idw - Informationsdienst
Wissenschaft
09/20/2001 - 09/23/2001 | Hannover
Konzeption
In welchem Verhältnis die Legitimation der politisch-rechtliche Ordnung eines Gemeinwesens zu religiösen Weltdeutungen steht (1. Aspekt) und wie dieses Verhältnis ggf. theoretisch zu fassen ist (2. Aspekt), schien im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, jedenfalls in Europa, eine nur noch im Rückblick auf überwundene Traditionen relevante Frage zu sein. Die europäische Geschichte im 20. Jahrhundert (Nationalsozialismus/Faschismus und die Konzeptionen zu deren definitiver Überwindung, aber auch die politische Kultur der USA sowie, in ganz anderer Weise, die jüngeren Entwicklungen in islamisch dominierten Staaten) haben gezeigt, daß diese Einordnung des Problems voreilig war.
Zum 1. Aspekt (Politik und Religion)
Die religiöse Legitimation (und Restriktion) politischer Ordnungen des Gemeinwesens hat, in analytischer Perspektive, unter dem Gesichtspunkt der Erzeugung von Massenloyalität zwei Vorzüge:
Sie vermag Ungleichheits-, Herrschaftsverhältnisse im politischen Bereich (Souveränität) als Repräsentation einer weltjenseitigen Instanz von überlegener Vernunft, Autorität und Macht zu legitimieren, das Verhältnis von Heil und Herrschaft gar als eines wechselseitiger Implikation darzustellen, so daß politische und religiöse Weltdeutungen und Imperative sich wechselseitig stützen, ja zusammenfallen.
Sie vermag auf diese Weise die zusammenlebenden Menschen affektiv zu gemeinsamer Orientierung des Fühlens, Denkens und Handelns zu motivieren und damit eine Gesellschaft in besonders hohem Maße trotz bestehender sozialer etc. Differenzen zusammenzuschließen.
Eine solche religiös motivierte und artikulierte Orientierung soll zudem auch und gerade für den modernen Staat unentbehrlich sein: "Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selber nicht garantieren kann" (Ernst Wolfgang Böckenförde).
Zum 2. Aspekt (Politische Theologie)
Politische Theologien sind Deutungen des Verhältnisses von Politik und Religion, welche eine Strukturidentität des religiösen und des politischen Bereiches sowie der für jeden der beiden Bereiche charakteristischen Phänomene (z.B. das absolute Engagement) behaupten und theoretisch-begrifflich zu erfassen suchen, sei es in affirmativer, sei es in kritischer Absicht.
Die Tagung hat das Ziel, die geschichtlich wirkungsmächtigen Gestalten dieses Verhältnisses und deren begriffliche Erfassung zunächst in ihrer Herausbildung in Europa und sodann in verschiedenen Weltgegenden der Gegenwart zu erfassen und deren Verhältnis zur demokratischen Verfassung des modernen Staates zu bestimmen.
In einem 1. Themenblock werden daher die drei in den (west- und mittel-) europäischen Regionen zentralen Gestalten von Religion thematisiert, wie sie sich in der lutherischen Reformation, ihrer kalvinistischen Modifikation und in der katholischen (Gegen-) Reformation herausgebildet haben.
In einem 2. Themenblock werden verschiedene Konzeptionen der Neutralisierung der durch die Konfessionsspaltung geschaffenen politisch-religiösen Lage analysiert, die im 17. und 18. Jahrhundert ausgearbeitet wurden und - zumindest bis ins 20. Jahrhundert hinein - die weitere Entwicklung mitbestimmt haben, wobei die Funktion der Religion für die politische Einheitsbildung besondere Beachtung findet. Denn diese spezifische Konstellation erscheint als eine Besonderheit der europäischen Geschichte, deren Lösungsmodelle aber Anspruch auf universelle Relevanz erhoben haben. Hier wird auch die besondere US-amerikanische Gestalt des Verhältnisses - als Variante oder als Kontrast? - behandelt.
Ein 3. Themenblock wendet sich geschichtlich besonders wirkungsmächtigen Gestaltungen des Verhältnisses von Politik und Religion in verschiedenen, meist in irgend einer Weise von der europäischen Entwicklung beeinflußten Regionen der Welt zu. Daß die Problematik auch in der politischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland weiter virulent ist, soll abschießend gezeigt werden.
