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04/14/1999 08:42

Ausländische Studierende in Thüringen: Tagesseminar am 28.4.99

Roland Hahn Pressestelle
Fachhochschule Erfurt

Etwa 1200 junge Menschen aus aller Welt studieren zur Zeit neben ihren deutschen Kommilitonen an den Thüringer Hochschulen. Manche von ihnen bleiben nur drei Monate, manche fast zehn Jahre, wenn sie z.B. an das Studium noch eine Doktorarbeit anschließen. Warum und wie sind sie gerade nach Thüringen gekommen? Wie geht es ihnen in Thüringen? Wie schätzen sie die Studienbedingungen an den Thüringer Hochschulen ein? Was gefällt ihnen in Thüringen? Was macht ihnen zu schaffen? Würden sie das Studium in Thüringen zu Hause weiterempfehlen?

Eine Arbeitsgruppe der FH Erfurt hat im Auftrag des Ausländerbeauftragten der Thüringer Landesregierung mit Fragebogen und Interviews nach Antworten auf diese Fragen gesucht. Am meisten schätzen ausländische Studierende in Thüringen, so ergab die Untersuchung, den hohen technischen Standard der Thüringer Hochschulen. Ebenfalls besonders gut finden sie die Qualität der Lehre und die Betreuung durch die Hochschullehrer. Gute Noten also für Thüringens Hochschulen!
Schwierig dagegen sind für die ausländischen Studierenden u.a. die rechtlichen Rahmenbedingungen, die ihren Aufenthalt regeln, die kleinen Hochschulorte und die relative Unerfahrenheit der Thüringerinnen und Thüringer mit Ausländern. Auch die Ausländerfeindlichkeit der rechtsextremen Szene macht ihnen zu schaffen.

Die Ergebnisse der Studie werden in einem Tagesseminar präsentiert, das am Mittwoch, den 28.4.1999 in Erfurt stattfinden wird. Eingeladen sind alle, die an der Betreuung von ausländischen Studierenden beteiligt sind oder deren Aufenthalt in Thüringen in irgendeiner Weise mit gestalten. Natürlich sind auch die ausländischen Studierenden selbst und ihre deutschen Mitstudierenden eingeladen. Das Seminar soll zu einem Erfahrungsaustausch über die Lage der ausländischen Studierenden und die Rolle Thüringens als Gastgeber für sie führen. Zwei Referate von Mitarbeitern des Bonner DAAD und der Hochschulrektorenkonferenz Bonn werden in die Thematik einführen, ehe die Ergebnisse der Thüringer Studie vorgestellt werden. Schließlich wird Gelegenheit gegeben, zentrale Fragen des Ausländerstudiums in Arbeitsgruppen zu beraten.

Information und Anmeldung im Büro des Ausländerbeauftragten, Tel. 0361/3792551-553, Fax. 1361/3792555. Anmeldung ist erforderlich.

Info: Prof. Dr. Otto Kruse, Tel. (0361) 6700 552 oder 0171 8262616, e-mail: kruse@soz.fh-erfurt.de


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Addendum from 04/16/1999

Ausländerstudium in Thüringen bedroht
Zu einer Diskussion über die Lage der ausländischen Studierenden in Thüringen laden die Fachhochschule Erfurt und der Ausländerbeauftragte der Thüringer Landesregierung zu einem Tagesseminar am 28.4. in Erfurt ein. Die Ergebnisse der Erfurter Studie werden dort vorgestellt werden.

Information für die Presse: Prof. Dr. Otto Kruse, Fachhochschule Erfurt, Tel 0361 6700 552, e-mail: kruse@soz.fh-erfurt.de

