idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/06/1999 00:00

Erstes Mehrfamilien-Passivhaus vor Fertigstellung

Karin Schneider Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

    Bauherren aufgepaßt: Primärenergieeinsparung von circa 85 % bei Investitions-Mehrkosten von weniger als 7 %? Was nach unseriöser Werbung klingt, wird bald Realität: In Freiburg entsteht ein 4-geschossiges Mehrfamilienhaus mit Büroräumen, das genau diese Eckdaten erfüllt und Mitte Mai bezogen werden soll. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE erstellt Energiekonzept, Tageslicht- planung und Kostenoptimierung.

    Die Siedlung Vauban: Hier war lange Zeit eine französische Garnison stationiert, nun wird kräftig gebaut. 1996 haben eine Hand voll Bauwillige einen Verein gegründet, der die private Finanzierung für das Mehrfamilienhaus mit einer Wohn- und Bürofläche von 1.400 qm übernahm. Das neue Gebäude soll nach Wunsch der Bauherrengemeinschaft "Wohnen und Arbeiten" ökologischen Ansprüchen gerecht werden: Bei einem konventionellen Neubau würden für die Bereitstellung von Raumwärme, Warmwasser und Elektrizität über 80 % mehr CO2 emittiert werden als bei diesem Passivhaus, haben Forscher des Fraunhofer ISE ermittelt. Die Wissenschaftler drückten die investiven Mehrkosten dafür auf unter 300,- DM/qm Wohnfläche - weniger als 7 % des Kaufpreises. Dieser beträgt 4.300,- DM/qm, die Baukosten machen davon einen Anteil von 3.000, DM/qm aus. Das Maßnahmenpaket als Ganzes dürfte sich innerhalb von circa 20 Jahren amortisiert haben - trotz der heute sehr niedrigen Energiepreise.

    Das Gebäude wurde in Schottenbauweise errichtet: mit tragenden Querwänden aus Kalksandstein im Inneren und nichttragenden Außenwänden, die im wesentlichen der Wärmedämmung dienen. Diese Konstruktion wird der Forderung nach minimalen Kosten und hohem ökologischen Standard bei maximaler Flexibilität gerecht: Die Wohnein- heiten variieren zwischen 36 und 170 qm.

    Ein mit Erdgas betriebenes Klein-Blockheizkraftwerk liefert im Winter Strom und Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung. Im Sommer gewinnt eine Solarstromanlage (5 kWpeak, 50 qm) elektrische Energie; Warmwasser erzeugt eine thermische Solaranlage mit 46 qm Flachkollektoren. Gleichzeitig wird durch die Kollektoren der Laubengang im obersten Geschoß überdacht, was Kosten spart. Ein ausgeklügeltes Lüftungssystem mit Plattenwärmetauschern sorgt im Haus immer für frische Luft und hält 82 % der Heizenergie in der Abluft zurück.

    Die Fraunhofer-Forscher optimierten mit Hilfe von Computersimulation auch die Tageslichtnutzung: So bleiben auch im Sommer die Temperaturen im Gebäudeinneren angenehm, Wohn- und Arbeitsräume sind gut ausgeleuchtet. Der Fensteranteil an der Südfassade beträgt 50 %, auf der Ost-, West- und Nordseite lediglich ca. 20 %.

    "Langfristiges Ziel ist es", so der Projektverantwortliche am Fraunhofer ISE, Martin Ufheil, "die Kosten für die Reduzierung der CO2-Emissionen in Richtung Null zu senken". Eine Formel aus Investitionsmehrkosten, CO2-Einsparung und Nutzungsdauer liefert ein Kriterium für die Optimierung. So lassen sich unterschiedliche Maßnahmen hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses vergleichen. Das Resultat: Die Wirtschaftlichkeit von Solarsystemen verbessert sich beim Einsatz in Mehrfamilienhäusern deutlich.

    Wegen der hohen technischen Innovation in Kombination mit einem konsequenten Kostenoptimierungsansatz wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.
    Dazu gehört auch das vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, konzipierte ökologische Sanitärkonzept mit
    Vakuumtoiletten und Biogasanlage zur hauseigenen Kochgaserzeugung.

    Im Herbst beginnt man bereits mit dem Bau eines Nachfolgeprojektes in der Siedlung Vauban: Die zusätzlichen Investitionskosten sollen dann noch geringer ausfallen.

    Informationsmaterial:
    Fraunhofer ISE, Presse und Public Relations
    Tel. +49 (0) 7 61/45 88-1 50, Fax +49 (0) 7 61/45 88-3 42
    e-mail: info@ise.fhg.de

    Ansprechpartner für weitere Informationen

    Bauherren:
    Verein zur Förderung des ökologischen Bauens e.V., Walter-Gropius-Strasse 22, 79100 Freiburg
    Tel. +49 (0) 7 61/456 83 33-6, Fax +49 (0) 7 61/456 83 33-7

    Projektverantwortlich:
    Martin Ufheil, Fraunhofer ISE, Gruppe Solares Bauen
    Tel. +49 (0) 7 61/45 88-1 29, Fax +49 (0) 7 61/45 88-1 32
    e-mail: ufheil@ise.fhg.de

    Pressearbeit:
    Dr. Klaus Heidler, Solar Consulting
    Tel. +49 (0) 7 61/70 72 53-0, Fax. +49 (0) 7 61/70 72 53-1
    e-mail: info@solar-consulting.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Construction / architecture, Electrical engineering, Energy, Environment / ecology, Oceanology / climate
    regional
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).