In der UdSSR gewann der Zweite Weltkrieg (rus. der Große Vaterländische Krieg) durch den Kriegsfilm eine besondere politische Brisanz. Denn dieses Genre legitimierte die sowjetische Ordnung als eine geschichtlich folgerichtige, progressive Staatsform, die im Kampf gegen den Faschismus eine historische Bewährungsprobe bestanden habe. In diesem Zusammenhang erhielt der Kriegsfilm einen konsolidierenden und identitätsstiftenden Charakter für sowjetische Bürger – diese Ideologie prägt bis heute russische Selbstbilder. Im Vortrag liegt der Fokus auf der Evolution des sowjetischen Heroismus als filmischem Motiv, das nach drei Jahren des Ukraine-Krieges die Massen für die Idee eines spezifischen Russischseins und gegen „den“ Westen mobilisieren soll.
Irina Gradinari ist Juniorprofessorin für literatur- und medienwissenschaftliche Genderforschung an der FernUniversität in Hagen. Geforscht hat sie unter anderem zu feministischen Blicktheorien, Intersektionalität, Populärkultur und Erinnerungskulturen. In ihrer Promotion befasste sie sich mit mörderischen Geschlechterfantasien in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa („Genre, Gender und Lustmord“), und aus ihrer Habilitation entstand die zweibändige „Kinematografie der Erinnerung“.
Referentin
Irina Gradinari, FernUniversität Hagen
Organisation
Armin Flender, KWI
Felix Dümcke, KWI
Über die CineScience-Reihe „Gefährliche Schönheit“
Kaum ein Medium versteht es so wirkungsvoll, Macht zu inszenieren, Pathos zu erzeugen und Ideologie in verführerische Bilder zu kleiden wie der Film. Ob kathartische Schlachten, heroisch überhöhte Figuren oder dystopische Weltentwürfe – die Leinwand ist voller Szenen, die ästhetisch überwältigen und das Publikum in ihren Bann ziehen können. Oft ist es gerade ihre „Schönheit“, die die Wucht der Botschaft in den Hintergrund rückt oder sogar vergessen lässt; als „faszinierend“ charakterisierte etwa Susan Sontag die Bildsprache, in die Leni Riefenstahl den Faschismus kleidete. Unter dem Titel „Gefährliche Schönheit“ widmet sich CineScience im Wintersemester 2025/26 dieser sinistren Vereinnahmungskunst. Gezeigt werden Filme, die politische Mythen produzieren, Monumente errichten und in stilisierten Dystopien autoritäres Denken spiegeln, aber auch solche, die subtilere Formen der Propaganda betreiben. Das Spektrum reicht von vermeintlich harmloser Unterhaltung über (post-)sowjetische Kriegsverherrlichung bis hin zu martialischen Blockbuster-Filmen.
Information on participating / attending:
Tickets
Karten können Sie beizeiten online buchen oder wie üblich an der Abendkasse erwerben sowie unter Tel. 0201 43 93 66 33 reservieren.
Eintritt: 5,- € | erm. 3,- €
Veranstalter
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in Kooperation mit dem Filmstudio Glückauf.
Date:
01/13/2026 20:00 - 01/13/2026
Event venue:
Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Straße 2
45128 Essen
Nordrhein-Westfalen
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Cultural sciences, History / archaeology, Media and communication sciences, Politics
Types of events:
Exhibition / cultural event / festival, Presentation / colloquium / lecture, Seminar / workshop / discussion
Entry:
11/05/2025
Sender/author:
Anna Abbenhaus
Department:
Pressestelle
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event80428
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).