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08/26/1997 00:00

Schmerzen selbst bekämpfen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Schmerzen selbst bekämpfen

    Kein Placeboeffekt bei psychologischer Schmerzbewältigung

    RUB Mediziner weist Wirksamkeit imaginativer Techniken nach

    Jeder kann aktiv gegen Schmerzen ankämpfen und durch selbst erlernte Entspannungsverfahren und imaginative Techniken als Patient Untersuchungen und Eingriffe in Krankenhäusern, Arzt- und Zahnarztpraxen entspannter überstehen. In seiner Dissertation zeigt Dr. med. Henning Thomas Baberg (betreut von Prof. Dr. em. Gertrud M. Krüskemper, Medizinische Psychologie, Medizinische Fakultät der RUB), daß psychologische Schmerztherapien mehr als nur ein Placeboeffekt sind. Kritiker führten bislang die Wirksamkeit psychologischer Schmerzbewältigungsstrategien auf den Glauben des Patienten an die Therapie zurück.

    Der Unterschied: Mit und ohne Training

    Mit 111 Probanden in drei Gruppen untersuchte der Bochumer Mediziner Entspannungsverfahren und imaginative Techniken zur Schmerztherapie. Eine Gruppe von Versuchspersonen erlernte drei imaginative Techniken. Die Placebo-Gruppe beschäftigte sich zwar mit dem Phänomen Schmerz, erlernte jedoch keine der Therapien. Die Versuchspersonen der dritten Gruppe blieben ganz ohne Training. Alle drei Gruppen wurden dem gleichen Druckschmerz ausgesetzt; Herzfrequenz, Atemfrequenz und Hautleitfähigkeit wurden aufgezeichnet. Die Probanden konnten den zunehmenden Schmerzreiz jederzeit abbrechen. Nach jedem Versuch füllten die Probanden einen Fragebogen über die erlebte Schmerzintensität und ihre Schmerztoleranz aus.

    Patienten gewinnen Kontrolle ueber ihre Schmerzen

    Drei Techniken lernten die Versuchspersonen der ersten Gruppe (Dissoziation, Parästhesie und Analgesie) während einer Druckschmerzreizung anzuwenden. In der Dissoziation fühlt der Patient den schmerzenden Körperteil entweder überhaupt nicht mehr oder erlebt ihn als nicht zum restlichen Körper zugehörig. Durch Parästhesie ändert sich das sensorische Empfinden. Bei dieser Technik achten die Patienten auf Unterschiede zwischen schmerzenden und nichtschmerzenden Körperregionen in verschiedenen Empfindungen. So fühlen sie feine Veränderungen in dem schmerzenden Bereich. Diese Veränderungen können beispielsweise schmerz- und situationsabhängige Wärme oder Kühle, Taubheit oder Prickeln sein. Mit der Analgesie versuchen sie, das Gefühl der Schmerzen im betroffenen Körperteil über die Erfahrung des Patienten mit einer geänderten Körperwahrnehmung zu beeinflussen. Empfindungen wie Leichtheit, oder auch Taubheit lassen sich als Ausgangspunkt für eine Analgesie benutzen. Der Patient stellt sich eines dieser Gefühle an der schmerzenden Stelle vor, um dieses dann in eine Taubheit und Schmerzunempfindlichkeit umzuwandeln.

    Trainierte Patienten nehmen weniger Schmerzen wahr

    Fazit der Studie: Probanden können mit Schmerzbewältigungstherapien den Schmerz länger ertragen, ihn mit einer niedrigeren Intensität wahrnehmen und eine weniger starke psychologische Begleitreaktion zeigen. So ertrugen die Versuchspersonen, die ein psychologisches Schmerztraining anwandten, den definierten Schmerzreiz 318 Sekunden. Probanden der Placebogruppe brachen nach 126 Sekunden, Probanden der Kontrollgruppe nach 129 Sekunden ab. Die Herzfrequenz der Probanden mit Training war während der Schmerzreizung durchschnittlich fünf Schläge pro Minute niedriger als bei den Versuchspersonen der beiden anderen Gruppen.

    Kein Placeboeffekt

    Dr. Baberg führt die nachgewiesenen schmerzreduzierenden Effekte auf die Wirksamkeit der untersuchten psychologischen Schmerztherapien zurück. Einen Placeboeffekt konnte er unter den Bedingungen der Studie nicht nachweisen.

    Auch fuer die Klinik erfolgversprechend

    Die in der Studie untersuchten Trainings sind innerhalb kürzester Zeit erlernbar. Sie wirken nicht nur auf das Schmerzerleben, sondern sind auch in der Lage, die psychologischen Begleitreaktionen (Herzfrequenz, Atemfrequenz, Schweißreaktion) zu beeinflussen. Der Bochumer Wissenschaftler ist überzeugt davon, daß diese Methoden und Trainigs auch in der klinischen Anwendung vielversprechend sind.

    Weitere Informationen

    Dr. med. Henning Thomas Baberg, Abteilung für Kardiologie und Angiologie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken ,Bergmannsheil", Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel.:0234/3026072 oder privat: 0234/490969


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
    transregional, national
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    German


     

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