"In fünf Jahren wird kein Afrikaner mehr in Weimar sein", prophezeit ein afrikanischer Doktorand der Bauhaus Universität in einem Interview. Befragt wurde er vom Mitglied einer Arbeitsgruppe der FH Erfurt, die die Lage der ausländischen Studierenden in Thüringen untersucht. Er beklagt sich nicht nur über offene Fremdenfeindlichkeit, sondern auch über die Einstellung der Bevölkerung generell gegenüber Ausländern.
"Ich glaube, die Leute sind manchmal nicht so gewohnt, Ausländer zu akzeptieren", sagt eine Studentin aus Korea. "Ich komme aus einer großen Stadt, und da passiert so etwas niemals. Hier gucken mich viele Leute ganz viel an, oder sie machen mit nach, so eine Sprache wie mjing, jang, jeng. Das ist manchmal lustig, aber ich habe richtig Angst, nachts auf der Straße zu laufen."
Für ausländische Studierende ist Thüringen kein einfaches Studienland. Viele von ihnen kommen aus Großstädten oder Metropolen und leben hier in Kleinstädten wie Weimar oder Ilmenau. Der Ausländeranteil in Thüringen liegt bei lediglich 1.2%, so daß alle Fremden hier wie Exoten wirken. Zwischen drei Monaten und zehn Jahren beträgt die Aufenthaltsdauer. Für die einen nur eine Stippvisite, für die anderen ein beträchtlicher Teil ihres Lebens.
Die Studienbedingungen werden von den ausländischen Studierenden durchweg positiv bewertet. Engagement der Hochschullehrer, Atmosphäre an den Hochschulen und technische Ausstattung werden als gut bis sehr gut bewertet. Mit den Menschen außerhalb der Hochschulen gibt es mehr Probleme. "Ich würde gerne Deutsche kennenlernen," sagt eine Studentin aus Taiwan, "aber ich weiß nicht genau, wie". Eine Antwort gibt ein Student aus Sudan: "Die Deutschen kommen nicht zu dir, du mußt hingehen". Für einen Mann leicht gesagt, für eine asiatische Frau nicht einfach zu verwirklichen. Statt mit Deutschen zusammen, sind die ausländischen Studierenden mehr unter sich - was das Kennenlernen von Sprache und Kultur nicht gerade erleichtert. Auch die deutschen Mitstudierenden sind offensichtlich nicht so leicht zugänglich.
Kulturbrüche, unfreundliches Wetter, Heimweh, Skinheads und Bürokratie sind nur ein paar der Dinge, mit denen ausländische Studierend sich während ihres Aufenthalts in Thüringen herumschlagen müssen. Viele Studierende finden das Leben hier - zumal im Winter - reserviert, abgeschlossen, unzugänglich. Dazu kommt bei vielen die Sorge um die Finanzierung und die Verlängerung ihres Aufenthalts. Die Währungskrise in Asien beispielsweise hat viele Studierende, die von ihren Familien finanziert werden, in große Probleme gestürzt.
Die Thüringer Hochschulen brauchen ausländische Studierende. Diese sind nicht Kostgänger, die hier nur konsumieren, sondern sie bringen viel von ihren Kulturen mit und sie haben - vor allem wenn sie hier ihre Doktorarbeit schreiben - oft hohe wissenschaftliche Qualifikationen. Wissenschaft ist in einer globalisierten, vernetzten Welt auf Internationalität angewiesen. Diese wird ganz wesentlich durch die ausländischen Studenten hergestellt. Wollen Thüringens Hochschulen nicht provinziell sein, müssen sie im ständigen Austausch mit der Welt stehen.
Die Thüringer Hochschulen haben ihre Hausaufgaben in dieser Hinsicht durchaus gemacht, auch wenn der Anteil der ausländischen Studierenden deutlich niedriger liegt als im Bundesdurchschnitt. Thüringen insgesamt aber - das ist das Fazit der Studie - muß noch einiges dazulernen, was den Umgang mit Gästen aus fremden Ländern betrifft.

Programm der Tagung "Ausländische Studierende in Thüringen"

Veranstalter: Der Ausländerbeauftragte der Thüringer Landesregierung
Fachhochschule Erfurt

Termin: Mittwoch, 28. April 1999, 9:30 - 18:30
Veranstaltungsort: Radisson SAS Hotel, Juri Gagarin Ring 127, 99084 Erfurt

Anmeldung: Anmeldung ist erforderlich an: Der Ausländerbeauftragte der Thüringer Landesregierung, Bergstr. 4, 99092 Erfurt. Telefon: 0361 3792 551 - 3, Fax: 3792 555.

Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Zu den Mahlzeiten sind Sie Gast der Veranstalter. Ihre Teilnahme ist gesichert, sofern Sie nicht wegen Kapazitätsüberschreitung eine Absage erhalten.

Programm

10:00 Begrüßung durch den Ausländerbeauftragten der Thüringer Landesregierung, Herrn Peters
10:15 Rüdiger Jütte, Internationale Abteilung der Hochschulrektorenkonferenz, Bonn: Bedeutung und Perspektiven des Studiums ausländischer Studierender in der Bundesrepublik
11:00 Peter Groscurth, Leiter des Referats Betreuung des DAAD, Bonn: Neue Aspekte und Ideen in der Betreuung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen
11:45 Pause
12:00 Otto Kruse, Professor an der Fachhochschule Erfurt: Präsentation der Studie erster Teil: Ausländische Studierende in Thüringen: Ein Überblick
Themen: Darstellung der Untersuchung, Entwicklung der Studierendenzahlen, Herkunftsländer, Bewerbungsprozeduren und Studienplatzvergabe, Spracherwerb, Verteilung auf die Hochschulen, Studienmotive, Studienzufriedenheit, Aufenthaltsdauer, Unterstützung im Studium, Einschätzung der Thüringer Hochschulen aus der Sicht der Studierenden u.a.
12:45 Diskussion
13:00 Pause
14:00 Santina Battaglia, Beratungsstelle für Studierende der FH Erfurt: Präsentation der Studie zweiter Teil: Studienerfahrungen in Thüringen
Themen: Thüringen als Gastland für ausländische Studierende, Stärken und Probleme der Region, Zufriedenheit mit dem Leben in Thüringen, Ausländerfeindlichkeit in Thüringen, Umgang mit Behörden, Beziehung zu den Gemeinden u.a.
14:45 Diskussion und Bildung von Arbeitsgruppen
15:15 Arbeitsgruppen: Perspektiven des Ausländerstudiums in Thüringen
Themen für die Arbeitsgruppen:
§ Politische Rahmenbedingungen des Ausländerstudiums (z.B. Rechtsgrundlagen, Verwaltungsvorschriften): Konfliktpunkte, Spielräume, Veränderungsbedarf
§ Informationspolitik der Hochschulen: Neue Wege der Selbstpräsentation und des Marketings
§ Betreuung und Beratung der Studierenden an den Hochschulen: Was können Institute, Fachbereiche, Studentenvertretungen, Hochschulleitungen, Studienberatungsstellen tun?
§ Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Kommunen: Wo und wie ist Kooperation nötig und möglich?
§ Studienfinanzierung: Wie lassen sich finanziellen Ressourcen in Hochschulen. Kommunen, Wirtschaft, Bund und Land erschließen?

17:15 Schlußfolgerungen: Zusammentragen der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und Formulierung einiger Schlußfolgerungen
18:30 Ende


Criteria of this press release:
interdisciplinary
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Studies and teaching
German


 

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