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Wissenschaft
01/30/2006 - 01/30/2006 | Potsdam
Dazu steht die harte Arbeitswirklichkeit von Designern in Deutschland in einem krassen Gegensatz. Innerhalb der letzten Jahre, speziell nach dem Zusammenbruch der "New Economy", ist der Markt für Designleistungen in Deutschland in einem Maße von Konkurrenz, Überangebot und Dumping gekennzeichnet, dass es heute AbsolventInnen der Hochschulen außerordentlich schwer haben, einen einigermaßen akzeptablen Berufsstart zu vollziehen. "Generation Praktikum" und "Rankism" (vgl. Robert W. Fuller: Somebodies and Nobodies: Overcoming the Abuse of Rank, 2003) treffen in voller Härte auf DesignabsolventInnen zu. Es ist überhaupt nicht unüblich, dass voll ausgebildete Designer über viele Monate hinweg mehrmals hintereinander als Praktikanten eingestellt und gar nicht oder mit einem Hungerlohn abgefunden werden. In Korrespondenz hierzu steht die mannigfaltige Selbstausbeutung freiberuflicher Designer, aber eben auch die schwierige wirtschaftliche Situation kleinerer und mittlerer Designunternehmen.
Hinsichtlich dieses Spannungsfeldes zwischen einem trivialen, projizierenden Designbegriff und der Arbeitswirklichkeit der DesignerInnen ist die Frage zu stellen, ob und in welchem Masse sich DesignerInnen an Idealen orientieren, die einen Berufsethos begründen. Die Geschichte der Disziplin Design ist von zahlreichen und zeitweise sehr starken berufsethischen Orientierungen geprägt. Immer wieder war es das grundsätzliche Bestreben von Designern, mit ihrer Gestaltung das alltägliche Leben der Menschen, vor allem auch der Menschen mit geringerem Einkommen, grundlegend zu verbessern. Der Gedanke des funktionalistischen Design war eng mit dem Ziel der Befreiung der Menschen von Armut, Ausbeutung und unwürdigen Lebensverhältnissen verbunden und in seiner
theoretischen Begründung stark an religiös oder kommunistisch geprägte Sozialutopien angelehnt. Die Angst vor der zerstörenden Wirkung der Industrialisierung hat die Ökologie zu einer Quelle von Werten und Gestaltungsstrategien gemacht. Aber auch die Postmoderne im Design war von emanzipatorischen Zielen getragen: es galt die Phantasie und die Sinnlichkeit gegen ein genuss- und sinnenfeindliches rationalistisch-kaltes Konzept des Verhältnisses der Menschen zu den Dingen zu befreien.
Wo aber nehmen heute Designer ihre Wertorientierung her? Können sich Designer angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation überhaupt Wertorientierungen für die eigene Arbeit leisten? Vielleicht ist auch Design in der nüchternen Normalität eines arbeitsteiligen Prozesses angekommen, in der sich die Frage nach speziellen Wertbegründungen überhaupt nicht mehr stellt? Zu diesen Fragen sollen mögliche Positionen skizziert werden. Zurückgegriffen wird dabei auf die Ergebnisse eines Seminars, in dem im Sommersemester 2005 DesignstudentInnen der Fachhochschule Potsdam Design-Profis und DesignstudentInnen nach ihren berufsethischen Grundsätzen befragt haben.
Rainer Funke, Jahrgang 1957, studierte Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und promovierte 1985 zum Dr. phil. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent in der Abteilung Designtheorie der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein (seit 1990 Burg Giebichenstein - Hochschule für Kunst und Design Halle/Saale ) tätig. 1991 gründete er das Büro Ö-Projekt Designmanagement Halle/Saale. Seit 1992 ist er Professor für Designtheorie am Fachbereich Design der FH Potsdam. Von 1992-94 war er Gründungsdekan des Fachbereichs, von 1994-96 Dekan. Von 1997 bis 2003 war Rainer Funke Leiter des interdisziplinären Forschungsprojekts "Leben im Alter". Er ist seit 2002 Gastprofessor für Theory of Industrial Design an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz (Österreich).
Wie in den vergangenen Jahren, bietet sich auch bei Civitas VI im Anschluss an die Vorträge die Möglichkeit zur Dis-kussion und zum Austausch bei einem Glas Wein. Die FH Potsdam lädt alle Potsdamerinnen und Potsdamer, Berlinerinnen und Berliner, alle Studierenden und Lehrenden und alle sonstigen Interessierten herzlich ein.
Civitas wird unterstützt von Frau Dr. Pia und Herrn Klaus Krone, krone mt, Berlin, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der FH Potsdam e.V. und der Druckerei Feller, Teltow.
Der letzte Civitas-Vortrag in diesem Wintersemester findet am 06.2.2006 statt. Uta Schnell wird über "Arbeit in Zukunft" sprechen.
Information on participating / attending:
Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Patrizia Reicherl, unter Tel. 0331 580-1075 oder e-mail reicherl@fh-potsdam, zur Verfügung.
Das vollständige Programm und Informationen über Civitas I bis VI finden Sie unter http://www.fh-potsdam.de/1409.html
Medieninformationen und Veranstaltungshinweise der FH Potsdam können Sie
auch im Internet abrufen: http://www.fh-potsdam.de/aktuelles.html
Date:
01/30/2006 18:00 - 01/30/2006 20:30
Event venue:
"Schaufenster", Friedrich-Ebert-Str. 6
14467 Potsdam
Brandenburg
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
regional
Subject areas:
Art / design, History / archaeology, Media and communication sciences, Music / theatre, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
Types of events:
Entry:
01/26/2006
Sender/author:
Ulrike Fischer
Department:
Stabsstelle Hochschulkommunikation
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event16121
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