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11/20/2001 - 11/20/2001 | Berlin

MEDIENGESELLSCHAFT ANTIKE?

Information und Kommunikation vom Alten Ägypten bis Byzanz
Altertumswissenschaftliche Vortragsreihe an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Die technische Entwicklung unserer Zeit hat die Speicherung und Verbreitung von Information auf eine neue Grundlage gestellt. Elektronische Medien eröffnen beflügelnde aber auch bedrohliche Perspektiven. Diese aktuelle Erfahrung schärft den Blick für die soziale und kulturelle Rolle von Information und Kommunikation in den Kulturen des Altertums. Schon damals wurden wirkungsvolle Techniken zur Speicherung, zur Sicherung und Verbreitung ideologischer, ökonomischer und kultureller Botschaften geschaffen. Politische Strukturen, Herrschaft wie Widerstand, fußten auf der Kontrolle und dem Gebrauch der Medien sozialer und kultureller Kommunikation. Wie heute waren weite Bereiche der Wirklichkeit der Mehrzahl der Bevölkerung nur im Bild der Medien zugänglich. Diese Wechselwirkung zwischen der sozialen und kulturellen Organisation einerseits und der Ausbildung und dem Gebrauch spezifischer Kommunikationsmedien andererseits, eine Grundfrage der kulturwissenschaftlichen Analyse, will die altertumswissenschaftliche Vortragsreihe an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in den Blick nehmen.
Die einzelnen Beiträge schöpfen aus vier Jahrtausenden Menschheitsgeschichte, vom pharaonischen Ägypten bis zum
Byzantinischen Kaiserreich. Ein reiches Quellenspektrum (Literaturwerke, Inschriften, Urkunden, Münzen, Wandbilder,
Bauten ...) zeigt, wie schon damals durch Massenkommunikation, aber auch Geheimhaltung und Verschlüsselung von Botschaften, durch die Herstellung von Öffentlichkeit, aber auch durch Manipulation und Fälschung, durch den ideologischen Monolog der Machthaber, aber auch durch Kritik und Subversion komplexe und widersprüchliche Formen der kulturellen Kommunikation lebendig waren.
Dadurch ist es möglich, das Schlagwort "Mediengesellschaft" mit Blick auf die Kulturen der Alten Welt vielfältig mit Substanz zu füllen.

EINFÜHRUNG

20. November 2001
Werner Eck: Herrschaft und Kommunikation in antiken Gesellschaften: Das Beispiel Rom
Herrschaft ist ohne Kommunikation undenkbar. Rom hat eine Vielzahl von Mitteln geschaffen, durch die es seine Herrschaft sichtbar und begreifbar machte. Zeichen wie die Rutenbündel, die Adler der Legionen, Statuen der Herrscher und ihre Münzporträts gehörten dazu, doch ebenso die Briefe der Statthalter, die im Theater verlesen oder auf Bronze- und Steinplatten publiziert wurden. Dem entsprach die Antwort der Reichsbewohner, die sich in ebenso vielfältigen Formen präsentierte: in Bauten, Ehrenstatuen, Briefen und Gesandtschaften. Der öffentliche Raum Roms und der Städte des Imperium wurde auf diese Weise durch die Botschaft von der Herrschaft Roms durchdrungen.

MEDIEN UND TECHNIK

27. November 2001
Melsene Gützlaf: Polybios, der Leonardo des Altertums. Erfinder und Geschichtsschreiber im 2. Jahrhundert v.Chr.
Exemplarisch werden einerseits von Polybios weiterentwickelte Techniken der codierten Nachrichtenübermittlung im Krieg und andererseits von ihm angewandte Techniken der Verschlüsselung im zivilen Bereich vorgeführt. Außerdem wird der Autor, der als Grieche in Rom lebte, als Person und Geschichtsschreiber gewürdigt, sein Welt- und Geschichtsbild in Grundzügen erläutert.

4. Dezember 2001
Peter Habermehl: Die virtuelle Bibliothek. Isidor von Sevilla oder die schlaflosen Nächte des Enzyklopädisten
In seinen "Etymologien" sichtet Isidor von Sevilla ( 636) das gesamte der Spätantike noch verfügbare Weltwissen, von den Höhen der Theologie oder Astronomie bis in die Niederungen des Alltagslebens. Das Werk beerbt und beendet die Tradition römischer Lexikographie und bereitet wie kaum ein anderes der mittelalterlichen Gelehrsamkeit den Boden.

11. Dezember 2001
Thomas Pratsch: Dezentrales Netz und Chiffre. Zum Kommunikationswesen byzantinischer Mönche
In jahrelangen schismatischen Auseinandersetzungen entwickelte der byzantinische Klosterbund um das Studioskloster in Konstantinopel ein Kommunikationsnetz, das auch im Falle der Ausschaltung der Zentrale (z. B. durch Verbannung des Vorstehers) den Zusammenhalt der Gemeinschaft sicherstellen konnte. Diese und andere Analogien zu aktuellen Problemen und Problemlösungen moderner Kommunikationssysteme sollen aufgezeigt werden.

