idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store

Event



10/06/2005 - 10/08/2005 | Göttingen

Tagung: Das Erdbeben von Lissabon und der Katastrophendiskurs im 18. Jahrhundert

m Mittelpunkt der Veranstaltung steht die kulturgeschichtliche Frage, wie sich - ausgelöst durch das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 - der moderne Umgang mit Katastrophen herausgebildet hat. Dazu sind Beiträge zur Ideengeschichte und zur Mediengeschichte, zur Geschichte der Wissenschaften, der Künste und Literaturen sowie der Philosophien und der Theologien geplant. Die Veranstaltung findet vom 6. bis 8. Oktober 2005 an der Universität Göttingen statt. Sie ist zugleich die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts (DGEJ).

Am 1. November 1755 verwüstete ein Erdbeben Portugals Hauptstadt. In den Trümmern einer der bedeutendsten europäischen Handelsstädte starben rund 30.000 Menschen. "Diese Katastrophe hat das Selbstverständnis des 18. Jahrhunderts verstört. Mit dem Begriff ,Tod des Optimismus' wurde die Erschütterung der europäischen Aufklärung durch das Desaster von Lissabon umschrieben", erläutert Dr. Unger. "Die geologische Erschütterung weitete sich zu einem medialen Großereignis und in der Folge zu einem philosophischen und theologischen, aber auch kulturgeschichtlichen Umbruch aus." An die Stelle von Sünde und Schuld treten Katastrophe und Risiko, in den aufgeklärten Gesellschaften ist nicht mehr von der Sintflut, sondern von der Geologie und Seismologie die Rede. "Neue wissenschaftliche Beschreibungssysteme, apparativ-empirische Naturbeobachtungen und naturkundliche Beschreibungen sind Teil einer längerfristigen Wandlung in der Semantik der Katastrophe, die in der Formierung der modernen Risikogesellschaft mündet", ergänzt Prof. Lauer.

Die Tagung beschäftigt sich mit zentralen Aspekten dieser Entwicklung; sie umfasst dabei fünf Schwerpunkte: Die Beiträge des ersten Themenkomplexes beleuchten, wie das konkrete Ereignis der Katastrophe in den Medien des 18. Jahrhunderts sprachlich und bildlich aufbereitet und verbreitet wurde. In einem zweiten Teil der Tagung soll anhand von weniger bekannten Quellen die "Erschütterung des Aufklärungsoptimismus" untersucht werden. Der dritte Themenschwerpunkt befasst sich mit der Übertragung der Katastrophensemantik auf das Feld der Politik. Dr. Unger: "Das Wort ,Erdbeben' wird schon im 18. Jahrhundert eingesetzt, um politische und militärische Ereignisse mit der Signatur des Katastrophischen zu versehen." Im vierten Themenkreis geht es um die Wissenschaftsgeschichte des Risikos: Das Erdbeben von Lissabon wird zum Katalysator historischer Wandlungen und Prozesse der Modernisierung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die die Entstehung neuer Fächer nach sich ziehen. Der abschließende fünfte Tagungsteil greift die "Ästhetik der Katastrophe" auf. "Zerstörungen und Vernichtungen, das Hässliche, Lebensfeindliche und Lebenswidrige werden in neuer Weise thematisiert und inszeniert", erläutert Dr. Unger.

Information on participating / attending:
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Gerhard Lauer / Privatdozent Dr. Thorsten Unger
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Deutsche Philologie
Käte-Hamburger-Weg 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7526, Fax (0551) 39-19556

Date:

10/06/2005 14:15 - 10/08/2005 12:30

Event venue:

Paulinerkirche, Papendiek 14 (Plenarvorträge)
Heyne-Haus, Papendiek 16 (Sektionsvorträge)
37073 Göttingen
Niedersachsen
Germany

Target group:

Scientists and scholars

Email address:

Relevance:

international

Subject areas:

Geosciences, Language / literature, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Religion, Social studies

Types of events:

Entry:

09/28/2005

Sender/author:

Marietta Fuhrmann-Koch

Department:

Öffentlichkeitsarbeit

Event is free:

no

Language of the text:

German

URL of this event: http://idw-online.de/en/event15002


Help

Search / advanced search of the idw archives
Combination of search terms

You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

Brackets

You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

Phrases

Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

Selection criteria

You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).