Das Theater im Viertel veranstaltet die Lesung zusammen mit der Fachrichtung Sprechwissenschaft und Sprecherziehung der Saar-Uni und dem Romanistik-Lehrstuhl von Patricia Oster-Stierle. In Oster-Stierles Seminar „Czernowitz an der Seine. Rumänische Schriftsteller in Frankreich“ ist Professorin Amy Colin am kommenden Dienstag ebenfalls zu Gast. Hier spricht sie über Bukowiner Dichterinnen, die in Paris gelebt haben. Das Seminar steht Interessierten offen. Es findet von 16 bis 18 Uhr in Gebäude C5 2, Raum 218.2, statt. Amy Colin hat kürzlich einen Band über das Frühwerk des Dichters Paul Celan zusammen mit ihrer Tante Edith Silbermann, einer Jugendfreundin Celans, herausgegeben.
Paul Celan wurde 1920 im (heute ukrainischen) Czernowitz in einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. 1942 wurden seine Eltern deportiert und kamen ums Leben. Celan selbst wurde in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern festgehalten. Ab 1948 lebte er in Paris. 1952 erschien sein Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ mit dem vielbeachteten Gedicht „Todesfuge“, das den Mord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten thematisiert. „Todesfuge“ kann getrost als das Gedicht des 20. Jahrhunderts gelten, auch wenn Celan selbst das Gedicht als „viel bemüht“ bezeichnete. Zweieinhalb Monate vor seinem Freitod erschienen in der Zeitschrift „Neue Literatur“ die Gedichte „Er“ von Immanuel Weissglas und „Die Blutfuge“ von Moses Rosenkranz. Beide Dichter waren Jugendfreunde Celans. Zu jener Zeit soll Paul Celan, noch tief erschüttert von den Plagiatsvorwürfen der späten 1950er und 1960er Jahre, mit versteinerter Miene durch Paris geirrt sein. Nach seinem Tod fand man auf seinem Schreibtisch einen Gedichtband von Immanuel Weissglas.
Die Lesung will die Texte von Weissglas, Rosenkranz und anderen nebeneinander stellen, nicht aber den längst hinfälligen Vorwurf aufgreifen, Celan habe abgeschrieben. Weissglas sprach von einer Art Wettstreit, in welchem sich Celan und andere zur Czernowitzer Zeit befunden hätten. Der Celan-Biograph John Felstiner wies darauf hin, dass Celan in jeder Zeile von Todesfuge „Wortmaterial aus der zerbrochenen Welt, von der das Gedicht Zeugnis ablegt“, verarbeite. Zu diesem Wortmaterial gehören eben auch diejenigen Texte, die im Theater im Viertel gelesen werden.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Patricia Oster-Stierle
Tel. 0681 302- 3007
E-Mail: p.oster-stierle@mx.uni-saarland.de
oder an: Prof. Norbert Gutenberg
E-Mail: n.gutenberg@mx.uni-saarland.de
Information on participating / attending:
Date:
07/12/2011 19:00 - 07/12/2011
Event venue:
Theater im Viertel
Landwehrplatz 2
66111 Saarbrücken
Saarland
Germany
Target group:
all interested persons
Relevance:
regional
Subject areas:
Language / literature
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
07/07/2011
Sender/author:
Gerhild Sieber
Department:
Pressestelle der Universität des Saarlandes
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event35988
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).