MEDIEN UND GESELLSCHAFT

18. Dezember 2001
Stephan Seidlmayer: Frohe und andere Botschaften. Kult und Kommunikation im Alten Ägypten
Religion und Kult standen im Mittelpunkt der pharaonischen Kultur. Große rituelle Ereignisse, zumal die Prozessionsfeste der bedeutenden Tempel, bildeten eine Sphäre der öffentlichen Kommunikation. Im Rahmen dieser rituellen Begehungen wurden jedoch nicht nur theologische Konstruktionen zur Sprache gebracht; sie schufen auch eine Bühne, soziale Machtstrukuren eindrucksvoll in Szene zu setzen und zu legitimieren.

8. Januar 2002
Peter Kruschwitz: "Omnis humanitas praestatur - Jeglicher Komfort wird geboten!" Werbung, Reklame und Wahlpropaganda im alten Rom Geschäftsreklame und Wahlpropaganda vermitteln stets einen Einblick in die alltäglichen und weniger alltäglichen Bedürfnisse einer Gesellschaft, darüber hinaus sind sie Zeugnis für die mediale Erreichbarkeit weiter Volksschichten. Im Rahmen des Vortrags werden ausgewählte Beispiele vorgestellt, interpretiert und im Hinblick auf die übergeordnete Fragestellung der Veranstaltungsreihe ausgewertet.

15. Januar 2002
Christoph Markschies: Schreiben Christen andere Briefe als Heiden? Zur brieflichen Kommunikation in der kaiserzeitlichen Antike
Der Brief scheint als Medium der Kommunikation außer Gebrauch zu kommen. So sagen jedenfalls viele. Oder vielleicht doch nicht? Schließlich sind e-mails auch Briefe. Auch in der Antike gab es ein reiches formales Repertoire von Briefen und brieflichen Mitteilungen. Haben die Christen dieses Repertoire einfach übernommen? Oder kann man an einem Brief erkennen, ob ihn ein Christ schrieb? Solche und andere Fragen behandelt der Vortrag und bei der Behandlung der antiken Texte wird manche Parallele zur Gegenwart deutlich werden.

MEDIEN UND WIRKLICHKEIT

22. Januar 2002
Claudia Ludwig: Mittel der Manipulation. Ein kirchenpolitischer Kurswechsel im Byzantinischen Reich
Auf dem 7. Ökumenischen Konzil im Jahre 787 in Nikaia wird nach dem sogenannten Bildersturm die Ikonenverehrung
eingeführt. Die Analyse der Quellen und Ereignisse soll dazu dienen, auf folgende Fragen eine Antwort zu finden: Welche Medien standen damals zur Beeinflussung von Personen und Gremien zur Verfügung, wie wurden diese eingesetzt und
bewertet? Wieweit sind aus den überlieferten Informationen die Ereignisse rekonstruierbar?

29. Januar 2002
Ulrike Peter: Götter auf Reisen. Münzbilder über die Verbreitung ägyptischer Kulte in Provinzen des römischen
Reiches
Antike Münzen waren zunächst Geld, also Zahlungsmittel. Gleichwohl trugen sie Botschaften und waren das erste
Massenkommunikationsmittel. Wer war verantwortlich für die Ikonographie der städtischen Bronzeprägung? Welche
Aussageabsichten steckten hinter der Auswahl der Bilder? An wen waren die Botschaften gerichtet und wie wurden sie
verstanden? Am Beispiel der Münzbilder mit ägyptischen Gottheiten sollen Antworten auf diese Fragen gesucht werden.

5. Februar 2002
Stefan Grunert: Nachrichten an die Zukunft. Wert- und Zeitvorstellungen für die Nachwelt auf den Wänden altägyptischer Gräber
Bilder und Inschriften auf den Wänden altägyptischer Gräber überliefern die Idealvorstellungen eines spezifischen Weltbildes. Eine Darstellung der Quellen und der Informationen, die sie überliefern, zeigt, daß dadurch über drei Jahrtausende bewußt die Gesellschaft im Niltal geprägt wurde und daß man auch davon ausging, daß dieser Blickpunkt für die ferne Zukunft gültig bleiben würde.

RÜCKSCHAU

12. Februar 2002
Mediengesellschaft Antike?
Podiumsdiskussion mit Tonio Hölscher, Christian Meier und Bernd Seidensticker

Information on participating / attending:

Date:

11/20/2001 19:00 - 11/20/2001

Event venue:

Die Vorträge finden im Gebäude der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt (Jägerstraße
22/23) jeweils dienstags um 19 Uhr c.t. statt.
10117 Berlin
Berlin
Germany

Target group:

all interested persons

Email address:

Relevance:

transregional, national

Subject areas:

Types of events:

Entry:

10/08/2001

Sender/author:

Renate Nickel

Department:

Kommunikation

Event is free:

unknown

Language of the text:

German

URL of this event: http://idw-online.de/en/event4684


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