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03/28/2012 10:09

Unwissen und Missverständnisse im europäischen Friedensprozess

Stefanie Wiehl Geschäftsführung / Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz

    Am 11. und 12. April 2012 veranstaltet das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) unter der Leitung von Dr. Martin Espenhorst einen Workshop zum Thema »Unwissen und Missverständnisse im europäischen Friedensprozess«. Diskutiert wird die These, Friede in Europa im Zeitraum zwischen 1450-1789 sei unter anderem wegen kulturellen und kommunikativer Differenzen nicht dauerhaft möglich gewesen. Außerdem lädt das IEG im Rahmen des Workshops am Mittwoch, 11. April um 18 Uhr zum öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Martin Kintzinger (Münster) ein. Der Vortrag behandelt das Thema »Ignorantia diplomatica. Konstruktives Nichtwissen in der Zeit des Hundertjährigen Krieges«.

    Über Unwissen, Missverstand und Ignoranz wurde schon in der Frühen Neuzeit in Diplomatie, Völkerrecht und auch Philosophie reflektiert. Und die Kategorien des Unwissens waren und sind noch heute durchaus präsent: Bei der Amnestie geht es beispielsweise um bewusstes Vergessen, Geheimartikel sollen die Transparenz von Inhalten und Kenntnissen steuern, Missverstand ist eine häufig in Präambeln aufgeführte Begründungsmetapher. Auf Friedensverhandlungen fand sowohl der Austausch von Kenntnissen, Information und Fehlinformation als auch von positiv oder negativ konnotierten Bildern statt – Bilder, die sich die Verhandlungspartner voneinander machten, aber auch Vorstellungen von den Ursachen der Konflikte und Erwartungshaltungen, Denk- und Handlungstraditionen sowie Vertrauen und Misstrauen der Vertragspartner untereinander spielten dort hinein. Missverständnisse entstehen und entstanden nicht zuletzt durch Translationsdefizite.
    Es sind hierbei verschiedene Ebenen zu unterscheiden: Die völkerrechtliche und zwischenstaatliche Ebene des Vermittlers, der zwischen Vertragsparteien moderiert; die diplomatische Ebene des Gesandten, der die Instruktionen seines Fürsten (seiner Regierung) umsetzt, und die philologische Ebene des Dolmetschers, der sich dem sprachlichen Transfer von Texten widmet. Dass die europäische Diplomatie die Gefahr von Missverständnissen und Fehlinterpretationen einkalkulierte, zeigen eine Reihe von zwischenstaatlichen Verträgen und Artikeln, in denen eine Interpretationshilfe vereinbart wurde oder die Ergebnisse bereits abgeschlossener Friedensverträge nochmals – gewissermaßen mit anderen Worten – auf eigens einberufenen Kongressen fixiert wurden. Dass sprachliche und sonstige kulturelle Missverständnisse nicht nur im interkulturellen Verkehr – etwa zwischen westeuropäischen und osmanischen Vertragspartnern – auftreten konnte, zeigen die Akten und Unterlagen des Westfälischen Friedens von 1648, die Acta Pacis Westphalicae (APW), die auch Verständigungsprobleme innerhalb der französischen Diplomatie benennt. Sogar Instruktionen, so formal sie auch gestaltet sein konnten, ließen mitunter mehrere Deutungsoptionen zu.
    Der Workshop will die Kategorien des Unwissens und der Missverständnisse näher beleuchten und diskutieren, ob sie als Ursachen für das Scheitern der vormodernen dynastischen Regierungen und Gemeinwesen Europas Frieden herzustellen herangezogen, oder inwieweit sie zu den friedensstiftenden Instrumenten gerechnet werden können? Die Veranstaltung reflektiert einen Teilaspekt, mit dem sich das Mainzer Teilprojekt des Verbundes »Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess. Europa 1450-1789«, geleitet von Prof. em. Dr. Dr. Heinz Duchhardt und Dr. Martin Espenhorst, beschäftigt. Das Projekt selbst sowie die Veranstaltung werden gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

    Ignorantia diplomatica. Konstruktives Nichtwissen in der Zeit des Hundertjährigen Krieges
    Öffentlicher Abendvortrag von Prof. Dr. Martin Kintzinger (Münster)
    Datum: Mittwoch, 11. April 2012, um 18:45 Uhr
    Ort: IEG Mainz, Konferenzraum (1. OG)

    Unwissen und Missverständnisse im europäischen Friedensprozess
    Arbeitsgespräch
    Datum: Mittwoch, 11. April bis Donnerstag, 12. April 2012
    Ort: Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG)
    Alte Universitätsstraße 19 | 55116 Mainz
    Konferenzraum (1.OG)

    Kontakt: Referat Veranstaltungen / Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: 06131 – 39 393 50 | E-Mail: ieg4@ieg-mainz.de

    Eine Anmeldung zum Vortrag ist nicht erforderlich. Die Teilnahme sowohl am Vortrag als auch am Workshop ist kostenfrei.


    More information:

    http://www.ieg-mainz.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    History / archaeology, Language / literature, Politics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Scientific conferences
    German


     

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