Kann ein ehemaliger Kriegsgegner zum moralischen Vorbild werden? Seit den 1960er Jahren dienten kritischen Intellektuellen in der Sowjetunion Deutschlandbilder als ein Hohlspiegel, der dem eigenen Land vorgehalten wurde – um dessen totalitäre Züge aufzuzeigen, oder um Reue für den Massenterror der Stalinzeit anzumahnen. Die deutsche Vergangenheitsbewältigung, zumeist vereinfacht und verzerrt dargestellt, wurde für eine kleine liberale Minderheit zu einem erstrebenswerten Ideal; zu einem Maßstab, den sie – stets mit enttäuschendem Ergebnis – an ihre Landsleute anlegten. Seit der Perestrojka priesen nicht selten auch deutsche Gesprächspartner ihren russischen Freunden die bundesrepublikanische Vergangenheitsbewältigung als erprobtes „Modell“ an. In- und ausländische Kritiker beurteilen die Demokratietauglichkeit und Reife der russischen Bevölkerung zuweilen danach, ob sie der schreckensreichen Vergangenheit des eigenen Landes mit Schuld und Sühne statt Ehrfurcht und Schweigen begegnete. Heute jedoch erscheint der negative Identitätsdiskurs deutscher Prägung einer wachsenden Zahl von Russen als nationale Schwäche.
Dr. Mischa Gabowitsch, Historiker und Soziologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Einstein Forum, Potsdam
Moderation: Dr. Bettina Greiner, Historikerin; Koordinatorin der Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte, einer Kooperation des Hamburger Instituts für Sozialforschung mit dem Einstein Forum, Potsdam
Information on participating / attending:
Date:
05/02/2011 20:00 - 05/02/2011 21:30
Event venue:
Mittelweg 36, 1. Stock, Raum 106
20148 Hamburg
Hamburg
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
regional
Subject areas:
History / archaeology, Politics, Social studies
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
04/29/2011
Sender/author:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event35181
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