B Programm
Donnerstag, 20.9., nachmittags
Eröffnung, Begrüßung
Vorsitz: Prof. Dr. Karl Graf Ballestrem (Eichstätt)
14.45 Systematische Exposition der Thematik
Religion und Politik (Prof. Dr. Jürgen Gebhardt, Erlangen-Nürnberg)
Politische Theologie (Prof. Dr. Henning Ottmann, München)
Diskussion
16.15 Kaffeepause
16.45 Religion und staatliche Ordnung (Glaube und Obrigkeit) bei Luther und im Luthertum
Referent: Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte (Frankfurt/Main)
Kurzkommentar: Prof. Dr. Klaus-Michael Kodalle (Jena)
Diskussion
Donnerstag, 20.9., abends
Vorsitz: Prof. Dr. Theo Kobusch (Bochum)
20.00 Religion und Politik, Kirche und Staat in der spanischen Spätscholastik (bes. Suàrez)
Referent: Dr. Gerald Hartung (Berlin)
Kommentar: Dr. Robert Schnepf (Halle)
Diskussion
Freitag, 21.9., vormittags
Vorsitz: Prof. Dr. Dieter Wyduckel (Dresden)
09.00 Religion und Politik im föderalistischen Bundesstaat (Johannes Althusius)
Referent: Prof. Dr. Peter Nitschke (Vechta)
Kommentar: Prof. Dr. Karl-Wilhelm Dahm (Münster)
Diskussion
10.30 Kaffeepause
11.00 La théorie de la complexion thelocico-politique chez Spinoza
Referent: Prof. Dr. André Tosel (Nice, Frankreich)
Kommentar: Dr. Marin Terpstra (Nijmegen, Niederlande)
Diskussion
12.30 Mittagspause
Freitag, 21.9., nachmittags
Vorsitz: Prof. Dr. Matthias Kaufmann (Halle)
14.30 Religio civilis/civil religion/religion civile: Hobbes-Spinoza-Rousseau
Referent: Prof. Dr. Christian Lazzeri (Paris)
Kommentar: Dr. habil. Horst Hegmann
16.00 Kaffeepause
16.30 Liberaler Staat und jüdische Religion: Moses Mendelssohn
Referent: PD Dr. Daniel Krochmalnik (Heidelberg)
Kommentar: Prof. Dr. Friedrich Niewöhner (Berlin/Wolfenbüttel)
Freitag, 21.9., abends
20.00 Öffentlicher Abendvortrag (in der Universität, Königsworther Platz 1, Conti-Campus, VII/3)
Religion und Politik nach der Aufklärung
Prof. em. Dr. Hermann Lübbe (Zürich)
Sonnabend, 22.9., vormittags
Vorsitz: Prof. Dr. Rainer Schmalz-Bruns (Darmstadt)
09.00 Gott und Staat: Politische Theologie bei Hans Kelsen und Carl Schmitt
Referent: Prof. Dr. Manfred Walther (Hannover)
Kommentar: PD Dr. Reinhard Mehring (Düsseldorf)
Diskussion
10.30 Kaffeepause
11.00 Das theologisch-politische Dilemma der Philosophie des amerikanischen Liberalismus
Referent: PD Dr. Clemens Kauffmann (Regensburg)
Kommentar: Dr. Dr. Manfred Brocker (Köln)
Diskussion
Sonnabend, 22.9., nachmittags
Vorsitz: Prof. Dr. Ingo Ahlers (Hannover)
14.30 Religion und Politik in der islamischen Welt heute
Referent: Prof. Dr. Udo Steinbach (Hamburg)
Kommentar: Prof. Dr. Jamal Malik (Erfurt)
Diskussion
16.00 Kaffeepause
16.30 Religion and Politics in Israel today
Referent: Prof. Dr. Ira Sharkansky (Jerusalem)
Kommentar: Prof. Dr. Micha Brumlik (Frankfurt/Main)
Diskussion
Im Anschluß (ca. 18.00): Gelegenheit zu Treffen der beteiligten Gesellschaften
19.30: Empfang durch die veranstaltenden Gesellschaften, informelles Beisammensein
Sonntag, 23.9., vormittags
Vorsitz: PD Dr. Otto Kallscheuer (Giessen)
