idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/29/2015 16:25

Nanomaschinen: Pirouetten im Sonnenlicht

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    LMU-Forscher haben eine neue Klasse molekularer Motoren entwickelt, die Sonnenlicht als Treibstoff für äußerst schnelle Drehungen nutzen können. Damit stehen diesen Motoren viel breitere Anwendungsmöglichkeiten offen als bisher.

    Im Labor designte Moleküle, die auf externe Reize gezielte Bewegungen ausführen, sind essentielle Bauteile für zukünftige Nanomaschinen: Als molekulare Motoren können sie zugeführte Energie nutzen und in mechanische Bewegungen umwandeln. Viel versprechende Kandidaten für derartige Motoren sind Moleküle, die unter Lichteinfluss ihre Struktur ändern. „Bisherige lichtgetriebene molekulare Motoren funktionieren aber nur mit sehr energiereichem UV-Licht, das die restlichen Maschinenbestandteile oder die Arbeitsumgebung schädigen kann. Das limitiert ihre Einsatzfähigkeit sehr“, sagt Dr. Henry Dube vom Department Chemie der LMU. Dube gelang nun ein entscheidender Fortschritt: Mit seinem Team entwickelte der Chemiker eine neue Klasse molekularer Motoren, die mit weniger energiereichem und daher unschädlichem sichtbaren Licht als Treibstoff auskommen. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Communications“.

    Basis des neu entwickelten molekularen Motors ist das Molekül Hemithioindigo. Hemithioindigo ist ein Photoschalter, der aus zwei unterschiedlichen Kohlenwasserstoff-Molekülen zusammengesetzt ist, die über eine chemische Doppelbindung miteinander verbunden sind. Unter Lichteinfluss verändert Hemithioindigo seine Struktur und rotiert dabei um die zentrale Doppelbindung. Im Unterschied zu bisherigen molekularen Motoren reicht dem neuen Hemithioindigo-Motor energieärmeres sichtbares Licht für diese Rotation – die dabei noch äußerst schnell abläuft: Bei Raumtemperatur dreht sich das Molekül etwa 1000 Mal pro Sekunde – und zwar nur in eine Richtung, wie die Wissenschaftler zeigen konnten. „Wie gut der Motor funktioniert, hat uns selbst überrascht, denn es ist bekannt, dass viele molekulare Motoren nicht vollständig in eine Richtung rotieren, sondern zu einem gewissen Anteil auch rückwärts laufen“, sagt Dube. „Dass es uns beim Design eines solchen komplexen Moleküls gelungen ist, auch die Bewegungsrichtung zu 100 Prozent zu kontrollieren, ist wirklich erstaunlich.“

    Die Möglichkeit, sichtbares Licht als Energiequelle zu nutzen, eröffnet molekularen Motoren ein viel breiteres potenzielles Einsatzgebiet als bisher. „Es ist aber noch eine großer Schritt, molekulare Motoren in komplexere Nanomaschinen zu integrieren und so auch komplexere Funktionen als die hier gezeigte gerichtete Rotation anzutreiben“, sagt Dube. „Das Fernziel ist die Miniaturisierung von künstlichen Maschinen auf die Größenordnung von Molekülen. Mithilfe solcher Nanomaschinen ließe sich eine einzigartige Präzision bei der Bearbeitung oder Veränderung von Materie erreichen, die für viele Forschungsgebiete ganz neue Möglichkeiten eröffnen würde.“
    Nature Communications 2015

    Publikation:
    Sunlight Powered kHz Rotation of a Hemithioindigo Based Molecular Motor
    Manuel Guentner, Monika Schildhauer, Stefan Thumser, Peter Mayer, David Stephenson, Peter J. Mayer, Henry Dube
    Nature Communications 2015
    http://www.nature.com/ncomms/2015/150928/ncomms9406/full/ncomms9406.html

    Kontakt: Dr. Henry Dube
    Department Chemie
    Email: henry.dube@cup.uni-muenchen.de
    Phone: +49 89 2180-77698
    http://www.cup.lmu.de/oc/dube/


    More information:

    http://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2015/dube_motor.html


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Chemistry
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).