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11/18/2010 - 11/20/2010 | Mainz

Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter: Themen – Foren – Medien

Gab es so etwas wie eine spezifische Streitkultur des konfessionellen Zeitalters? Wie wurde das Phänomen des Streits von den Zeitgenossen des 16. und 17. Jahrhunderts jeweils wahrgenommen und bewertet? Diesen Fragen widmet sich eine internationale und interdisziplinäre Tagung am Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz.

Öffentlich ausgetragene Debatten gehören zu den Grundmerkmalen moderner Gesellschaften. Eine entwickelte »demokratische Streitkultur« (Sarcinelli) gilt mithin geradezu als Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie. Die dieser Wahrnehmung oft implizit zu Grunde liegende These vom »Strukturwandel der Öffentlichkeit« (Habermas) ist in den letzten Jahrzehnten von Seiten der Ge-schichtswissenschaft verschiedentlich relativiert worden. So ist etwa auf die Ausformung einer spezifischen »reformatorischen Öffentlichkeit« (Wohlfeil) in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hingewiesen worden. Zum anderen hat man das Verhältnis von „Absolutismus und Öffentlichkeit“ neu vermes-sen und Vor- und Frühformen der »bürgerlichen Öffentlichkeit« im 18. Jahrhundert nachweisen können (Gestrich, Hölscher).
Das so genannte »konfessionelle Zeitalter« aber, also die Zeit zwischen dem Augsburger Religions-frieden (1555) und dem Westfälischen Frieden (1648), hat in diesem Zusammenhang bislang kaum Beachtung gefunden. Das Phänomen des Streits war dieser Epoche jedoch alles andere als fremd. Zwar stand die offene Austragung von Streit dem weiterhin vertretenen Einheits- und Konsensideal in Kirche und Gesellschaft entgegen. Gleichwohl bildeten sich allmählich Institutionen und Verfahren aus, die solchen Streit ermöglichten. So nahmen die Religionsstreitigkeiten – sowohl zwischen Altgläubigen und Protestanten als auch innerhalb des jeweiligen konfessionellen Lagers – nach dem Augsburger Religionsfrieden und dem Ende des Trienter Konzils (1563) eher zu als ab. Gestritten wurde aber keineswegs nur über Fragen der Religion: Ehr- und Rangstreitigkeiten etwa, bei denen sich die streitenden Parteien oft nicht weniger unversöhnlich gegenüberstanden, können auf ihre Weise als zeittypisch gelten. Auch der Streit zwischen Universitätsgelehrten, Künstlern und Literaten war ein weit verbreitetes Phänomen.
Was hatten diese unterschiedlichen Formen des öffentlich ausgetragenen Streits gemeinsam? Inwie-weit prägten und strukturierten sie die jeweilige(n) historische(n) Öffentlichkeit(en)? Wie wurde das Phänomen des Streits von den Zeitgenossen jeweils wahrgenommen und bewertet? Lassen sich diesbezüglich signifikante Unterschiede zur Zeit der frühen Reformation oder der Frühaufklärung konstatieren? Gab es so etwas wie eine spezifische Streitkultur des konfessionellen Zeitalters? Ausgehend von diesen Fragen will sich die Tagung dem Gegenstand unter drei Gesichtspunkten nähern. Zum einen soll nach den Themen gefragt werden, an denen sich Streit entzündete. Zudem verdient die Etablierung von bestimmten Foren besondere Aufmerksamkeit, die einen Rahmen bereit stellten, in dem Streit, unter weitgehendem Verzicht auf Gewalt, nach formalisierten Regeln ausgetragen werden konnte. Ein ganz wesentliches Charakteristikum der Streitkultur im konfessionellen Zeitalter ist schließlich in der sich wandelnde Rolle der Medien und den Versuchen obrigkeitlicher Kontrolle zu sehen.