10.00 Weltanschaulich neutraler Staat und christlich-abendländische Kultur:
Aktuelle religionspolitische Konflikte in der Bundesrepublik
Referent: Dr. Ulrich Willems (Hamburg)
Kommentar: Prof. Dr. Christoph Link (Erlangen)
Diskussion
Kaffeepause
12.00 Rechtsstaat als profanisierte Zivilreligion: Der Fall Deutschland
Referent: Prof. Dr. Martin Sattler (Heidelberg)
Kommentar: Dr. Wolfgang Vögele (Loccum)
Diskussion
13.30 Schlußwort
Information on participating / attending:
Schriftliche Anmeldung (Anmeldekarte, Fax oder e-mail) ist erforderlich und ist zu richten an:
Prof. Dr. Manfred Walther
LG Philosophie / FB Rechtswissenschaften
Königsworther Platz 1
D-30167 Hannover
Fax +49/511/762 70 10 122. E-Mail: Manfred.Walther@rphil.uni-hannover.de
Die Anmeldung wird bestätigt, sobald der Tagungsbeitrag in Höhe von DM 25,-- / DM 10,-- (Studenten, Erwerbslose) eingezahlt ist auf Konto:
Manfred Walther
Stadtsparkasse Hannover
BLZ 250 501 80
Kto.-Nr. 40 512 118.
Verwendungszweck: "Religion und Politik"
Ausländische Teilnehmer zahlen am Tagungsort.
Unterkunft
Alle Teilnehmer buchen ihre Unterkunft direkt. Preisreduzierte Zimmer (bitte angeben: Religion und Politik) sind reserviert bis Ende Mai 2001 in folgenden
Hotels (incl. Frühstück):
EZ = Einzelzimmer / DZ = Doppelzimmer / E = direkter Fußweg zum Tagungsort
Hotel Alpha Tirol, Lange Laube 20, D-30159 Hannover
Tel. +49/511/13 10 66 u. 76 87 97-0; E-Mail: hotelalpha@t-online.de
EZ DM 128,--, DZ DM 178,--, E: 12 Minuten
CVJM City Hotel, Limburgstr. 3, D-30159 Hannover
Tel. +49/511/36 07-0; Fax +49/511/36 07-177
E-Mail: CVJMCityHotel@aol.com
EZ DM 99,--, DZ 159,--, E: 6 Minuten
Hotel Gildehof, Joachimstr. 6, D-30159 Hannover
Tel.+49/511/36 36 80; Fax +49/511/30 66 44
EZ (WC, teilweise auch Dusche auf Etage) DM 62,50, DZ (Ausstattung wie EZ) DM 125,--
E: 15 Minuten
Hotel Körner, Körnerstr. 24/25, D-30159 Hannover
Tel. +49/511/16 36-0; Fax +49/511/1 80 48; E-Mail: reservierung@hotelkoerner.de
EZ DM 140,--, DZ DM 1^80,--, E: 16 Minuten
Hotel Thüringer Hof, Osterstr. 37, D-30159 Hannover
Tel. +49/511/36 06-6; Fax +49/511/36 06-277; E-Mail: Info@ThueringerHof.de
EZ: DM 130,--, DZ DM 200,--; E: 7 Minuten
Ist ein Hotel ausgebucht, geht die Buchung automatisch an ein preislich benachbartes anderes Hotel weiter.
Preisgünstige Reservierung bis 31. Mai 2001!
Allgemeine Zimmervermittlung:
Hannovert Touristik-Service, Ernst-August-.Platz 2, D-30159 Hannover
Tel. +49/511/16 84-97 32; Fax +49/511/16 84-9707/08
Date:
09/20/2001 14:30 - 09/23/2001 14:30
Event venue:
Leibnizhaus
Holzmarkt 4-6
30159 Hannover
Niedersachsen
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
international
Subject areas:
History / archaeology, Law, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies
Types of events:
Entry:
07/23/2001
Sender/author:
Monika Wegener
Department:
Referat für Kommunikation und Marketing
Event is free:
unknown
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event4294
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).