Vortragsreihe "AWI hautnah" am Montag, 12. November 2018
Die Antarktis gilt als der stürmischste, kälteste und menschenfeindlichste Kontinent unseres Planeten. Sie bietet keine natürlichen Ressourcen, die eine normale Besiedlung möglich machen. Daher stellt der Betrieb einer ganzjährig besetzten Forschungsstation in jeglicher Hinsicht eine besondere Herausforderung dar. Der Kontinent ist über lange Zeit des Jahres komplett von der übrigen Welt abgeschnitten, es bestehen keine Flug- oder Schiffsverbindungen. Eine Überwinterung unter diesen Bedingungen verlangt außergewöhnliche Anstrengungen von Mensch und Material sowohl in logistischer, medizinischer und menschlich-psychischer Hinsicht.
Die logistischen Erfordernisse sind - mit genügend vorausschauender Planung - im Allgemeinen zu bewältigen. Allerdings sind die Transportwege in ihrem zeitlichen Ablauf nicht komplett planbar, da Wetter und Eisverhältnisse in und um die Antarktis sowohl im Luft- als auch im Schiffsverkehr jedes Jahr erneut eine große Unbekannte darstellen. Schwieriger einzuschätzen und meist auch unvorhersehbar sind die medizinischen Probleme. Trotz einer umfassenden Untersuchung vor Beginn der Mission für jeden Teilnehmer des Überwinterungsteams und auch für Expeditionsteilnehmer während der Sommersaisons sind Unfälle und akute Erkrankungen nicht vorhersehbar. Dank moderner Satellitentechnologie gibt es die ständige Möglichkeit einer telemedizinischen Unterstützung online durch eine Klinik in Deutschland. Diese Anbindung gibt eine größtmögliche Absicherung sowohl für den Arzt auf der Station als auch für alle anderen Mitglieder der Überwinterungsgruppe.
Eine weitere große Herausforderung für eine Überwinterung im kleinen Team von neun Personen stellt die psychosoziale Komponente dar. Eine Überwinterung erstreckt sich insgesamt über 13 Monate, davon sind neun Monate vollkommen isoliert. Der Gedanke für neun Monate von der Außenwelt abgeschnitten zu sein und nur über Internet und Telefon mit der Außenwelt zu kommunizieren, verlangt psychisch und sozial gefestigte Personen. Aber selbst diese Teammitglieder erleben ihre Höhen und Tiefen im Verlauf der neunmonatigen Isolationsphase. Diese Phänomene und Verhaltensweisen sind vielfach von Psychologen untersucht und beschrieben worden. In vielerlei Hinsicht weist eine Überwinterung Parallelen zu einer Weltraummission auf. Deshalb werden die antarktischen Forschungsstationen und ihre Überwinterungsteams auch häufig in Studien miteinander verglichen.
Am 12. November 2018 berichtet Dr. Eberhard Kohlberg, Logistiker am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in der Veranstaltungsreihe "AWI hautnah" über das Arbeiten an der Neumayer-Station III. Als Mediziner hat Kohlberg selbst in der Antarktis überwintert und ist seit dem Jahr 2000 für die Ausbildung der Überwinterungsteams und auch für die Forschung zur Isolation in Kooperation mit der Charité und der Universität München verantwortlich.
Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr im Hörsaal des Alfred-Wegener-Instituts (Am Alten Hafen 26, Bremerhaven); der Eintritt ist frei.
Vortragsreihe "AWI hautnah" - die aktuellen Themen, Referenten und Orte für die Vorträge finden Sie in unserem Veranstaltungskalender unter: http://www.awi.de/ueber-uns/service/veranstaltungen.html
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Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
Neumayer-Station III, Antarktis
Foto: Alfred-Wegener-Institut / Stefan Christmann, CC-BY 4.0
None
Criteria of this press release:
all interested persons
Medicine, Oceanology / climate
regional
Miscellaneous scientific news/publications
German
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