Prof. Andreas Greinacher hilft bei Heparinunverträglichkeit
Da soll man doch nicht sagen, Internisten wüßten oft nicht, was tun. Sie wissen, wo Spitzenforschung blüht. Unter anderem in Greifswald: auf dem Deutschen Internisten Kongreß in Wiesbaden erhält der Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin (in dem Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin) am Greifswalder Klinikum, Prof. Dr. med. Andreas Greinacher (39), die Hälfte des mit 30000 DM dotierten Preises der Paul Martini-Stiftung. Denn der Transfusionsmediziner, Immunhämatologe und Hämostaseologe, oder allgemein verständlicher: Spezialist für Abwehrreaktionen von Blutzellen und Spezialist für Blutgerinnungsprobleme, hat einen inzwischen international anerkannten Test entwickelt, mit dem Antikörper nachzuweisen sind, die einen Gefäßverschluß ankündigen.
18,5 Millionen Dosen werden täglich in Deutschland an »niedermolekularem« Heparin gegen Thrombose- und Emboliegefahr gegeben, dazu mindestens ebenso viel an unfraktioniertem Heparin. Heparin ist damit das am häufigsten in Kliniken angewandte Medikament. Drei Prozent der Patienten reagieren auf dieses Blutverdünnungsmittel mit einer Abwehrreaktion (Allergie), die zur Bildung von Antikörpern führt. Diese verkehren die Wirkung des Blutverdünnungsmittels Heparin in's Gegenteil. Anstatt Thrombosen zu vermeiden, kann Heparin zusammen mit den Antikörpern zu lebensbedrohlichen Gefäßverschlüssen führen. Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie gilt derzeit als die wichtigste immunologische Arzneimittel-Nebenwirkung. Andreas Greinachers Arbeitsgruppe innerhalb der Greifswalder Forschungsschwerpunkte »Molekulare Medizin« und »Community Medicine« hat ihr Testverfahren zur Thrombozytopenie zum Weltstandard verfeinert.
Danach hat die Gruppe den Pathomechanismus der Heparin-induzierten Thrombozytopenie mit aufgeklärt und Risikofaktoren für Komplikationen herausgefunden (hierfür hat Lena Carlsson, M.Sc. aus der Arbeitsgruppe Greinacher im Februar den Preis für Nachwuchswissenschaftler der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung erhalten). In drei großen Studien hat die Forschergruppe nachgewiesen, daß sich gentechnisch, rekombinant hergestelltes Hirudin, ein gerinnungshemmendes Mittel, hervorragend zur Abwendung drohender Gefäßverschlüsse eignet. In Europa wurde das Mittel 1997, in den USA 1998 zugelassen (Handelsname Refludan®). Das Labor an der Greifswalder Universitätsklinik ist Referenzlabor für Deutschland; die Arbeitgruppe ist derzeit weltweit führend in der Therapie dieser Patienten.
Auch die Wiege dieser high-tech Gentechnologie-Forschung zur Klärung der häufigsten immunologischen Arzneimittelnebenwirkung ist Greifswald. In den 50er Jahren begann hier der Pharmakologe und Pharmazeut Fritz Marquardt mit Versuchen zur Wirkung des damals aus Blutegeln gewonnenen Hirudins.
Die andere Hälfte des Martini-Preises erhalten die Privatdozenten der Medizinischen Hochschule Hannover, Stefanie M. Bode-Böger und Rainer H. Böger für die Aufklärung der Rolle von Stickoxid zur besseren Durchblutung, das sich durch die Gabe der Aminosäure L-Arginin bildet.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Personnel announcements, Research results
German
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