Eduard Hurt wird in seinem Vortrag diejenigen Kernporenkomplexe vorstellen, die den gesamten Stofftransport zwischen dem Zellkern und dem Zytoplasma bewerkstelligen. In eukaryontischen Zellen wird das Erbgut (DNA, Chromatin) im Zellkern gelagert, während im Zytoplasma die Eiweiße (Proteine) nach der im Erbgut verschlüsselten Anleitung zusammengebaut werden. Um die genetische Information aus dem Zellkern in das Zytoplasma zu schicken, wird vom Erbgut eine Abschrift, die sog. Boten-RNA (im Englischen 'messenger RNA' oder mRNA), erstellt. Diesen Prozess bezeichnet man als Transkription. Die mRNA wird nach der Synthese am Genort mehrfach verändert, bevor sie schließlich gereift ins Zytoplasma abtransportiert wird. Eduard Hurt wird erläutern, wie sein Forschungsteam mit Hilfe genetischer und biochemischer Ansätze die Transport-Maschinerie entdeckt hat, die den Export der mRNA aus dem Zellkern ins Zytoplasma vermittelt. Außerdem wird er auf die Kopplung der Prozesse der Transkription und des Ausschleusens der mRNA eingehen. Bisher wurde angenommen, dass die entstehenden mRNAs nach mehreren Modifizierungs- und Reifungsschritten allmählich zur Kernperipherie gelangen, um von dort durch die Kernporenkomplexe, die in die Kernhülle eingebettet sind, ins Zytoplasma transportiert zu werden. In Zusammenarbeit mit dem Labor Dr. Ulf Nehrbass, Pasteur Institut Paris, konnte jetzt in lebenden Zellen und in Echtzeit verfolgt werden, wie Gene während ihrer Aktivierung vorübergehend aus dem Kerninneren zur Kernmembran verlagert werden. Dieses beobachtete Andocken eines Gens an der Innenseite der Kernhülle könnte gewährleisten, dass die Boten-RNA bereits im status nascendi in der Nähe der Export-Maschinerie produziert wird, um vermutlich eine effizientere Ausschleusung aus dem Zellkern zu bewirken.
Eduard Hurt (Jahrgang 1955) ist seit 1995 Professor für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und seit 2003 Direktor des Biochemie-Zentrums der Universität Heidelberg (BZH). Seit 2005 ist er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Teilsektion Zellbiologie).
Zur Akademie Leopoldina
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle an der Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie fördert inter- und transdisziplinäre Diskussionen durch öffentliche Symposien, Meetings, Vorträge, die Arbeit von Arbeitsgruppen, verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse, berät die Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche durch Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen, fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und betreibt wissenschaftshistorische Forschung.
Der Leopoldina gehören etwa 1 200 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen sowie aus den Kultur-, den Technik-, den empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozial-wissenschaften gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben. Unter den derzeit lebenden Nobelpreisträgern sind 34 Mitglieder der Leopoldina.
Information on participating / attending:
Die Teilnahme ist kostenlos.
Date:
03/27/2007 17:30 - 03/27/2007 18:30
Event venue:
Vortragssaal der Akademie
Emil-Abderhalden-Str. 36
06108 Halle (Saale)
Sachsen-Anhalt
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
Types of events:
Entry:
02/13/2007
Sender/author:
Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event19499
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