Im zwanzigsten Jahr nach dem Ende des europäischen Kommunismus boomt nach wie vor die Beschäftigung mit den Ereignissen von 1989/90. Der rasante Zusammenbruch des Kommunismus in Europa und das Ende des Kalten Krieges bedeuteten einen derart starken Einschnitt für Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur, dass hinter der historischen Bedeutung von 1989/90 die jüngste Zeitgeschichte oft genug zu verschwinden droht.
In einer ersten Bestandsaufnahme der Zeitgeschichte nach 1989/90 zeichnen sich fünf zentrale Themenbereiche ab, mit denen sich die jüngste Forschung auseinandersetzt.
Ein erster Themenkomplex fragt dezidiert nach dem Zäsurcharakter von 1989/90. Ein zweiter Themenbereich lässt sich mit dem Wandels des Politischen im Zuge von
Globalisierungs-, Internationalisierungs-, und Europäisierungsprozessen nach 1989/90 beschreiben. Ein dritter Aspekt einer Zeitgeschichte nach 1989/90 betrifft Problemlagen der Globalisierung, wie etwa dem Staatszerfall nach der Auflösung des Ost-West-Konflikts, dem Aufstieg des internationalen Terrorismus und der Durchführung "neuer Kriege".
Als ein viertes zentrales Themenfeld der zeithistorischen Forschung lässt sich der globale Zusammenhang von ökonomischen Prozessen und Entwicklungen, dem Wandel der Arbeitswelt und sozialer Milieus sowie einer Neuorientierung moderner Konzeptionen des Sozialstaates ausmachen. In einem fünften Themenkomplex kann die Entwicklung hin zu einer modernen Medien- und Informationsgesellschaft, die durch Prozesse wie die Medialisierung und technische Innovationen insbesondere der Computerisierung und Vernetzung durch das Internet gekennzeichnet ist, untersucht werden.
Über diese Themenfelder hinaus muss sich die neueste Zeitgeschichte hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Verortung selbst befragen. Denn die Zeitgeschichte als "Epoche der Mitlebenden und ihre wissenschaftliche Behandlung" (Hans Rothfels) ist durch eine besondere Nähe der Historikerinnen und Historiker zu ihrem Untersuchungsgegenstand gekennzeichnet, was die Distanz zur eigenen Forschung erschwert. Wie also kann und sollte historische Forschung konzipiert sein, die sich thematisch mit der Zeit nach 1989 beschäftigt?
Welche Quellen stehen ihr zur Verfügung? Und welcher Methoden kann und muss sie sich bedienen?
Das 8. Potsdamer Doktorandenforum zur Zeitgeschichte möchte zur transdisziplinären Grenzüberschreitung sowie zum Betreten wissenschaftlichen Neulandes einladen. Es sollen Projekte präsentiert werden, die sich mit der Geschichte von, nach und jenseits 1989/90 beschäftigen, dabei räumliche und auch disziplinäre Grenzen überschreiten oder neue methodische Ansätze bereitstellen und damit zu einer Historisierung der neuesten Zeit
beitragen.
Die Diskussion von Doktorandinnen und Doktoranden aus der Geschichtswissenschaft und ihrer Nachbardisziplinen soll dazu beitragen, die Konturen einer Geschichte der Gegenwart zu schärfen, die damit verbundenen Probleme zu benennen und ihre Folgen sowie Aufgaben für die historische Forschung zu diskutieren. Ziel ist es, den Zäsurcharakter von 1989/90 näher zu
bestimmen, die Debatte über die Zeitgeschichte nach 1989 anzustossen und damit eine Ortsbestimmung der neuesten Zeitgeschichte im Jahr 2010 aus den verschiedenen Themen und theoretischen Ansätzen heraus zu leisten.
Information on participating / attending:
Erbeten sind Papers zu Dissertationsprojekten aus dem Fach Geschichte ebenso wie aus den verwandten Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften. Der Abgabetermin für die Beitragsvorschläge (Deutsch oder Englisch, max. 500 Wörter, als Word- oder PDF-Datei) ist der 15. Januar 2010. Die Dauer der Präsentation ist auf 20 Minuten begrenzt. Den ReferentInnen kann ein Zuschuss zu Reise- und Unterkunftskosten gewährt werden.
Teilnehmende, die nicht vortragen möchten, sind herzlich willkommen, werden jedoch um Anmeldung bis zum 5. April 2010 gebeten.
Kontakt:
Thomas Großmann, Anne Krüger, Anja Tack
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
doktorandenforum@zzf-pdm.de
URL: http://www.zzf-pdm.de
Date:
04/16/2010 - 04/17/2010
Registration deadline:
04/05/2010
Event venue:
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Seminarraum
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
Brandenburg
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
History / archaeology, Politics, Social studies
Types of events:
Entry:
12/02/2009
Sender/author:
Marion Schlöttke
Department:
Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event29659
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).