germanistik
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Tel: 06341/280-32466
E-Mail: schneiderj@uni-landau.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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