Programm

Donnerstag, 18.11.2010

14.00
Heinz Duchhardt (Mainz)
Begrüßung

14.15
Henning P. Jürgens / Thomas Weller (beide Mainz)
Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter. Einführung in das Thema der Tagung

14.30
Irene Dingel (Mainz)
Zwischen Disputation und Polemik – Streitkultur in den nachinterimistischen Kontroversen

15.15
Marcus Sandl (Zürich)
„Von dem Anfang der Zerrüttung“. Streit und Erzählung in den innerprotestantischen Kontroversen der 1550er und 1560er Jahre

16.30
Barbara Mahlmann-Bauer (Bern)
Die Bedeutung von „Gender“ in der Kontrovers-literatur der Reformationszeit. Das Beispiel der Kont-roverse zwischen Ludwig Rabus und Katharina Zell

17.15
Mariano Delgado (Fribourg/CH)
Die Kontroverse De Indis als Paradigma für den Wandel von Streitkultur und Öffentlichkeit im Spanien des 16. Jahrhunderts

Öffentlicher Abendvortrag
19.30
Silvia Serena Tschopp (Augsburg)
Kampf mit publizistischen Waffen.
Kontroversschrifttum jesuitischer und lutherischer Theologen im Kontext des Dreißigjährigen Krieges

Freitag, 19.11.2010

9.00
Judith Pollmann (Leiden)
Parallel universes: time, space, and polemics in seventeenth-century Europe

9.45
Luise Schorn-Schütte (Frankfurt)
Hofprediger und Öffentlichkeit. Überlegungen zum 16. und frühen 17. Jahrhundert

11.00
Kenneth Appold (Princeton)
Disput und Wahrheitsfindung im konfessionellen Zeitalter

11.45
Marian Füssel (Göttingen)
Zweikämpfe des Geistes. Die Disputation als Schlüsselpraxis vormoderner gelehrter Streitkultur

14.30
Barbara Krug-Richter (Münster)
'Rotzsapperment'. Blasphemie in der studentischen Konfliktkultur der Frühen Neuzeit

15.15
Gerd Schwerhoff (Dresden)
Das frühneuzeitliche Duell als Element einer öffentlichen Streitkultur

16.30
Thomas Weller (Mainz)
Trés chrétien oder católico? Der spanisch-französische Präzedenzstreit und die europäische Öffentlichkeit

17.15
Laura Manzano Baena (Madrid)
Diplomats and pamphleteers. Debating the proposed marriage of the Infanta Maria Teresa and Louis XIV in archival and printed sources (1644-1648)

Samstag, 20.11.2010

09.00
Henning P. Jürgens (Mainz)
Das „Urteil der Kirche“ im Osiandrischen Streit. Theologische Öffentlichkeit als Schiedsinstanz

09.45
Kolja Lichy (Gießen)
Jesuiten als Zankapfel. Ein Beispiel für das Streiten im Konsensprinzip des polnisch-litauischen Sejms

11.00
Ursula Paintner (Münster/Berlin)
Streiten über das, was Streit verhindern soll – Die öffentliche Debatte um den Index Librorum Prohi-bitorum

11.45
Arne Karsten (Wuppertal)
Die Karikatur als Medium sozialer Konflikte

12.30
Andreas Gestrich (London)/Markus Wriedt (Frankfurt a.M./Milwaukee)
Schlusskommentare

13.15 Ende der Tagung

Information on participating / attending:
Anmeldungen richten Sie bitte an:
Stefanie Wiehl
Institut für Europäische Geschichte
Veranstaltungen/Öffentlichkeitsarbeit
Alte Universitätstrasse 19
D-55116 Mainz
06131-3939350
06131-3935326
ieg4@ieg-mainz.de

Date:

11/18/2010 14:00 - 11/20/2010 13:15

Registration deadline:

11/15/2010

Event venue:

Alte Universitätstrasse 19
Konferenzraum, 1. OG
55116 Mainz
Rheinland-Pfalz
Germany

Target group:

Scientists and scholars, Students

Email address:

Relevance:

transregional, national

Subject areas:

Cultural sciences, History / archaeology, Politics, Religion, Social studies

Types of events:

Entry:

10/15/2010

Sender/author:

Stefanie Wiehl

Department:

Geschäftsführung / Öffentlichkeitsarbeit

Event is free:

yes

Language of the text:

German

URL of this event: http://idw-online.de/en/event32935


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